Liechtensteiner -Landeszeitung.
Vaduz, Samstag
Rro. G.
dm 5. März 1864.
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das
Fürstentum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. —
Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion und in Feldkirch bei der löbl. Wagner'schen Buchhandlung. — Gesetze
und Verordnungen erscheinen in einer Beilage, wofür ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind.
An die Abonnenten der Landes
zeitnng im Fürstenthnme.
Wir bringen hiemit in Erinnerung, daß die Zeitung
bis 1. April aufs Neue bestellt werden muß. Die Abon
nenten wollen deßhalb ihre Bestellungen noch im
Laufe des Monats März bei der Redaktion oder bei den
Herren Lehrern der Gemeinden (für Gamprin bei
Hm. Landrath Kind) machen. Die Zeitung kostet bis
Ende Dezember dieses Jahres 1 fl. 15 Nkr. wo
für die Abnehmer alle Beilagen, Landtagsverhandlun
gen, Gesetzblätter zc. erhalten.
Wir rechnen auf das treue Zusammenhalten unserer
Abonnenten und aller Freunde des Fortschritts. Nur
durch zahlreiche Abnehmer wird der Zweck dieses Blattes:
bessere Einsicht in unser kleines Staatsleben und gemein
nützige Belehrung wirksam erreicht; nur durch eine grö
ßere Zahl von Abnehmern sind wir im Stande die Zei
tung mehrmal im Monate und mit öfteren Beilagen
auszugeben.
Ein Blick auf den vollendeten Jahrgang wird Jeden
überzeugen, daß wir fortschreitend bestrebt waren, den
Inhalt der Zeitung immer mehr den allgemeinen Wünschen
anzupassen. Auch fortan werden wir dieses Streben auf
recht erhalten. Besonders stellen wir in Aussicht, daß
von nun an die Landtagsverhandlungen immer in be
sonderen Beilagen erscheinen werden. Was am Gesetz
blatt weniger, das soll in Landtagsberichten mehr er
scheinen. Würde sich die Leserzahl nur um ein Geringes
erhöhen, so wäre man im Stande die Zeitung 3mal im
Monat auszugeben und außerdem eine eigene landwirt
schaftliche Beilage zu liefern, wodurch im Hauptblatte
Raum gewonnen wird für politische Nachrichten. Das
ist bei den Kriegszeiten, die nicht so bald verschwinden
werden, sehr wichtig und sicher im Wunsche der Leser.
Die Redaktion.
Am 23. Februar ist unser LandSmann, Rektor Peter
Kaiser in Chur seinem Leiden erlegen. An ihm verlor
die Kantonsschule zu Chur einen ihrer durch Kenntnisse,
Lehrgabe und Charakter ausgezeichnetsten Lehrer, schreibt
die „Neue Bündner Zeitg." P. Kaiser, Sohn eines
wohlhabenden Landmannes, war zu Mauren im Jahre
1795 geboren. Ueber seine Jugendjahre ist wenig be
kannt, aber schon auf dem Gymnasium zu Feldkirch muß
der sehr begabte Jüngling außergewöhnliche Fortschritte
gemacht haben, denn bereits im Alter von 19 Jahren
bezog er die Hochschule zu Heidelberg und widmete sich
dort und später in Wien dem Studium vorzüglich der
Geschichte, zugleich auch der Philosophie und Rechtswis
senschaft. Zu jener Zeit wehte ein freiheitlicher und hu
maner Geist in den gebildeten Kreisen Deutschlands.
Wir bewundern und schätzen noch heute die edle, liberale,
menschenfreundliche Richtung des Geistes, an den Män
nern, welche in jener Zeit ihre Jugendbildung empfin
gen. Auch unser Kaiser war ein trefflicher Sohn sei
ner Zeit, und stets den Grundsätzen derselben treu ge
blieben.
i Die Zeitrichtung schlug aber um; jede, auch noch so
unschuldige freiheitliche Aeußerung wurde verfolgt. Un
ter solchen Zuständen gab es für Kaiser keine bleibende
Stätte in Deutschland. Wie viele Hunderte seines Glei
chen suchte er sich einen Wirkungskreis in der freien
Schweiz, fast dem einzigen Lande im damaligen Europa,
wo es dem Manne gestattet war, gemäß seinen Grund
sätzen zu leben und zu handeln. Er wendete sich zuerst
nach Genf, wo er in Verbindung mit andern Männern
' eine wissenschaftliche Zeitung herausgab, dann nach Aver-
den zu Pestalozzi, dem Reformator der alten, verrotteten
und dem Begründer der naturgemäßen, fortschrittlichen
Erziehung und Jugendbildung. Unter den Händen Pe-
stalozzis ward er ein Lehrer im edelsten und vollsten
Sinne des Wortes.
Eine Anerkennung seiner Lehrertüchtigkeit erhielt er
durch die Berufung an die Kantonöschule in Aarau, die
damals in hoher Blüthe stand und eine Reihe der edel
sten Männer unter ihren Lehrern besaß.
In Aarau hatte er viele Anfeindungen zu bestehen.
Seine vernünftigen, liberalen Grundsätze galten den ra
dikalen Elementen seiner Umgebung für konservativ, für
zu wenig fortgeschritten. So wurde er 1836 nach Dis-
sentis und 1842 nach Chur an die Kantonsschule be
rufen. Doch auch hier blieben Verfolgungen nicht aus;
aber der Wind blies aus einer andern Richtung: hier
war er zu sreiimnig. Jedoch einem so milden und ver
söhnlichen Charakter wie Kaiser gelang es bald, die Geg-