Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

ob das Londoner Protokoll den Bund etwas angehe, 
und sagte: nein! Preußen, Oestreich und Mecklenburg 
sagten ja! doch! — und die Andern sagten nichts. In 
14 Tagen soll darüber abgestimmt werden. Wenns end 
lich an den Herzog kommt, Gott weiß es. — Jedenfalls 
kommen die deutschen Hitzköpfe allmählig zur Ruhe und 
das ist auch ein Gewinn für die großen Herren. „Es 
ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu." — 
Andere Neuigkeiten aus der höheren Politik find nicht 
zu melden. Etwa, daß Frankreich 50,000 Mann am 
Rhein aufstellen will, die vorläufig aber nur stumme 
Zuschauer bleiben sollen. 
Vaduz, 17. Febr. Am 15. Vormittag wurde auf 
dem Schloße dahier die Rekrutenaushebung vorgenom 
men. — Nachmittag hielt der landwirthfchastliche Verein 
seine erste diesjährige Sitzung, Einen ausführlichen Be 
richt über die Verhandlungen liefern wir später. — 
Morgen ist eme Landtagssitzung, wobei der Entwurf 
der Gemeindeordnung in Berathung genommen wird. 
Den Bericht über die Verhandlungen bringen wir viel 
leicht schon in 3 Tagen in einer Beilage. 
Vorarlberg. Ein sehr beliebter und als liberal 
bekannter Abgeordneter des Vorarlberger Landtags, Hr. 
Bezirksamts-Ädjunkt Riedl wurde von Amtswegen nach 
Tirol versetzt und der Landtag verliert in ihlp nun schon 
das 3. Mitglied der liberalen Partei. Mehrere Gemein 
den Vorarlbergs ernannten Hrn. Riedl zum Ehrenbür 
ger, ein Beweis, daß das Volk seine Wirksamkeit zu 
würdigen versteht. 
— Die Feldkircher Ztg. erhob Klage gegen den amtl. 
Tirolerboten wegen Ehrenbeleidigung. 
Baiern. Den 12. Februar stieß das Dampfschiff 
„Stadt Zürich" in der Nähe von Münsterlingen auf 
das bairische Dampfboot „Jura", wodurch letzteres nach 
wenigen Minuten in eine Tiefe von etwa 200 Fuß ver 
sank. Die Passagiere und Mannschaft des verunglück 
ten Schiffes sind gerettet; doch wurde ein Matrose er 
drückt und ein Schiffsjunge verlor den Arm. Eine grö 
ßere zum Theil werthvolle Ladung, namentlich gegen 30 
Zentner Seide gieng verloren. Bekanntlich stieß das 
Dampfschiff „Zürich" am 12. März 1861 auf das bairi 
sche Boot „Ludwig" und jetzt überliefert es dessen Nach 
folger, den „Jura", dem nassen Grabe. 
.Schweiz. Äünden In der „N. Bünd.-Ztg." le 
sen wir folgende Zusammenstellung über die Ergebnisse 
der 1863er Weinlese in Chur und der Herrschast. Ehur 
ca. 2H 1,700 Maß, Haldenstein 500, Felsberg 2900, 
Zizers 8'5,000, Jgis 28,500, Malans 189,000, Jenins 
126,800, Maienfeld 204,000, Fläsch 85,500, zusammen 
914,100 Maß. 
Appenzell A. Rh. In Speicher grassirt das 
Scharlachfieber unter den Kindern sehr stark und sind 
schon manche demselben erlegen. Von 8 kleinen Kindern 
einer einzigen Familie wurden innert 10 Tagen 7 der 
selben von jener bösartigen Krankheit befallen;. zwei 
derselben sind bereits gestorben und fünfe liegen noch 
gefährlich darnieder' ' ^ ' 
t t . .. ........ . , ^ . ..... 
Land- und Hauswirthschaftliches. 
Etwas über die Ernährung der Pflanzen, 
zugleich eine probate Medizin für kranke Erdäpfel, Trau 
ben, Seidenwürmer ic. 
Der Leser weiß sicherlich aus der Zeitung, was für 
eine Noth die Italiener mit den kranken Seidenwürmern 
haben; auch die kranken Trauben darf man nicht im 
Gukkasten herumtragen, denn im letzten Sommer lugten 
sie an vielen Trüetern zum Fenster hinein und endlich 
von den kranken Erdäpfeln darf man annehmen, daß sie 
jedem Kinde bekannt sind. Viele kluge Leute haben sich 
schon die Köpfe zerbrochen, um diese Krankheiten zu ku- 
riren. Das war lange Zeit vergebliche Mühe; endlich 
hat's ein Münchner Pflanzendoktor gesunden: der weiß 
den Grund des Uebels und die Kur der Krankheit ist 
nunmehr keine Hererei. 
Aus Nichts schuf Gott die Welt. Das ist fürwahr 
eine schöne Kunst; nur Schade, daß sie noch Keiner dem 
lieben Gott abgelernt hat. Uns fallen die reifen Aepfel 
nicht mehr von selber ins Maul, wie im goldenen Zeit 
alter. Wer was gewinnen will, muß was dran setzen 
und der Leser weiß es so gut als ich: wenn der Bauer 
seinem Acker keine reichliche Düngermahlzeit vorsetzt, so 
ists nicht weit her mit der Ernte. Was der Bauer im 
Güllenfaß zum Acker führt, das bringt er im Türken 
kolben und im Erdäpfelsack wieder heim. Darob darss 
keinem grusen, es ist die reine Wahrheit; freilich ist die 
Wahrheit nicht alle Zeit mundgerecht, sie ist oft und 
für gar Manchen recht unappetitlich! — 
Durch diese Wahrheit wurde der Münchner Doktor, 
eigentlich ein Scheidekünstler (zur Zeit der Herenverbren- 
nung hießen solche Leute Schwarzkünstler), auf folgende 
Gedanken gebracht: „Wenn du herausbringst, aus wel 
chen Stoffen die Pflanzen zusammengesetzt sind, so darfst 
du solche Stoffe nur reichlich auf den Acker bringen und 
es muß eine gute Ernte geben." Er nahm nun ver 
schiedene Ackerfrüchte her, verbrannte sie und malträtirte 
sie auf alle erdenkliche Weise, bis er das Zeug fand, 
woraus der Erdäpfel, der Türken zc. aufgebaut, und zu 
sammengesetzt sind. Da gab es in der Asche dieser 
Pflanzen Kalk, Gyps, etwas wie Knochenasche und noch 
vieles Andere, was man aber nur einem lateinischen 
Bauern begreiflich machen kann. 
Was der Scheidekünstler so herausgebracht, das wur 
de nun probirt, ob's auch richtig sei, denn Probiren geht 
über Studiren. Also! Ein Bauer gibt ihm ein Tür 
kenfeld, worauf noch nie eine Fracht gewachsen — ein 
miserables Stück Boden. Das lvird in 3 gleiche Theile 
abgesondert: Nr. I, II und III und nun werden anno 
1863 Erdäpfel darauf gepflanzt. 
Nr. I blieb ungedüngt und ertrug 100 Pf. Erdäpfel, 
„ II bekam Kuhmist und „ 120 „ „ 
„ III bekam einen künstlich zusammengesetzten Dün 
ger, solche Stoffe, wie sie in der Erdäpfelasche enthalten 
find, und siehe es ertrug 285 Pf. Erdäpfel. 
Nicht wahr, das ist merkwürdig! Mach' sich jeder 
seine eigenen Gedanken darüber, merke aber: der beste 
Dung ist der, welcher alles das enthält, was die Pflan-
	        

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