Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Aeilaj 
Liechtensteiner 
Nr. 
Landtagsverhandlungen. 
Sitzung am 21. Jänner 1864. 
Die Sitzung wird um 10^ Uhr eröffnet. Sekretär 
Fischer verliest das Protokoll der letzten Sitzung, welches, 
da keine Reklamation erfolgt, genehmigt und unterzeich 
net wird. 
Präsident: Der erste Verhandlungsgegenstand be 
trifft das Zehntablösungsgesetz, welches heute zur 2. Lesung 
kommt. Ich werde die einzelnen Paragraphe des Ge 
setzes verlesen. Anträge auf Abänderung wollen sogleich 
angebracht werden; verlangt Niemand das Wort, so 
nehme ich an, daß die Versammlung mit den verlesenen 
Bestimmungen einverstanden sei. 
Das Gesetz wird nun verlesen. Es erfolgen keine 
Abänderungsanträge. 
Präsident: Meine Herren! Ich bringe den Gesetz 
entwurf zur Endabstimmung. Diejenigen Herren, welche 
mit der Faßung und dem Inhalte dieses Gesetzes einver 
standen sind, wollen es zu erkennen geben mit „Ja", 
wer demselben nicht zustimmen will, durch „Nein". Alle 
Stimmen „Ja". — Präsident: Das Gesetz ist angenom 
men. Der Herr Referent Keßler hat das Wort zur 
Verlesung des Referats über den Zollvertrag mit Oestreich. 
Keßler: Ich stelle den Antrag, daß man zuerst den 
Vertrag vorlese, wie das in der Regel mit allen Regie 
rungsvorlagen zu geschehen hat. 
Präs.: Ich ersuche den Hrn. Sekretär Gmelch, den 
Vertrag vorzulesen. 
Gmelch verliest denselben. Nachdem dieses geschehen, 
verliest Referent Keßler den Kommissionsbericht. (Der 
selbe ist in Nr. 3 der Landeszeitung abgedruckt.) 
Präs.: Diejenigen Herren, welche dem Antrage der 
Kommission beistimmen: „dem neuen Zoll- und Steuer 
einigungsvertrag dann Salzlieferungsvertrag vom 24. 
Dez. 186^ sei die Zustimmung zu ertheilen", wollen dies 
zu erkennen geben. 12 Stimmen: „Ja"; Wanger, 
Bargetze, Bucht: „Nein". 
Präsident Schädler: Der Vertrag ist angenommen. 
Meine Herren! Mit dieser Abstimmung haben wir un 
sere Aufgabe in Bezug auf den Zollvertrag gelöst. Wir 
haben die Genugthuung, daß die Bestimmungen des neuen 
Vertrags in allen wesentlichen Punkten mit den Bedin 
gungen übereinstimmen, welche wir in einläßlicher Berück 
sichtigung der Verhältnisse und der Forderungen der gegen 
seitigen Gerechtigkeit stellten, und mit deren Erfüllung 
wir den abzuschließenden Vertrag für das Land als wün- 
schenswerth und annehmbar erklärten. Wir dürfen mit 
Zuversicht hoffen, daß dieser Vertrag, sofern nicht un 
günstige politische Verhältnisse eintreten, dieselben glück- 
e zur 
-Landeszeitung 
4 
lichen Folgen für unseren Staatshaushalt und unsere 
Volkswohlfahrt haben werde, wie der abgelaufene Ver 
trag. Zu dem günstigen Abschlüsse des neuen Vertrags 
hat die vereinte Bemühung des sürstl. Bevollmächtigten, 
des hochgeachteten Herrn Cajetan Ritter von Mayrau 
und unseres verehrten Regierungsvorstandes des Herrn 
Karl Edler von Hausen wesentlich beigetragen. Ihrer 
einsichtsvollen und ausdauernden Bemühung ist es gelun 
gen diese verwickelten und langwierigen Verhandlungen 
zu einem glücklichen Ende zu führen. Ich sehe mich ge 
drungen, diesen beiden Herren unseren Dank hiemit öf 
fentlich auszusprechen und fordere Sie auf, als Zeichen 
der Uebereinstimmung mit mir, sich zu erheben. (Die 
ganze Versammlung erhebt sich.) Einen weiteren An 
trag in dieser Sache behalte ich mir vor. 
Meine Herren! Wenn der Landtag zurückblickt auf den 
Gegenstand dieser Verhandlungen, so darf er behaupten, 
daß er keine Mühe gespart hat, sich möglichst klare Ein 
sicht in den Gegenstand der Verhandlungen zu verschaf 
fen, und daß er die Berathungen mit dem Ernste und 
der Umsicht gepflogen hat, welche die Wichtigkeit des 
Gegenstandes erforderte. Der Landtag darf mit voller 
Beruhigung aussprechen, daß bei den Beschlüssen nur die 
gewissenhafteste Rücksicht für das Landeswohl ihn geleitet 
hat. — M. HH.! Wir gehen nun zum 3. Gegenstand 
der Tagesordnung über: Berathung des Strassenprojek 
tes für Triesnerberg. 
Keßler verliest den Kommissionsbericht: (derselbe wie 
derholt auszugsweise den Inhalt der Regierungsvorlage. 
Da diese schon in Nr. 2 der Landeszeitung mitgetheilt 
wurde, so übergehen wir diesen Theil und geben nur die 
Bemerkungen wieder, welche der Kommissionsbericht aus 
dem volkswirthschaftlichen, finanziellen und technischen 
Standpunkte beibringt. Dieselben lauten): 
Der materielle Wohlstand eines Landes hängt im All 
gemeinen ganz wesentlich von der Vollkommenheit seiner 
Communikationsmittel ab. Das gilt auch von einzelnen 
Gemeinden. Durch gute Wege tritt eine große Erspar- 
niß an Zeit und Geld ein. Bisher mußte der Trisner- 
berger alles, was er von Haus oder nach Haus brin 
gen wollte auf dem Rücken weiter schleppen. Der ge 
ringe ökonomische Fortschritt der Gemeinde Trisnerberg 
ist ganz hauptsächlich dem Mangel an Fahrwegen zuzu 
schreiben. Es bestehen nicht einmal da Fahrwege, wo 
deren Anlage durch die Natur nicht, im Mindesten ge 
hindert ist. Nach der Regierungsvorlage soll nun ein 
Hauptweg hergestellt werden, an den die einzelnen Ne 
benwege anzuschließen hätten. Das wirtschaftliche In-- 
teresse der Gemeinde Trisnerberg und der andern Alp 
besitzer erfordert einen Fahrweg von dem Flachland hin-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.