Liechtensteiner.Landeszeitung.
Zweiter ^atirKanK.
Vaduz, Samstag
Rro. 4.
den K.Februar 1864.
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Deutschland.
Liechtenstein. Vaduz, 3. Februar. (Kurze po
litische Rundschau.) Nachdem die preußischen Volks
vertreter der Negierung das Anlehen für den Krieg in
Dänemark verweigert hatten, machte Herr Bismarck, der
preußische Haustyrann, kurzen Prozeß mit den Herren
„Landständen". Er las ihnen ein langes Sündenregister
vor und schickte sie nach Haus. — Der östreichische
Reichsrath nimmt sich die preußische Kammer zum Exem
pel und verwilligt anstatt 10 Millionen neue Schulden
nur 5, d. i. soviel als der Antheil Oestreichs an der
17 Millionenforderung des Bundestags beträgt. Ob
sich Herr Rechberg ein Erempel an Bismarck nimmt und
den Reichsrath ebenfalls heimschickt, werden wir bald se
hen. — Erzherzog Mar rüstet sich zur Abreise gen Me-
riko. Den östr. Industriellen geht hiemit ein neuer ^tern
auf; schon sei in Trieft ein merikan. Konsul ernannt
für den zu erwartenden Verkehr. Vielleicht gehts da,
wie weiland in Bayern, als Otto in Begleitung von
Millionen (fl.) nach Griechenland zog. Der Ausschuß
der deutschen Abgeordneten in Frankfurt erläßt einen
Aufruf an das Volk und ermuntert die Nation zur Aus
dauer in der Unterstützung Schleswig-Holsteins. Unter
Anderm heißt es in demselben:
„Die Verträge, ein Deckmantel früherer Schmach, nich
tig von Anbeginn, überdies von Dänemark vielfach ge
brochen, sind durch den Tod Friedrich's VII. und durch
das Aufleben der Augustenburger Erbfolge inhaltlos ge
worden. Zwölf Jahre lang ließ man sie mit Füßen
treten; jetzt, wo ihr Vollzug der Sache der Herzogtü
mer tödtlich wäre, setzt man Heere in Bewegung, um
diesen Vollzug zu erzwingen.
„Die Anerkennung des Herzogs Friedrich, den das
eigene Volk einmüthig mit lauter Stimme anerkannt,
darf durch keine Ausflucht, keilte armselige Formfrage län
ger zurückgestellt werden. . .. Keine Regierung wird fer
nerhin Anspruch haben auf die Achtung und das Ver
trauen des Volkes, die nicht der Sache der Herzogtü
mer, d. h. der Sache Deutschland's, ihre ganze Wehr
kraft ohne Rückhalt zur Verfügung stellt. Das deutsche
Volk ist von der Ueberzeugung erfüllt, daß für Deutsch
land eine Stunde gekommen ist, wo nur der Entschluß,
ehrenvoll Alles zu wagen, die Gefahr abwende, schmach
voll Alles zu verlieren.
„Laßt nicht ab, die guten Regierungen zu stützen,
weist die kleinmüthigen Einflüsterungen von euch: es sei
doch Alles vergeblich; ihr habt noch nicht Alles gethan!
Wir sprechen nicht vom gewaltsamen Umsturz als einzi
ges Rettungsmittel; er ist das Letzte und Aeußerste, zu
welchem ein Volk nur greifen darf, wenn es alle gesetz
lichen Mittel bis auf die Neige erschöpft hat; handelt in
der Ausübung eures gesetzlichen Rechtes, statt revolutionär
zu sprechen.
„Macht die Politik zu eurer Berufsarbeit, verbreitet
die Bewegung über Stadt und Land, über alle Klassen
der Gesellschaft, erneuert rastlos eure Forderungen, be
stürmt die saumseligen Fürsten, erdrückt mit euren Ankla
gen die pflichtvergessenen Minister. Verweigert den
schlechtgesinnten Regierungen das Geld für die Ausfüh
rung ihrer Pläne, steuert von eurem Reichthume für die
Unterstützung der Herzogthümer; gebt, wenn die Zeit ge
kommen ist, Waffen und Männer u. s. f."
Feldkirch, 29. Jänner. Ueber den Zustand des
dreifachen Mörders I. Gasser in der Frohnfeste zu Bre-
genz erfahren wir, daß er bedeutend gekräftigter sei, die
selbst beigebrachte Wunde an der rechten Hand sei bei
nahe geheilt. Ueber seine Gemüthsstimmung erzählt man,
daß sein früherer Trotz so ziemlich wieder zurückgekehrt
sei.
Cassel. Prinz Friedrich von Hanau, Sohn des
Kurfürsten, ist vom Obergericht unter Euratel gestellt
und Polizeidirektor Schmitt zu dessen Eurator ernannt
worden.
Braunschweig, 23. Jan. Die „Halberst. Ztg."
erfährt aus glaubwürdiger Quelle von einer Scene, die
vorgestern Abend an der herzoglichen Tafel im Schlosse
Hierselbst vorgefallen. Auf die vom Herzog an den Ge
neral v. B. gerichtete Frage, was dieser von der preu
ßischen Erekution gegen Schleswig halte, antwortete der
General, er könne dem Herzog nur rathen, sich nun an
Preußen anzuschließen. Darauf sprang der Herzog auf
und erwiderte seinem gut Bismarkisch gesinnten Ge
neral, unter diesen Umständen rathe er ihm, in Preußen
Dienste zu nehmen. Am andern Morgen hat der Her
zog dem General den Abschied zugeschickt.
Schweiz. St. Gallen. Wie man vernimmt, will
Hr. Generalvikar Pater Theodosius in Thal bei Rheineck
eine Fabrik für Maispapier gründen. Das auf 200,000
bis 300,000 Fr. berechnete Aktienkapital soll größtenthnls
schon gedeckt sein. Die „Bankzeitung" bezweifelt, daß
das Rheinthal und die benachbarten Gegenden im Stan
de sein werden, genug Maisstroh zu liefern.