mit dem heutigen vergleicht, wird mit uns übereinstim
men, daß die Wirksamkeit des Hrn. Pfarrers Wolfinger
in jeder Beziehung eine erfolgreiche wan
Vor allem ausgezeichnet war seine Thätigkeit als Pre
diger und Religionslehrer. Eine seltene Gewandtheit der
Sprache, verbunden mit einer feinen Kenntniß des mensch
lichen Herzens offenbarte sich in jedem seiner Kanzelvor-
träge. Er bat es nie darauf angelegt durch rhetorische
Kunstgriffe seine Zuhörer zu einer flüchtigen Rührung
hinzureißen; ruhige Ueberlegung und nachhaltige Ueber
zeugung waren ihm die Hauptsache. Und wer immer
seinem Vortrage mit Hingabe und Aufmerksamkeit folgte,
der war einer tieferen Anregung des Geistes und Ge
müthes sicher. Wenn es mit zu den Kennzeichen eines
vollendeten Predigers gehört, daß der Eindruck seiner
Rede auch noch über die Dauer des Gottesdienstes hin
aus fühlbar bleibt: so verdient Hr. Wolfinger dieses
Prädikat in voller Wahrheit. Die aufrichtige, unge-
heuchelte Anerkennung und der wärmste Dank seiner
Pfarrkinder begleiten aber auch den greisen Herrn bei
seinem Abschiede von hier.
Ebenso erfolgreich war sein Bemühen als Landesschul-
rath. Die neue Organisation des Elementarschulwesens
in unserem Lande ist zum großen Theile seiner energischen
und beharrlichen Mitwirkung zu verdanken. Unbeirrt
von kleinlichen Rücksichten trat er auf für eine zeitgemäße
Einrichtung der Schule, indem er gerade in einer besse
ren Volksbildung ein hervorragendes Mittel erkannte
zur sittlichen und ökonomischen Hebung seines Heimath-
ländchens. Der freudige Fortschritt auf diesem Gebiete
und die Liebe und Hochachtung des gesammten Lehrer-
standes mögen ihm als ein kleiner Lohn seiner menfchen-
frenndlichen Bestrebungen in dieser Hinsicht gelten.
Aber auch feiner politischen Thätigkeit möge ein kur
zes Wort gewidmet sein. Als ein entschiedener Anhänger
konstitutioneller Regierungsformen, war sein Rath bei
dem Aufbau unserer jetzigen Verfassung von anerkannter
Bedeutung. Die Empfehlung mancher liberalen Bestim
mungen der neuen Verfassung gerade durch ihn, trug
vielleicht wesentlich zu ihrer Sanktionirung an entschei
dender Stelle bei. Ein eifriger Patriot, stand er überall
dazu, wo es galt, der gemeinsamen Noth zu steuern und
das Beste des Volkes zu fördern.
Erinnern wir zu alldem noch an seine strenge Wahr
heitsliebe und an seinen unbestechlichen Sinn für Recht
und Gesetzichkeit, so wird Jedermann, nicht nur in Vaduz,
sondern im ganzen Lande, mit uns'das aufrichtige Be
dauern theilen, welches wir bei seinem Abtritte vom
Schauplatze des öffentlichen. Lebens fühlen. Wir wün
schen von Herzen, daß ihm noch viele Jahre der wohl
verdienten Ruhe geschenkt seien. Möge er aber auch,
das wünschen wir eben so aufrichtig, würdige Nachfolger
erhalten, denen Einsicht und Ausdauer gegeben ist, die
von ihm begonnenen Pflanzungen glücklich weiter zu
führen.
Allerhand Neuigkeiten.
- Auch in Vorarlberg ist das Ergebniß der heurigen
Weinernte im Ganzen, namenllich aber in Bezug auf
Güte, viel besser, als man erwartet hatte. — Gleiches
berichtet man auch aus Maienfeld, dort erntete man nur
gegen voriges Jahr, der Saft zeigte aber auf der
Mostwage 80 Grad.
Schweiz. Im Laufe des heurigen Winters sollen na
hezu 700.000 Fr. auf die Rheinkorrektion verwendet
werden. — Ein Lehrer im Kanton Luzern besitzt Kar
toffeln, wovon 80 Stück auf den Zentner gehen. Das
größte wiegt über 2 Pfund; es ist 7" lang und hat 1
Fuß im Umfang. — In Rorfchach sind ungeheure Mas
sen von Getreide gelagert, daß es an Räumlichkeiten
mangelt, um die neuen Zufuhren unterzubringen. Man
hat deshalb Nothdächer errichtet. Die Preise sind fort
während im Sinken. — In einigen Orten des Kantons
Luzern hätte es beinahe eine Revolution der Dienstboten
gegeben. Es verlautete, daß die Dienstboten den heuri
gen Wein trinken müßten, während die Herrschaften den
Most für sich behalten würden. Es muß ein prächtiger
„Suser" sein, wenn er die Dienstboten so zur Verzweif
lung bringen konnte. — Im Kanton Zürich gibt es 131
Seidenfabrikanten mit 30,000 Webstüblen. Den jährlichn
Arbeitslohn, den diese Fabrikanten zahlen, schätzt man
auf 12 Millionen Franken. -— Der Züricher Großrath
hat die Todesstrafe abgeschafft und lebenslängliche Zucht
hausarbeit an deren Stelle gesetzt.
— Der Friede mit Dänemark ist unterzeichnet und
wird in 3 Wochen ratifizirt. Deutschland hat mit die
sem Federstrich einen Zuwachs von 341 Quadratmeilen
mit mehr als 1 Million Einwohnern gewonnen, über
welche seither Dänemark zu verfügen hatte, das sich dem
deutschen Volke bei jeder Gelegenheit als feindselig er
wiesen hat. Wer aber der künftige Herrscher dieses Lan
des sein wird, das ist noch nicht ausgemacht. Vorder
hand hat es Preußen und nachher wirds auch preußisch
bleiben.
— In Deutschland sammt Oestreich sind 1862 über
345 Mill. Briefe und über 185 Mill. Zeitungsblätter
durch die Post versendet worden. Das macht auf den
Kopf nahezu 5 Briefe und nahe 3 Zeitungen. Die
meisten Briefe schreibt man in Baden, 7 auf den Kopf,
in Oestreich die wenigsten, nur 3. Zeitungen hält man
die meisten in Baiern 8, und die wenigsten Bremen und
Oestreich noch nicht 1 auf den Kopf. In England tref
fen 21 Briefe und 20 Zeitungen, in Frankreich 7 Briefe
und 6 Zeitungen, und in der Schweiz 13 Briefe und
9 Zeitungen auf den Kopf.
— In Krakau wird nächstens ein großer Prozeß zur
Verhandlung gelangen, bei welchem ein östreichischer Fi
nanzbeamter die Hauptrolle spielt. Derselbe soll 3 Mil
lionen 2kreuzer-Cigarren, sodann 1 Million Cuba, 60,000
Java, 20,000 Cabannos, 1^ Million Päckchen Rauch
tabak, 49 Zentner Schnupftabak und für 23,000 fl.
Stempel- und Briefmarken unterschlagen haben; alles in
7 Jahren.
— In das Zimmer eines Lehrers in Berlin tritt eine
junge schöne schwarzgekleidete Dame und fragte: Kennen
Sie mich noch? — Der Lehrer tritt einen Schritt zurück
und antwortet: Ich werde Sie doch nicht vergessen ha
ben, gnädiges Fräulein! Aber was führt Sie zu nur? —^