Liechtensteiner Landeszeitung.
Aweiter
Vaduz, Samstag 9!r0» ÄH» 12. November 1864.
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Landtagsverhandlungen.
VI. Sitzung, Vaduz 28. Sept. 1864.
(Fortsetzung)
. Ziffer 2 des Kommissionsantrages: die Triangulirungs-
kosten hat die Landeskasse zu tragen; die Detailver-
meßungskosten sind von den Gemeinden zu übernehmen,
sollen jedoch von der Landeskasse vorschußweise bestritten
werden.
Gwelch: Ich weiß nicht ob die Kosten so hoch kom
men müssen als sie angesetzt sind. In Bayern hat man
seiner Zeit 7 Millionen für die Landesvermeßung auf
gewendet, was auf die Quadratmeile ca. 4000 fl. Oe.
W. beträgt. Wenn ich das mit unserm Lande vergleiche,
so kann die Vermeßung desselben gewiß nicht 16000 fl.
kosten. Ferner hat ein Techniker sich ausgesprochen, daß
man die Landesvermeßung um eine viel kleinere Summe
als 16,000 fl. ausführen könne. Meine Ansicht ist nun
die, daß wir uns weiter erkundigen über die Kosten und
das Personal, welches die Vermeßung vornehmen soll.
Ich sehe nicht ein, daß wir uns gerade nur an die Vor
schläge unserer Techniker halten müssen, wir können uns
ja erkundigen ob es nicht Leute gibt, die es wohlfeiler
machen. Man könnte ja die Arbeit ausschreiben und
etwa lizitiren. Vielleicht daß man 4000 bis 6000 fl.
ersparen kann.
Regierungskommissär: Was Hr. Gmelch vor
schlägt, ist bereits geschehen. Die Regierung hat sich
nach St. Gallen, Thurgau und Würtemberg gewendet
um einen Anhaltspunkt zu gewinnen. Und da stellt sich
heraus, daß in diesen Staaten die Vermessungskosten per
1000 Klafter sich auf 50—60 bis 80 kr. belaufen,
während unsere Techniker nnr 42 kr. verlangen. Sie
konnten so billige Preise nur stellen, weil sie als sürstl.
Beamte bereits einen Gehalt beziehen und diese Arbeit
nebenbei machen. Fremde Geometer könnten dabei nicht
bestehen.
Gmelch: Ich habe geglaubt auf diesen Gegenstand
im Interesse des Landes aufmerksam machen zu müssen,
ich sprach nicht aus Rücksicht auf bestimmte Personen.
Ich wünsche nur, daß wir die Arbeit nicht theuerer be
zahlen, als es absolut nothwendig.
Präs: Nach meiner Ansicht ist das Sache der Re
gierung. Wir beschließen blos, daß eine Landesvermes
sung geschehen soll und ermächtigen die Regierung zur
Bestreitung der Kosten. Sie wird dann schon Sorge
tragen, daß die Kosten möglichst niedrig bleiben.
Der Antrag Ziffer 2 wird mit 10—2 Stimmen an
genommen.
Ziffer 3: Die Triangulirungskosten seien aus den Er
sparnissen an Wuhrgeldern zu decken zc.
Wolfinger bemerkt, man solle Triangulirung und
Rheinwuhren gar nicht in Berührung bringen. Am Rhein
könne man nicht sparen.
Keßler: Die Triangulirungskosten seien theilweis
durch Ersparnisse an den 1864er Wuhrgeldern zu decken.
Die f. Regierung habe nämlich mitgetheilt, es blieben
für^ 1864 600 fl. von diesen Geldern in der Staatskassa
zurück, weil die vorgeschriebenen Rheinbauten nicht ganz
ausgeführt wurden. Diese 600 fl. seien für andere
Zwecke disponibel; es lasse sich nicht einsehen, warum
man für eine nichtgeleistete Arbeit bezahlen solle. Was
den 2. Punkt betrifft, daß an den Wuhrgeldern pro
1865 ein Abzug von 400 fl. zu machen sei, ließe sich
fragen, ob das zweckmäßig sei. Im Voraus lasse sich
da nichts bestimmen. Werden die Arbeiten am Rhein
vollständig ausgeführt, so soll man auch den vollen Un-
terstüstungsbeitrag leisten. Uebrigens brauche man nicht
auf einen Abzug zu denken, es seien noch in andern
Zweigen Ersparnisse in Aussicht und man könne die un
gedeckten 400 fl. ganz gut auf die Cassareste ver
weisen.
Gmelch spricht auch gegen einen Abzug an den
Wuhrgeldern, denn der Rheinschutz sei eine Lebensfrage
des Fürstentums. Wenn man keine verfügbaren Mittel
habe, solle man sich lieber mit Schulden belasten.
Gegen diese Ansicht sprechen sich mehrere Stimmen
aus und es wird zuletzt beschlossen, die Triangulirungs
kosten durch Cassaüberschüsse des Jahres 1864 und 1865
ZU decken. (Schluß folgt.)
Vaduz, 8. November. Heute ist der Hw. Herr
Landesvikar Wolfinger von hier abgezogen. Derselbe
war seit 28 Jahren Pfarrer dahier und resignirte im Laufe des
Sommers auf seine Psarrstelle, um die Hofkaplanie in
Schaan zu übernehmen. Hr. Wolfinger war der erste
Pfarrer zu Vaduz, welches früher zur Pfarrei Schaan
gehörte. Wer den sittlichen und religiösen Standpunkt
der Gemeinde Vaduz vor 28 Jahren kannte, und ihn