ReichSrath , Graf Auersperg, (A. Grün,) erhielt aus
Graz eine Vertrauensadreße für seine freimüthige Rede
im Herrenhaus. — Baden hält seine Truppen marsch
bereit und protestirt gegen das bundeswidrige Gebaren
Oestreichs und Preußens. Baiern und Sachsen wollen
den Durchmarsch östreich. Truppen nach Holstein ver
weigern. — Von fremden Staaten erregt Frankreichs
Volksvertretung besonderes Aufsehen. Thiers, ver be
rühmteste Franzose der Gegenwart, hielt eine Rede in
der Kammer, die in ganz Europa widerhallt. Für einen
rechtschaffenen, wohlgeordneten Staat verlangt er: Na
tionalsouveränität, Ordnung und Freiheit:
Grundsatze, auf denen die moderne Gesellschaft ruhe und
zu denen er sich von jeher bekannt habe. Für die innere
Politik Frankreichs verlangt er eine Entwicklung der
Staatseinrichtungen im Sinne einer gemäßigten, regel
mäßigen Freiheit und stellt fünf wesentliche Grundbedin
gungen des nothwendigen Maßes der Freiheit auf: 1.
persönliche (individuelle) Freiheit, 2. Preßfreiheit, 3.
Wahlfreiheit, 4. Freiheit der Nationalvertretung. 5. end
lich die Hauptfreiheit, welche darin besteht, daß der Sou
verän stets über den Debatten und der Diskussion fremd
bleibt, und daß die Minister, Staatsdiener :e , für ihre
Handlungen verantwortlich seien.
Thiers schloß seine glänzende Rede mit den propheti
schen Worten, daß die Nation die ihr gebührenden Frei
heiten verlangen würde, wenn die Regierung sie ihr
nicht aus eigenem Antriebe bewillige.
Die Tribünen waren mit Zuhörern angefüllt, die mei
sten Senatoren und die gesammte Diplomatie hatten sich
eingefunden und als der berühmte „kleine Mann" seine
glänzende Rede geschlossen hatte, sei es manchem franzö
sischen Staatsmanne im Vorgefühl der Zukunft unheim
lich zu Muthe geworden.
— Seit heute Morgen nimmt die Kälte ab. Mor
gens 8 Uhr 8", Mittags 0" Abends 6 Uhr 4" Kälte.
— Dr. Rechbauer verdankt die Adreße der Vorarl
berger und Liechtensteiner und erklärt: Für Schleswig-
Holstein, „für die Wahjrung der Ehre und Wür
de der deutschen Ration" einzutreten, „erachte ich
auf dem Posten, zu welchem das Vertrauen meiner Mit
bürger mich berufen, für das Gebot der Pflicht."
— Der hiesige Leseverein genehmigte in seiner letzten
Versammlung vom 19. die Jahresrechnung pro 1863.
Die Einnahme betrug 157 fl., der baare Cassarest 31
fl. Der Verein zählt gegenwärtig 28 Mitglieder; der
Jahresbeitrag eines Mitgliedes besteht in 6 fl. Oe. W.
derselbe wurde für 1864 auf 4 fl. ermäßigt.
Dornbirn, 19. Jänner. Ich muß Ihnen über ein
gräßliches Ereigniß berichten , das sich gestern im Dorfe
Lautrach bei Bregenz zugetragen. Ein gewisser Gaffer>
Bauer, jagte Sonntag Abends seine Frau und Kinder
aus dem Hause. Seinem Nachbar, der die Ausgetrie
benen ins Haus aufnahm, erschoß er gestern Früh sei
nen Hund, worauf ersterer die Anzeige bei der Behörde
machte. Als ein Gendarm zur zwangsweisen Vorfüh
rung des Gasser in- der Nähe seines Hauses erschien, schoß
er demselben eine Kugel durch den Kopf; ein zweiter
Gendarm erhielt durch zwei Schüsse zwei schwere Wun
den in Kopf und Genick. Ein Vetter des Gasser, der
aus Schwarzach gebürtig, in Lautrach zufällig anwesend
war, wagte es mit der Bemerkung: mir wird er wohl
nichts thun, sich dem Hause zu nähern, um die Leiche
des Gendarmen zu holen, augenblicklich aber stürzte er
von einer Kugel durch den Kopf getroffen auf den Tod
ten hin. Gegen 4 Uhr langte in Bregenz die Nachricht
an, daß ein Federnhändler durch einen Schuß in den
Kopf geködtet sei. Allgemeine Bestürzung herrschte be
greiflicher Weise in der Umgebung, die Bregenzer Feuer
wehr versammelte sich und fuhr nach der Stätte des Un
glücks, wohin auch ich mich begab. Als ich in die Nähe
kam, hörte ich ununterbrochen schießen. Gendarmen, Fi
nanzwächter, Bauern fchoßen in das Haus des Mörders,
der mit 6 bis 7 Gewehren und reichlicher Munition ver
sehen sein soll, und herausschoß. Kaum 5 Minuten
dort, sah ich, wie der Schneidermeister Keil einen Schuß
durch die Schulter erhielt. Abends war man des Ver
brechers noch nicht habhaft geworden. Die Spritzen ste
hen am Platze, weil man fürchtet, der Wüthende werde
zuletzt noch Feuer legen.
Feldkirch, 19. Jänner. Obigen Bericht sind wir
in der Lage dahin zu ergänzen, daß heute Morgens die
in Hörbranz befindlichen Kanonen zur Stelle geschafft
und acht Schüße auf das Haus abgefeuert wurden. Um
Mittag wurde die Behausung gestürmt. Zwei ehemalige
Kaiserjäger Fröwis und Jbele aus Bregenz und Sieg
wein von der Finanzwache drangen zuerst ein. Den
verbrecherischen Vertheidiger fand man kraftlos unter der
Stiege, da er sich die Ädern geöffnet. Sein Bett war
voll Blut. Gegen 6 Uhr Abends wurde er in die Frohn-
fefte nach Bregenz gebracht. Im Laufe der Affaire
wurde auch noch ein Finanzwachmann verwundet.
(F. Ztg.)
Berlin. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurden
auch im Etat pro 1364 die Mehrkosten der Armeeor
ganisation im Betrage von 5,ß25,634 Thalern, dem
Antrage der Kommission entsprechend, abermals gestri
chen und es ist nur die Summe von 32,160,641 Thlr.
mit 280 gegen 35 Stimmen verwilligt worden.
Das Militär verschlingt so große Summen, und doch
fehlt es dabei noch manchmal am Allernothwendigsten.
So sah sich letztlich der preußische Landrath des Kreises
Zingerrück zu einem Aufrufe veranlaßt, der die Bewoh
ner beregen soll, für die nach Holstein marschirten Trup
pen außer andern WinterbekleidungSgegenständen nament
lich auch wollene Socken freiwillig zu beschaffen, indem
viele dieser Soldaten keine Wintersocken, manche aber
gar keine Socken hätten und statt derselben Leinwandlap
pen oder Stroh in die Stiefel legen mußten und Ge
fahr liefen, bei dem harten Froste ihre Füße zu erfrieren.
Dieser Uebelstand, im Abgeordnetenhause zur Sprache
gebracht, mußte selbst von dem Kriegsminister zugestan
den werden.
— Am 12. Jänner war Viehmarkt in Donauwörth.
Viele Bauern au-S der Umgegend waren dahin gekom
men und es begahen sich nach vollendeten Geschäften eine
große Anzahl auf die Donau, um sich auf dem Eis zu
belustigen: Plötzlich brachen 30 Bauern ein und kamen»