Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1864)

Meister Barbuz in Berlin dachte an nichts Böses und 
ging gerade sammt Gehülfen den Kunden in seinem La 
den um den Bart, denn er war Barbier; da that sich 
die Thüre mit Geräusch auf und eine Dame stürzte 
herein, hochroth im Gesichte. — Wie konnten Sie sich 
unterstehen, Sie Nichtswürdiger! ohne meine Erlaubniß, 
so mir nichts, dir nichts! — Madame, womit kann ich 
dienen? sagte der Meister artig. — Sie? dienen? sagen 
will ich Ihnen nur, daß Sie meinen Mann zum letzten 
Mal barbirt haben, Sie —!—.Aber weshalb, Madame? 
— Warum haben Sie heute meinem Mann den Schnurr 
bart abgeschnitten? — Warum? einfach, weil er es 
gewünscht hat! — Gewünscht? wissen Sie nicht, daß 
er nichts zu wünschen hat. 24 Jahre sind wir Mann 
und Frau und trägt er seinen Schnurrbart, und ehe er 
abgeschnitten wurde, hätte ich auch noch ein Wörtlein 
d'rein zu reden gehabt! Das hätten Sie wissen müssen! 
Im Laden entstand allgemeine Heiterkeit und die Thüre 
flog prasselnd zu. 
In den Feldern der ehrenfesten Bauern der Grafschaft 
Schaumburg wühlten die wilden Säue und anderes 
Gethier des Waldes. Die Bauern liefen zum Förster 
und Forstmeister, zum Minister und endlich zum Kurfür 
sten selbst und baten um Abhülfe, aber ohne allen Er 
folg. Da griffen die Bauern zur Flinte und schießen 
jetzt alle Vierfüßler nieder, die ihre Felder und Aecker 
verheeren. Es steht allerdings geschrieben, sagen sie, daß 
wir im Schweiße unseres Angesichts arbeiten sollen, aber 
nicht für die Sauen und Hirsche. 
Halt, rief der eifrige Zöllner im Chausseehäuschen 
vor den Thoren Wiens einem jungen Herrn zu, der 
in leichter Calesche neben seiner Frau sitzend und selbst 
die Zügel führend, eben vorüberfahren wollte. Der Herr 
hielt und fragte, was er zu zahlen habe. — 24 kr.! — 
Viel Geld! meinte lächelnd der Herr und suchte nach 
seiner Börse, aber vergeblich; er hatte sie vergessen. Hast 
du vielleicht, liebe Frau, Geld bei Dir? fragte der Herr. 
— Leider nein! — Was thun? Der Zöllner machte 
ein grimmiges Gesicht, er glaubte, er werde gefoppt und 
ing derb an zu sticheln, als zum Glück ein hoher Os- 
izier herankam und ihm etwas ins Ohr flüstert. Der 
verblüffte Zöllner machte einen mächtigen Satz in sein 
Häuschen und der junge Herr fuhr lächelnd weiter. ES 
war der Kaiser mit seiner Gemahlin. 
Auf den deutschen Eisenbahnen sind im Jahre 
1862 60,500,560 Reisende gefahren und von diesen in 
Folge von Eisenbahnunfällen 13 verwundet und 55 ge- 
tödtet worden. Von den 13 Verwundeten haben 7, von 
den Getödteten 4 ihr Unglück selbst verschuldet. 
Im Bezirke Pforzheim wurde vor Kurzem ein Fuchs 
getödtet, der auf einen Mann losgegangen war. Man 
vermuthete, daß er wuthkrank gewesen und fand es bei 
der Sektion bestätigt. 
In den Appenninen, in Italien, wachsen die Rauber 
wild und just ihnen fiel ein Junker aus Neapel in die 
Hände. Der Räuberhauptmann forderte von dem alten, 
reichen, etwas sparsamen Onkel seines Gefangenen ei» 
ungeheures Lösegeld mit der Drohung, er werde ihm den 
Kopf des Neffen schicken, wenn er das Geld binnen drei 
Tagen nicht in Händen habe. Der Alte schickte es 
seufzend, aber sein Neffe soll noch heute kommen. Er 
machte mit dem Räuber Halbpart und hatte die ganze 
Eomödie mit ihm verabredet. 
Der Kaffeeverbrauch der ganzen Erde wird auf 6 Mill- 
Zentner geschätzt, wovon auf Europa Mill. kom 
men, und hier ist es die Schweiz, welche am meisten, 
t2 Pfd. per Kopf verzehrt. 
Anzeigen. 
Kaiser!. Königl. privil. 
Niunione Adriatica di Sicurta 
(Adriatischer Versicherungs-Verein.) 
Gegründet in Trieft im Jahr 1838. 
Auszug aus den, in der am 25. April 1864 abgehaltenen Generalversammlung der Aktionäre vorgelegten 
Rechnungs-Abschlüssen. 
I. Ueb er die Unternehmunge n der Gesellschaft vom 1. Juli 1862 bis zum 30. Juni 18K3. 
(Mit Ausnahme der Lebensversicherungen.) 
Versicherte Kapitalien ö. W. fl. 612,318,081 14 kr. oder Fr. 1,530,795,202 85 Cts.. 
Prämienertrag ö. W. fl. 3,390,613 25 kr. oder Fr. 8,476,533 12 Cts. 
An 7342 Versicherte bezahlte Schäden ö. W. fl. 2,325,633 10 kr. oder Fr. 5,814,157 75 Cts. 
Gewährleistungsfonds der Gesellschaft: - 
Grundkapital ö. W. fl. 4,000,000 — kr. oder Fr. 10,000,000 — Cts 
Reserve-Fond „ 530,326 13 „ „ „ 1,325,815 32 ,, 
Prämien-Reserve für die laufenden Versicherungen „ 3,385,083 — „ „ „ 8,462,707 — 
Jährliche Prämim und Zinsen-Einnahmen „ 4,100,000 — „ 5 „ 10>250,000 — „ 
ö. W. fl. 12,015,409 13 kr. oder Fr. 30,038,522 32 Cts.
	        

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