Beilage zu der Liechtensteiner Landeszeitung Nr. SßV
Land- und Hanswirchschaftliches.
Die Wälder.
ni.
Der Wälder Einwirkung auf die Luftbewe
gung.
Aehnlich wie das Meer, haben größere zusammenhän
gende Waldmassen einen regelmäßigen Luftzug, am Tage
Dom Freilande zum Walde hin, bei der Nacht in umge
kehrter Richtung.
Bewaldete Hochgebirgsregionen regeln den Stand der
Winde, brechen die Gewalt der Stürme, schützen gegen
die Wirkungen ihrer Rauhheit und ausdörrenden Hitze,
iveßhalb das unter ihrem Schutze liegende Kulturland
tragbarer ist, auf welchem Früchte gedeihen, die außer
dieser Beschiltzung nicht hervorzubringen wären.
Der verschiedene und oft abwechselnde Windstrich ist
Ursache der Waldleere, weil nach solchen Oertern der
Wind von allen Seiten ungehindert einbrechen kann,
wodurch bei freierem oft und rasch umspringenden Rich
tungen ein schneller Temperaturwechsel mit allen seinen
nachtheiligen Folgen herbeigeführt wird.
Die Wälder ziehen die Elektricität der Wolken an,
befördern die Entladung der Gewitter, mit ihren verhee
renden, und mit ihren befruchtenden Einwirkungen.
Durch diese Einflüsse der Wälder auf die Atmosphäre,
wird das freiliegende Land am Tage stärker erwärmt,
die Luft sohin mehr ausgedehnt, bei der Nacht schneller
abgekühlt, die Luft mithin zusammengezogen, hiedurch also
eine gewisse gleichmäßige und befruchtende Vertheilung
deS Feuchtigkeitszustandes der Lust herbeigeführt.
Auf Gesundheit der Völker wirken die Wälder, durch
Regelung der Winde, durch Austrocknen der Sümpfe,
dann durch Erhaltung des Wassers in Quellen, Bächen
und Flüssen.
Wie vorsteht, wird der örtliche Fruchtbarkeitsgrad durch
die Wälder wesentlich erhöht, dieser vermindert sich hinge
gen durch das Entwalden größerer Gebirgs - Gebiete,
namentlich durch das größere Herabschwemmen der Erde
von derlei Lagen und das Ueberschütten tieferer Thäler
und Gehänge. Der Flugsand greift um sich, rauhe und
ausdörrende Winde erhalten Eingang, Sturzbäche und
hohe Fluthen werden häufiger, Lawinen, Erdschlüpfen,
Steinschläge Gefahr bringender.
Es können mehrseitige Thatsachen in abschreckender
Weise geschildert werden, welche die rücksichtslosen Ab
Holzungen größerer Wälder in manchen Ländern zur
Folge nahmen.
Statt des milden, warmfeuchten, gesunden Klimas,
welches einst derlei Landgebiete beglückte, und eine un
vergleichlich üppige Vegetation hervorrief, zeigen sich nun
nur nackte Felsen und steile Höhen, von keiner Quelle
belebt, ihrer herrlichen Pflanzenfülle beraubt, statt der
früheren Thaufälle, Nebel nnd regelmäßigen Wassernie
derschläge, jetzt ein diesem Segen verschlossener Himmel
nur durch Orkane und Unwetter plötzlich unterbrochen./
Schauer.
In Nr. 192 des „St. Galler TagblatteS" 186-t lesen
wir:
„Die Versicherung keine Waare."
(Auszug aus der „Union".)
Es ist schon vielfach die Behauptung aufgestellt wor
den, das Versicherungsgeschäft unterscheide sich von jedem
andern kaufmännischen gar nicht, denn der Agent oder
die Gesellschaft preise so gut, wie der Kaufmann, die
Versicherung als eine Waare an, und verkaufe dieselbe
gewissermaßen, indem die Versicherung zum Abschlüsse
gelange.
Diese Behauptung unterstützt man dadurch, daß die
Prämiensätze in Konkurrenzfällen nicht in gleicher Höhe
angeboten und seitens der Gesellschaften, um die Ver
sicherung zu erlangen, häufig von Ermäßigungen des
ersten Angebotes offerirt würden, also Handel mit der
Waare getrieben wird. An und sür sich selbst thut diese
Anschauung der Wirkung und der Nützlichkeit des Ver
sicherungswesens keinen Eintrag, denn einen rein idealen
Standpunkt kann es überhaupt nicht einnehmen, wir
müssen derselben aber deßhalb entgegentreten, weil ste
sehr leicht zu Ausschreitungen führen kann, welche dem
Versicherungsgeschäft verderblich werden würden. — Wir
erinnern an diejenigen bekannt gewordenen Fälle, wo
große Etablissements und Communen den Versuch mach
ten, ihre Versicherungen an den Mindestfordernden zu
vergeben, und wo — wie man sagt — wirklich bezüg
liche Offerten gemacht wurden.
Waaren jeder Art haben im Handel zur Zeit ihres
Angebots allerdings ihre bestimmten Preise, doch werden
dieselben nicht auf Grund bestimmter Erfahrungen und
Grundsätze gestellt, sie sind vielmehr von vielfachen Um
ständen und äußern Zufällen abhängig, als da sind:
Kriegerische Ereignisse, Erport und Import, gute oder
schlechte Ernten, Mode und Bedarf, Spekulation und
lokale Einflüsse verschiedener Natur ?c. Die Versicherung
ist Einwirkungen dieser Art nur in einzelnen Branchen
und in diesen auch nur in bestimmten Grenzen zugäng
lich, die Prämie im Allgemeinen muß als Ergebniß be
stimmter Grundsätze sein. Während der Kaufmann, wel
chem der eine oder der andere glückliche Umstand gestattet,
Waaren billiger als seine Konkurrenten einzukaufen, diesel
ben auch wieder billiger als diese verkaufen kann, tritt dieser
Fall beim Versicherungswesen nie ein, denn wenn die Prä
mie, welche für die Versicherung gefordert wird, unter die
durch die Erfahrung festgestellten Normen herabgeht, wird
die Versicherung ein Hazardspiel. Wie schon erwähnt,
haben einzelne Versicherungsbranchen ihre Prämiensätze
von gewissen Einflüssen abhängig machen müssen, ohne
daß jedoch in diesen Fällen von dem Grundsatze erfah
rungsmäßiger Unterlagen abgewichen worden wäre; die
Aenderungen der Prämien waren keine Folgen von Con-
juneturen oder Zufällen, Indern neuer Erfahrungen oder
Veränderungen, welche konsistent blieben. So hat die
Feuerbranche in großen Städten, welche vorzügliche Lösch
einrichtungen getroffen, ihre Prämien ermäßigen können,