Liechtensteiner -Landeszeitung.
Zweiter JalirKavA.
Vaduz, Samstag
Nro. S«
den 17. Sept. 18K4.
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Rundschau.
Immer noch nicht zu Ende — heißt es von den Wie
ner Friedensunterhandlungen; sie gehen nur langsam und
am Ende bleiben sie ganz stehen. Die Dänen sind sehr
hartnäckig in der Geldfrage, daher die Zögerung. Man
sagt die Engländer hätten die Hände dabei im Spiel.
Auch wird die Bevölkerung Nordschleswigs durch dänische
Agenten bearbeitet, um durch Adressen an den König
den Anschluß an Dänemark zu verlangen.
Uebrigens ist die Neigung der Dänen für die Englän
der nicht besonders warm. Die Engländer sind durch
ihr thatenloses Geschrei hauptsächlich Schuld am dänischen
Unglücke. Deßhalb, meint eine dänische Zeitung, sei es
unnöthig für den gegenwärtigen Besuch des englischen
Kronprinzen in Kopenhagen besonderen Aufwand zu
machen. In der dänischen Königsfamilie wird übrigens
das Mißgeschick im Kriege durch Glück im Heirathen
reichlich ausgewogen. Eine Prinzessin heirathete, wie be
kannt, den englischen Kronprinzen und eine andere be
kommt wahrscheinlich einen russischen Prinzen.
Gegenwärtig sind viele von den gekrönten Häuptern
Europas auf Reisen. Die Kaiserin Eugenie von Frank
reich besucht Bad Schwalbach, wo noch vor kurzem die
russische Kaiserin weilte, und wohin so eben der König
von Preußen zur Begrüßung der Kaiserin von Frank
reich kam. Die russischen Majestäten sind zum Besuche
ihrer kgl. Verwandten in Würtemberg. Zu Ehren des
selben hält es die löbl. schwäbische Polizei für nöthig,
jedem, der in Friedrichshafen landet, den Paß abzufor
dern — eine Sache, die ziemlich außer Gewohnheit ge
kommen war.
Die amerikanischen Kn'egshändel sind so dunkel und
verworren, wie immer. Man weiß nicht zu sagen, was
daraus noch entstehen werde. Die englischen Baumwol
lenspekulanten fürchten einen plötzlichen Frieden. Dadurch
könnten ungeheure Baumwollenvorräthe auf den Markt
kommen, die Preise würden fallen und die größten Ver
luste entstehen. Dabei ist das Geld sehr rar, so daß
man in England 9 Prozent zahlt.
Vor einiger Zeit ward in England ein Herr im Ei
senbahnwagen ermordet. Der Verdacht fiel auf einen
Deutschen, Namens Müller. Dieser hatte sich nach der
That nach Amerika eingeschifft. Die Regierung ließ ihn
durch einige Polizeileute auf einem eigens hiezu abge
sandten Dampfer verfolgen. Kaum war das Schiff,
worauf sich Müller befand, in Amerika angekommen,
als ihn die engl. Polizisten festnahmen und nach Eng
land zurückführten.
Allerhand Neuigkeiten.
Kürzlich ereignete sich an der Rheinfähre Haag-
Bendern ein Unfall, der leicht zu einem gräßlichen Un
glücke hätte führen können. Als eben der Fahrpostwa
gen, es war schon dunkel, mit 12 meist Feldkirch ange-
hörigen Passagieren besetzt, wieder beim Ausschiffen ans
Land gebracht werden sollte, glitt derselbe aus und fiel
in das Schiff hinein, das theilweise mit Wasser gefüllt
war. Nur mit der größten Anstrengung des Kondukteurs
konnten die Passagiere, in der Mehrzahl Frauen, durch
die Fenster aus dem Wagen gebracht werden. Dieser
Unfall, der zum größten Glücke ohne körperliche Beschä
digung der Betheiligten abging , wird der Nachlässigkeit
der Fährleute zugeschrieben, welche nicht einmal eine La
terne auf dem Schiffe hatten. „F. Ztg."
Feldkirch. Am 9. September wurde der zum Tode
verurtheilte I. Gasser hingerichtet. Am 8. wurde ihm
das Endurtheil verkündigt. Unter geistlichem Beistand,
mit Ruhe und Ergebenheit bereitete er sich zum Tode
vor. Am 9. Vormittag 8^ wurde G zum geschlossenen
Wagen geführt, welcher ihn zum NichtPlatze bringen
sollte. Bei ihm nahmen 2 Wachen und Pater Vinzenz
Platz, welcher letztere ihm geistlichen Trost zusprach. Gasser
erwiederte die Zusprüche gefaßt, mit Ruhe und Verständ
niß. Dieser Wagen war mit 3 Pferden bespannt,
ebenso der zweite, in welchem zwei Herren der Gerichts-
kommission, die beiden Gerichtsärzte und ein Hilfsgeistli
cher der Stadtpfarre Platz genommen hatten. Eine Ab
theilung Gensdarmene und FinanZwachmannschaft hatte
den Wagen, worin der Delincment saß, während des
ganzen Weges in die Mitte genommen.
Als sich der Zug mit dem armen Sünder in Bewe
gung setzte, kündigte ihm das Todtenglöcklein die Sterbe
stunde an. Nach ungefähr einer halben Stunde, während
welcher nur Schritt vor Schritt gefahren wurde, langte
der Zug auf der Richtstätte in dem der Gemeinde Göfis
gehörigen Steinwalde auf der nordwestlich von hier ge-