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Ferner wünscht Gmelch den Zusatz: „Sorge für den
Kirchenbesuch" besonders im Interesse der Handwerker
schüler. Diese lassen sich in vielen Fällen die ärgsten
Versäumnisse zu Schulden kommen und es sei
nicht in der Gewalt des Pfarrers Zwangsmaßregeln da
gegen anzuwenden.
Dem gegenüber bemerkt der Präsident, es sei hier
nicht der geeignete Ort für eine solche Bestimmung. Sie
sei eigentlich auch nicht nothwendig, denn in dem Satze:
„Beaufsichtigung des sittlichen Betragens
des Kindes außer der Schule" sei eine Handhabe
gegeben gegen solche Unordnungen einzuschreiten.
Es bleibt sonach der ganze Artikel 5 unverändert,
ebenso 6 ynd 7. Im Artikel 8 ist der Ausdruck „als
Landesschulbehörde" zu streichen.
Endabstimmung: Alle: „Ja".
Das östr, Gesetz über Hausdurchsuchung wird ein
stimmig angenommen.
Das Finanzgesetz pro 1865 kommt nicht zur II. Le-
Mg. Der Ausschuß für die Berathung der Steuerfrage
hat sich für Durchführung der Landesvermessung ent
schieden. Im Falle der Landtag dieser Ansicht beistimmt,
müßte sich der Ausgabe-Etat pro 1865 bedeut^ld ändern.
ES sei daher wünschenswerth, erst die Frage der Landes
vermessung und dann das Finanzgesetz pro 1865 zu er
ledigen.
Schluß der Sitzung.
Rund schau.
Wiener Zeitungen rühmen das herzliche Einvernehmen
zwischen dem Kaiser und dem König von Preußen. Durch
die unmittelbaren persöhnlichen Berathungen der hohen
Herrscher glaubt man die östreichisch-preußische Allianz
auf lange hinaus gesichert. Preußen wird nun in der
Zollfrage gewiß nachgiebiger werden und Oestreich keinen
Widerspruch erheben, wenn Preußen sich das Herzog
tum Lauenburg als Kriegsentschädigung anneriren wollte.
Indeß gibt es auch Leute, deren Erwartungen, nament
lich in Bezug auf die Zollangelegenheit, nicht so hoch
gespannt sind.
Erinnert man sich an die gründlich verschiedenen In
teressen und Absichten der beiden Staaten und liest man
neuere Berichte aus Berlin, welche den Stand der Zoll
frage besprechen, so ist man geneigt, sich auf Seile der
Zweifler zu stellen. Da heißt es, Preußen sei durch den
französischen Handelsvertrag gebunden; in den Zollverein
dürfe es Oestreich gegenwärtig nicht einlassen, dazu würde
in keinem Fall die preußische Landesvertretung ihre Zu
stimmung geben. Höchstens könne man Oestreich das
Versprechen machen, nach 12 Jahren die gänzliche Zoll
einigung zu verhandeln. Gegenwärtig dürften nur solche
Zollerleichterungen zugestanden werden, mit welchen Frank
reich einverstanden sei!
König Wilhelm begab sich von Wien über München
nach Hohenschwangau zum Besuche des Königs von
Bayern. Ueberall begleitet ihn der getreue Hr. v. Bis
mark. — Auch die „Bayrische Ztg." ist durcb dieseu —
fast unerwarteten Besuch zu friede- und glückverheißenden
Prophezeiungen begeistert worden.
In Genf sind die extremen politischen Parteien heftig
aneinandet gerathen, wobei es zu Straßenkämpfen, Ver
wundungen und Tödtungen kam. Die Wahl eines
Staatsrathes war durch Umtriebe der Minorität für un
gültig erklärt worden. Die Majorität wollte diese Wahl
aufrecht erhalten wissen und so begann der Tumult.
Der Bundesrath sandte einen Kommissär nach Genf und
ließ einige Bataillone Waadtländer Soldaten einmarschi-
nen, so daß die Ruhe wieder einkehrte.
Der nordamerikanische Krieg wird wahrscheinlich bald
durch einen Waffenstillstand unterbrochen oder durch einen
Frieden beendigt werden. In den Nordstaaten entwickelt
sich eine große Partei, die um jeden Preis den Frieden
möchte.
Die gegenseitigen Verluste während des polnischen
Aufstandes klären sich nun immer mehr und mehr ab.
Die offiziellen Rapporte von Russen und Polen konsta-
tiren, daß sich die Zahl der getödteten und blessirten In
surgenten auf 30,000 belaufe; 350 Personen wurden
hingerichtet und 85,000 nach dem Innern Rußlands
oder Sibirien verbannt. Von der polnischen Seite hat
das Nationalkomite 900 Personen morden lassen, welche
überführt waren, Verrätherei gegen die polnische Sache
geübt zu haben. Die russische Regierung hat an außer
ordentlichen Kontributionen Polen 6 Mill., Lithauen 8
Mill., Volhynien, Podolien und Kiew 6 Mill. aufer
legt; überdies in Polen über 700 Eigenthümer und in
Lithauen zc. über 2000 Eigenthümer Sequester verhängt,
theilweije die Güter verkauft oder verschenkt. Die Na
tionalregierung hat Polen mit 6 Mill. Silberrubeln be
steuert, Lithauen mit 3 Mill., Volhynien, Podolien und
Kiew mit 6 Mill., Galizien mit 2^ und das Groß-
herzogthum Posen mit 1 Mill. Silberrubel. — Die
beiden Anleihen der Nationalregierung umfassen 2 Mill.
Silberrubel. — 10,000 Polen sind ins Ausland ge
gangen; 6000 schmachten noch in den Gefängnissen.
Allerhand Neuigkeiten.
Vaduz, 30. August. Die diesjährige Pferdeausstel-
lung findet am 2^4. September zu Nendeln statt. Es
kommen dabei die von Sr. Durchlaucht zur Hebung
der Pferdezucht gnädigst bewilligten 7 Prämien im Be
trage von 99 fl. zur Verkeilung, darunter 30 fl. für
die schönste trächtige oder mit einem Füllen versehene
Stute zwischen 4 und 8 Jahren. — In jüngster Zeit
wurde von der fstl. Negierung und Forstverwaltung im
Einvernehmen mit den Alpvögten eine Untersuchung der
Waldparzellen des Alpengebietes vorgenommen. Es be
steht die Absicht, die geeignetsten Parzellen einer ratio
nellen Forstkultur zu unterwerfen. Die Ausführung dieser
Maßregel ist von hochwichtiger Bedeutung, weil nur auf
diesem Wege der Entwaldung und Verödung des Alpen
gebietes nachhaltig entgegengewirkt werden kann.
Vorarlberg. Ueber den zum Tod verurtheilten Gas
ser ist noch keine endgiltige Entschließung erfolgt. -- Am