Liechtensteinische.Landeszeitung.
Vaduz, Samstag Nrv. A. den 1k. Mai 1863.
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Politische Umschau.
Die russische Antwort auf die Noten der europäischen
Mächte hat unsere, in der letzten Nummer ausgesprochene
Ansicht bestättigt. Sie ist nichts Anderes als eine Va
riation über das Thema: „Kehre Jeder vor seiner Thür!"
begleitet von dem üblichen diplomatischen Getrommel.
Man ist das schon gewohnt; und es würde bei dem
Schriftwechsel auch verbleiben, Nußland würde über
kurz oder lang den polnischen Aufstand „ersticken" und
die Ruhe Europas wäre wieder hergestellt. ...
Allein der Mann an der Spitze Frankreichs wird die
polnische Angelegenheit nicht so bald zur Ruhe kommen
lassen. Zwischen Frankreich und Polen bestehen alte Be
ziehungen, gegründet auf historische Thatsachen und Ähn
lichkeit des Charakters beider Nationen. Ein Krieg für
Polen begeistert das ganze französische Volk; welch' hohe
Mission, einem geknechteten Volke die Freiheit zu errin
gen! Ware Napoleon nicht in so gefährlichem Grade
in Meriko verwickelt, wer weiß, ob nicht die Kriegstrom
pete schon erklänge! Es wird sich aber die mexikanische
Verwicklung in Bälde lösen müssen, denn eine so gün
stige Gelegenheit wird Napoleon nicht vorübergehen lassen,
dem beharrlichen Streben eines ganzen Lebens die Krone
aufzusetzen, das linke Rheinufer zu erobern!
Der Unstern Preußens führte dessen Regierung zu
einer Verbindung mit Rußland. Ein Krieg Frankreichs
gegen Rußland würde also auch Preußen treffen. Glück
licher Augenblick für Frankreich zum Wiedergewinn der
herrlichen Lande am Rhein! Allein es ist noch nicht an
Dem. Vorläufig bleibt die Lage in Meriko dieselbe, und
in Preußen kann, ja es muß ein Umschwung eintreten,
dafür bürgt uns die Haltung der preußischen Abgeord
neten. Und sollte es zum Kriege kommen, so wird das
deutsche Volk nie einwilligen zur Abtretung eines Fußes
deutscher Erde. Ein deutscher Nationalkrieg aber könnte
auch einem Napoleon bedenklich erscheinen.
Eine zweite Kriegsgefahr, zwischen England und Nord
amerika, ist glücklich beseitigt. Die Amerikaner nahmen
es zu strenge mit der Untersuchung englischer Schiffe, und
die Engländer haben ein weites Gewissen in Bezug auf
Neutralität. Man w ^ sehr gereizt gegenseitig. Aber die
Amerikaner können si< nur im äußersten Falle auf einen
Krieg gegen England entlassen und dieses ist viel zu em
pfindlich gegen eine. .ue Krisis in seiner Handels- und
Fabrikthätigkeit, ^M^schon durch die Baumwollennoth
tief erschüttert ist. wäre am Ende dem französischen
Nachbar nicht zu trauen!
Aus Deutschland im Besondern ist zu melden, daß
neue Anträge Oestreichs auf Bundesreform vorbereitet
werden. Sodann bemerken wir, daß die preußische Po
litik neuestens auch von Seite Badens, von dem es nicht
erwartet wurde, entschiedene Mißbilligung erfahren hat.
Deutschland.
Fiirstenthum Liechtenstein. (Landtagsverhand
lungen.) Sitzung vom 11. Februar. Fortsetzung. Die
Unterstützung der Gemeinde Triesenberg zu
Straßenbau kam sofort zur Debatte. Der Kommis-
sionsantrag ging dahin: es sei die verlangte Summe zu
verwilligen in der Art, daß der Gemeinde Triesenberg
400 fl. ö. W. pro 1863 aus der Landeskasse mit der
Bedingung gegeben werden, daß die Straße vom Lande
auf den Triesnerberg wirklich gebaut werde und daß der
künftigen Bestimmung über Bauplan und Baukonkurrenz
des Landes nicht präjudizirt werde; die fürstl. Regierung
sei zu ersuchen, dem nächsten Landtage einen Bau- und
Konkurrenzplan über diese Straße vorzulegen.
Kirchthaler: Dieser Straßenbau ist sehr wichtig;
es kommt dadurch eine stark bevölkerte Gemeinde in wei
tern Verkehr mit dem Lande und diesem wird eine neue
Bezugsquelle für Brennholz eröffnet. Für diesen Zweck
sind aber 400 fl. zu wenig. Man habe den Bergbe
wohnern bisher immer Hoffnung auf eine bedeutende
Unterstützung gemacht und nnn kommt man ihnen mit
einer so unbedeutenden Summe entgegen. Dadurch macht
man diese arme Gemeinde muthlos. Er stelle den An
trag auf die Gewährung der doppelten Summe.
Referent Keßler: Dieser Beitrag ist nur für das
laufende Jahr gewährt, im nächsten Jahr kann mehr ge
geben werden, sobald man sich überzeugt, daß der Bau
wirklich fortschreitet.
Präsident: Erst wenn der Bau- und Kostenplan
vorliegt, kann der Landtag größere Unterstützung gewäh
ren. Nur dann ist man zu einem richtigen Urtheil über
das Zusammenwirken der Gemeinde und des Landes fähig.
Landestechniker Oberl. Rheinberger: Ich muß er
suchen, daß man allgemeine Anhaltpunkte gebe, in wie
weit detaillirt diese Pläne ausgearbeitet werden sollen.
Bei einem so schwierigen Terrain sind solche Pläne äus
serst zeitraubend und ich kann nicht einstehen, ob es mir
gelingen wird, die verlangten Pläne zur bestimmten Zeit
zu liefern.
Präsident: Es soll vom Lande aus nach Triesner
berg bis zum Dorfwege eine gute Straße erbaut werden.
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