Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Liechtensteinische.Landeszeitung. 
Vaduz, Samstag Nrv. A. den 1k. Mai 1863. 
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das Zürsten- 
thum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 ff. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr., im Wiederholungsfalle 
2 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion. — Gesetze und Verordnungen erscheinen in einer Beilage, wofür 
ganzjährig dv Nkr. ferner zu bezahlen sind, — alle amtlichen Anzeigen und Bekanntmachungen werden im Hauptblatt abgedruckt. 
Politische Umschau. 
Die russische Antwort auf die Noten der europäischen 
Mächte hat unsere, in der letzten Nummer ausgesprochene 
Ansicht bestättigt. Sie ist nichts Anderes als eine Va 
riation über das Thema: „Kehre Jeder vor seiner Thür!" 
begleitet von dem üblichen diplomatischen Getrommel. 
Man ist das schon gewohnt; und es würde bei dem 
Schriftwechsel auch verbleiben, Nußland würde über 
kurz oder lang den polnischen Aufstand „ersticken" und 
die Ruhe Europas wäre wieder hergestellt. ... 
Allein der Mann an der Spitze Frankreichs wird die 
polnische Angelegenheit nicht so bald zur Ruhe kommen 
lassen. Zwischen Frankreich und Polen bestehen alte Be 
ziehungen, gegründet auf historische Thatsachen und Ähn 
lichkeit des Charakters beider Nationen. Ein Krieg für 
Polen begeistert das ganze französische Volk; welch' hohe 
Mission, einem geknechteten Volke die Freiheit zu errin 
gen! Ware Napoleon nicht in so gefährlichem Grade 
in Meriko verwickelt, wer weiß, ob nicht die Kriegstrom 
pete schon erklänge! Es wird sich aber die mexikanische 
Verwicklung in Bälde lösen müssen, denn eine so gün 
stige Gelegenheit wird Napoleon nicht vorübergehen lassen, 
dem beharrlichen Streben eines ganzen Lebens die Krone 
aufzusetzen, das linke Rheinufer zu erobern! 
Der Unstern Preußens führte dessen Regierung zu 
einer Verbindung mit Rußland. Ein Krieg Frankreichs 
gegen Rußland würde also auch Preußen treffen. Glück 
licher Augenblick für Frankreich zum Wiedergewinn der 
herrlichen Lande am Rhein! Allein es ist noch nicht an 
Dem. Vorläufig bleibt die Lage in Meriko dieselbe, und 
in Preußen kann, ja es muß ein Umschwung eintreten, 
dafür bürgt uns die Haltung der preußischen Abgeord 
neten. Und sollte es zum Kriege kommen, so wird das 
deutsche Volk nie einwilligen zur Abtretung eines Fußes 
deutscher Erde. Ein deutscher Nationalkrieg aber könnte 
auch einem Napoleon bedenklich erscheinen. 
Eine zweite Kriegsgefahr, zwischen England und Nord 
amerika, ist glücklich beseitigt. Die Amerikaner nahmen 
es zu strenge mit der Untersuchung englischer Schiffe, und 
die Engländer haben ein weites Gewissen in Bezug auf 
Neutralität. Man w ^ sehr gereizt gegenseitig. Aber die 
Amerikaner können si< nur im äußersten Falle auf einen 
Krieg gegen England entlassen und dieses ist viel zu em 
pfindlich gegen eine. .ue Krisis in seiner Handels- und 
Fabrikthätigkeit, ^M^schon durch die Baumwollennoth 
tief erschüttert ist. wäre am Ende dem französischen 
Nachbar nicht zu trauen! 
Aus Deutschland im Besondern ist zu melden, daß 
neue Anträge Oestreichs auf Bundesreform vorbereitet 
werden. Sodann bemerken wir, daß die preußische Po 
litik neuestens auch von Seite Badens, von dem es nicht 
erwartet wurde, entschiedene Mißbilligung erfahren hat. 
Deutschland. 
Fiirstenthum Liechtenstein. (Landtagsverhand 
lungen.) Sitzung vom 11. Februar. Fortsetzung. Die 
Unterstützung der Gemeinde Triesenberg zu 
Straßenbau kam sofort zur Debatte. Der Kommis- 
sionsantrag ging dahin: es sei die verlangte Summe zu 
verwilligen in der Art, daß der Gemeinde Triesenberg 
400 fl. ö. W. pro 1863 aus der Landeskasse mit der 
Bedingung gegeben werden, daß die Straße vom Lande 
auf den Triesnerberg wirklich gebaut werde und daß der 
künftigen Bestimmung über Bauplan und Baukonkurrenz 
des Landes nicht präjudizirt werde; die fürstl. Regierung 
sei zu ersuchen, dem nächsten Landtage einen Bau- und 
Konkurrenzplan über diese Straße vorzulegen. 
Kirchthaler: Dieser Straßenbau ist sehr wichtig; 
es kommt dadurch eine stark bevölkerte Gemeinde in wei 
tern Verkehr mit dem Lande und diesem wird eine neue 
Bezugsquelle für Brennholz eröffnet. Für diesen Zweck 
sind aber 400 fl. zu wenig. Man habe den Bergbe 
wohnern bisher immer Hoffnung auf eine bedeutende 
Unterstützung gemacht und nnn kommt man ihnen mit 
einer so unbedeutenden Summe entgegen. Dadurch macht 
man diese arme Gemeinde muthlos. Er stelle den An 
trag auf die Gewährung der doppelten Summe. 
Referent Keßler: Dieser Beitrag ist nur für das 
laufende Jahr gewährt, im nächsten Jahr kann mehr ge 
geben werden, sobald man sich überzeugt, daß der Bau 
wirklich fortschreitet. 
Präsident: Erst wenn der Bau- und Kostenplan 
vorliegt, kann der Landtag größere Unterstützung gewäh 
ren. Nur dann ist man zu einem richtigen Urtheil über 
das Zusammenwirken der Gemeinde und des Landes fähig. 
Landestechniker Oberl. Rheinberger: Ich muß er 
suchen, daß man allgemeine Anhaltpunkte gebe, in wie 
weit detaillirt diese Pläne ausgearbeitet werden sollen. 
Bei einem so schwierigen Terrain sind solche Pläne äus 
serst zeitraubend und ich kann nicht einstehen, ob es mir 
gelingen wird, die verlangten Pläne zur bestimmten Zeit 
zu liefern. 
Präsident: Es soll vom Lande aus nach Triesner 
berg bis zum Dorfwege eine gute Straße erbaut werden. 
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