Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

ihre Öhren noch zu stark aus dem Pelze herausschauen. 
Genf. Ueber den Angriff, welchen ein Haufe von 
Savoyer Schleichhändlern auf den schweizerischen Zoll 
posten bei Moillesulaz machte, sagt das Genfer Journal: 
Ein schweizerischer Zollwächter wurde auf das französi 
sche Gebiet hinüber geschleppt und mit Steinen halb 
todt geschlagen; der Postenchef ließ seinen Kameraden 
nicht im Stich, sondern holte ihn mit Gefahr des eige 
nen Lebens vom fremden Gebiet auf seinen Schultern 
zurück. Auch er war durch zahlreiche Steinwürfe ver 
letzt. Die Untersuchung wird von genferfcher und fran 
zösischer Seite geführt. 
Frankreich. Der gewaltige Sturm, welcher am 2. u. 
Z. Dezember an den Küsten von Frankreich wüthete, hat 
große Verheerungen angerichtet. Von allen Seiten lau 
fen die traurigsten Berichte über den Untergang von 
Schiffen und Menschen ein. Ein schweres Unglück hat 
sich namentlich in Cherburg zugetragen. Ein großes 
Boot mit 34 tüchtigen Leuten besetzt, war von der Pan 
zerfregatte La Couronne einem an der Insel Peele ge 
scheiterten Schiffe zu Hülfe gesandt worden. Der Sturm 
schleuderte das Boot gegen die Felsenküste und 32 dieser 
Männer kamen als Opfer ihrer Hingebung um. Dieser 
merkwürdige Sturm war von einem französischen Gelehr 
ten vorausgesagt worden. Derselbe profezeit auch bis 
Ende Dezember große Überschwemmungen, es müßte 
denn Schneefall eintreten. 
Nordamerika. Die Lage der Rebellen wird immer be 
denklicher, indem die nordstaatlichen Generale wieder meh 
rere Siege errungen haben. Den Rebellen fehlt es all- 
mählig an Mannschaft, an Kriegsmaterial und haupt 
sächlich an Lebensmitteln. Ueber die fürchterliche Behand 
lung der kriegsgefangenen Bundestruppen in Richmond 
schreibt der New-Aorker Korrespondent der Allgem. Ztg. 
„Es sind in den letzten Wochen durch ausgetauschte Ge 
fangene Enthüllungen darüber gemacht worden, die das 
Blut in den Adern erstarren machen. Die Gefangenen 
werden durch die Qualen des Hungers, der Pestluft 
oder totaler Bloßstellung gegen alle Unbilden des Wet 
ters langsam zu Tode gefoltert. Das Lippygefängm'ß in 
Richmond/ in dessen 35 Fuß breiten, 90 Fuß langen 
und 9 Fuß hohen Sälen je 200 Gefangene eingepfercht 
sind, die bei Todesstrafe nicht an die Fenster treten und 
ihre natürlichen Bedürfnisse nur im Saale selbst in ei 
nem fast immer verstopften Watercloset verrichten dürfen, 
bildet ein furchtbares Seitenstück zu dem „schwarzen Loch" 
in Ealcutta. Die Gefangenen erhalten kaum in einer 
Woche so viel Nahrung als ein gesunder Mensch an ei 
nem Tage bedarf. Im James-River liegt eine völlig 
kahle Sandbank. Dort werden Hunderte von Kriegsge 
fangenen ohne das geringste Obdach irgend einer Art, 
zum Theil fast ohne alle Kleidung, schon seit Monaten 
gefangen gehalten. Viele sind durch Wahnsinn oder Tod 
von den namenlosen Qualen die sie zu erdulden hatten, 
erlöst worden. Am 26. Oktober langten 180 der Un 
glücklichen, die ausgetauscht worden waren, zu Annapolis 
an, oder vielmehr 173, denn 7 waren bereits auf der 
Fahrt von Richmond Hungers gestorben. Der Anblick, 
welchen die Unglücklichen darboten, entzieht sich jeder Be 
schreibung. Alle waren zu Gerippen abgemagert; bei 
vielen hatte sich, während der drei Monate, welche sie 
unter freiem Himmel zugebracht hatten, die Sanddarre 
eingestellt, d. h. eine lederartige Austrocknung der Haut 
und der Muskeln am Knochen, totales Absterben der 
Extremitäten. Alle gingen barfuß und barhaupt; das 
wenige, was sie noch an Kleidern gehabt, war ihnen 
von den Rebellen geraubt worden. Manche hatten kein 
anderes Kleidungsstück am Körper, als ein paar dünner 
baumwollener Unterhosen. Viele von ihnen waren be 
reits bis zu dem Stadium des Verhungerns gelangt, so 
daß alle Hülfsmittel der Kunst außer Stand waren, 
ihrem Magen die Verdauungsfähigkeit wiederzugeben, und 
sie mußten Angesichts der Rettung unter den Folterqua 
len Ugolino'S sterben. In fünf Tagen, bis zum 3. Nov., 
waren bereits 53 von den 180 an den Wirkungen der 
Hunger-Tortur gestorben, und die Aerzte machen sich keine 
Hoffnung, mehr als ein Drittel der Gesammtzahl am 
Leben erhalten zu können. Gefangene Neger werden bei 
jeder Gelegenheit durch Knutenhiebe zerfleischt. In einem 
Fall erhielt einer (ein freier Neger aus Massachusetts, 
bei dem Sturm auf Fort Wagner gefangen) 250 Peit 
schenhiebe, und sein bis auf den Knochen zerfleischter 
Rücken ward sodann in mit Salzlauge gesättigte Tücher 
geschlagen. 
Verschiedenes. 
Mittel, junge Obstbäume vor Hasenfraß 
zu schützen. In der Monatsschrift für Pomologie :c. 
macht ein praktischer Baumzüchter aus SulzgrieS in 
Württemberg folgendes Mittel gegen Beschädigung der 
Bäume durch Hasen bekannt. Er bestreicht nämlich 
schon seit mehreren Jahren seine jungen Bäume mit Ab 
trittdung und seitdem wurde ihm nicht ein einziger 
Baum mehr von Hasen beschädigt. 
Nach seinen bisherigen Erfahrungen bringt dieses 
Mittel weder den Bäumen noch den Pfropfreisern im 
geringsten einen Saden, auch fordert dessen Anwendung 
sehr wenig Zeit. Man füllt nämlich ein Geschirr mit 
diesem Dung, nimmt einen Maurerpinsel und bestreicht 
damit die Bäume. Eine einzige Person kann in einem 
Tage eine Masse Bäume anstreichen, und es bleibt an 
den Bäumen nicht viel sichtbar davon. Gut ist es, 
wenn nach dem Anstreichen nicht gleich ein starker Regen 
kommt, ehe der Anstrich angetrocknet ist. 
Um den Anstrich haltbarer gegen Abwäschen durch 
Regen und Abblättern bei großer Trockenheit zu machen, 
räth der Redaktor der Monatsschrift, E. Lucas, an, un 
ter einen Kübel Abtrittdung einen halben Kübel frisches 
Blut zu mischen. 
In mehreren Gegenden werden im Freien oder in 
nicht eingefriedigten Gärten stehende junge Bäume durch 
einen Kalkanstrich vor Hasenfraß geschützt. Auch hier 
hat die Erfahrung gezeigt, daß genanntes Mittel sich 
sehr gut erprobte und zudem die Rinde der Bäume da 
von recht schön und glatt wurde. Man verwendet dazu 
	        

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