Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Liechtensteiner Kandeszeitung. 
Vaduz, Samstag Rro» Ä4V. den 21. Nov. 1863. 
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für da« 
Fürstentum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr. — 
Man bestellt die Zeilung in Vaduz bei der Redaktion und in Feldkirch bei der löbl. Wagnerischen Buchhandlung. — Gesetze 
und Verordnungen erscheinen in einer Beilage, wofür ganzjährig 5V Nkr. ferner zu bezahlen sind. 
Bericht über die 1. landwirtschaftliche Ausstellung im 
Fürstentum Liechtenstein. 
Landwirtschaftliche und Hausgeräthe. 
Wir sind mit dem heutigen Artikel am Schlüsse unfe> 
res Berichtes angelangt. Der gewerbliche Theil der Aus 
stellung war verhältnißmäßig schwach besetzt, vielleicht 
infolge eines Mißverständnisses, das in den letzten Tagen 
vor der Ausstellung aufgetreten war. Der Ausschuß des 
landwirtschaftlichen Vereins hatte beschlossen, daß jedes 
Gewerbsprodukt zugelassen werden sollte, weil bei dem 
Vereine auch eine Gewerbesektion besteht, welche ein wohl 
gegründetes Recht auf unbedingte Theilnahme an der 
Ausstellung hat. Dem entgegen war auf eine unerklär 
liche Weise nur die Zulassung von landwirthschastlichen 
Hausgeräthen bekanntgegeben worden, und viele Gewerb- 
treibende wurden dadurch irre geleitet und blieben zurück. 
Allerdings sind Landwirthschaft und Gewerbe zwei ver 
schiedene Dinge; allein sie sind einmal im Gesammtverein 
vertreten und zudem bestehen auch noch andere allgemeine 
Beziehungen zwischen beiden, so daß sie unbeschadet der 
Logik neben einander Platz haben können; zu einer be 
sonderen Gewerbausstellung aber sind unsere Verhält 
nisse einmal entschieden nicht geeignet. 
Die gewerbliche Produktion in unserem Ländchen be 
schränkt sich mit wenigen Ausnahmen nur auf den in 
ländischen Bedarf; für den Markt und über die Grenze 
wird wenig produzirt. In dieser Richtung sind nur be 
deutend das Gewerbe des Hrn. A. Schädler in Nendeln, 
welcher Oefen, Drainage-Röhren zc. nach Vorarlberg u. 
iu die Schweiz liefert, dann die beiden Baumwollenwe 
bereien im Mühleholz und in Triesen, und die Gypsmühle. 
Die übrigen Gewerbe beschäftigen sich nur mit Befriedi 
gung des nächsten Bedürfnisses, wie es bei einer acker 
bautreibenden Bevölkerung zutage tritt; ja auch in dieser 
Richtung geht der Gewerbsbetrieb nur so weit, als der 
Bedarf nicht durch Fabrikerzeugnisse befriedigt werden 
kann. Am zahlreichsten unter allen sind Bauhandwerker, 
welche alljährig in vielen Hunderten im Auslande Ver 
dienst suchen. Diese waren natürlich bei der Ausstellung 
nicht belhekligt. 
Die Aufgabe unserer Handwerkleute ist hienach eine 
beschränkte, aber immerhin noch lohnende, wenn sie rich 
tig erfaßt wird. Sind sie im Stande dem Lokalbedarf 
zu genügen, und dabei ihre Erzeugnisse billig, dauerhaft 
und geschmackvoll zu liefern, so sind ihre Leistungen an- 
erkennenswerth. Allein die Ausstellung ließ erkennen, 
daß viele Gewerbsleute ihre Aufgabe noch nicht begriffen 
haben. Viele behandeln das Gemeine, Alltägliche nur 
als geringfügig, unbedeutend; nur bei einer seltenen, ab 
sonderlichen Bestellung nehmen sie allen Witz zusammen 
und suchen darin ihre Auszeichnung. So meinten viele, 
daß sich, besonders für die Ausstellung, nur etwas recht 
Künstliches und Ungewöhnliches eigne, etwa sogenannte 
Tüfteleien, die auf 7 Meilen in die Runde von keinem 
Andern zuwege gebracht, aber auch von keinem Menschen 
gekaust werden. Solche wurden denn bei der Preisver 
theilung ziemlich enttäuscht, denn für Raritäten hat der 
Verein keine Prämien; künstliche Geräthe u. dgl. bezieht 
man billiger, schöner und erakter gearbeitet aus den Fa 
briken, womit der Handarbeiter nicht konkurriren kann. 
Was ist z. B. mit einer eisernen Wachspresse im Preise 
von 10 fl. ö. W. anzufangen, wie sie von einem Schlos 
ser recht fleißig und sauber hergestellt wurde? Schade 
um das Material und die mühevolle Arbeit, welche daran 
vergeudet wurde. Eine solche Presse läßt sich in anderer 
Weise um wenig Gulden beschaffen und erfüllt den Zweck 
ebenso vollkommen Wir glauben kaum, daß im ganzen 
Land ein Abnehmer für diesen Gegenstand zu finden 
wäre. 
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wenden wir uns 
zum Einzelnen und zwar vorerst zu 
den Pflügen. 
Der Verein hatte hiefür ausdrücklich bestimmte Preise 
ausgesetzt und dadurch schon die hohe Schätzung dieser 
Geräthe bezeichnet. Es waren zwei Pflüge, von der 
bisher im Lande gebräuchlichen Art, mit hölzernen Streich 
brettern und 3 Schwingpflüge ausgestellt. Die Ersten 
sind meistens aus Holz gebaut, mit einem 2rädrigen Kar 
ren versehen; sie erfordern viel Holz und viel Arbeit u. 
außerdem noch bedeutende Blech- und Eisenmassen zum 
Ueberzug der Streichbretter:c. Die zur Schau gestellten 
Muster waren, sowohl vom Wagner als vom Schmied 
recht solid hergestellt. Unsere Öekonomen lieben diese 
Pflüge, — sie sind dieselben gewohnt. Ob aber damit 
auch gesagt und erwiesen ist, daß sie tadellos sind — be 
zweifeln wir in so lange, als nicht Vorurtheilsfreie, auf 
merksame Versuche mit Pflügen gemacht wurden, die in 
andern Gegenden und von verständigen Bauern Lob und 
Anerkennung erhalten haben. Die ausgestellten Schwing 
pflüge fanden keinen Beifall, ja wurden sogar getadelt. 
Allein es scheint uns als herrsche ein Vorurtheil dagegen, 
schon vor der Probe waren sie verurtheilt und dann er 
fordern sie eine eigenthümliche Behandlung, die man je 
denfalls vorher kennen muß. Wie sich übrigens die Sache 
verhalten mag, die Schwingpflüge haben mehrere wesmt-
	        

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