Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

— Weinpanscherei. In Bezug auf diese Sache 
erhalten wir folgende Einsendung: 
Ragaz, den 28. Okt. 1863. 
An die löbl. Redaktion der Liechtensteiner Landeszeitung. 
Zur Wahrung unserer Rechte bitten wir Sie, diese 
Zeilen ebenfalls in Ihr resp. Blatt aufzunehmen. 
In Nr. 17 Ihres verehrlichen Blattes steht ein ziem 
lich scharfer Artikel wegen Weinpanscherei gegen die 
Unterzeichneten. — Wäre diese schauerliche Geschichte 
wahr, so müßten wir uns vor dem eifrigen Vaterlands- 
vertheidiger demuthsvoll beugen und ihm im vollsten 
Grade sogar beipflichten, so aber können wir uns nicht 
enthalten, das Wahre von der Lüge auch öffentlich in 
dieser Angelegenheit von einander zu halten. Es ist 
Lüge, daß wir etliche Viertel alten verdorbenen essigsau 
ren Kretzer in unsern Fässern auf Vaduz gebracht. — 
Wahr ist dagegen, daß wir circa 105 Maaß recht gu 
ten diesjährigen Benderer Sauser, der dem Vaduzer in 
Nichts nachsteht, in unsere Fässer vertheilten, da wir 
diesen Stumpen nicht allein, sondern mit der ganzen 
Lieferung versenden wollten; wahr ist auch, daß wir ca. 
200 Maaß weißen Vaduzer kauften, um nicht ein lee 
res Faß retour nehmen zu müssen. Dies großartige 
Verbrechen bestunden wir am hellen Tage und öffentlich 
und finden auch heute noch keine Gründe, warum wir 
es im Verborgenen hätten thun sollen. Zur Beruhi 
gung des freundlichen Einsenders des bemerkten Wein 
mischmasch können wir nur noch erklären, daß fragl. 
Wein als Vaduzer sehr gut gemundet hat und gewiß 
kein Unglück entsteht, wenn nicht im Geheimen schlim 
mere Pfuschereien mit dem Vaduzer vorgenommen wer 
den. Damit Punktum! Hälmly u. Zweifel. 
A. d. R. Wir fühlen uns nicht berufen zu unter 
suchen, auf welcher Seite die Wahrheit ist. Der ver 
ehrt. Einsender des ersten Artikels mag seine Ehre zu 
wahren suchen. Wenn übrigens die Herren Hälmly 
und wer immer sich künftig in eine Correspondenz mit 
uns einlassen wollen, so mögen sie dabei an einen §. 
unserer Redaktions-Statuten sich erinnern, welcher heißt 
„Briefe und Gelder ic. franko!" 
Vorarlberg. (Eisenbahnfrage.) Wie die Feldk. 
Ztg. schreibt, ist der Bau der Bodenseegürtelbahn als 
gesichert zu betrachten. Sie wird bei St. Margarethen 
an die Rheinthalbahn sich anschließen; für das vorarl 
berger Oberland muß die Zweigbahn Feldkirch - Rüthi 
(über Altenstadt) hergestellt werden. Dabei dürfen die 
Frachtkosten für die Güter, welche von Bregenz nach 
Feldkirch gehen, nicht höher berechnet werden, als wenn 
sie auf einer direkten Bahn befördert würden. Sollte 
einst der Bau einer Bahn Lautrach-Feldkirch zu Stande 
kommen, so ist dieser Bahn die Mitbenützung der Bahn 
höfe zu gestatten. 
Feldkirch, Z. November. Der hochwürdigste Herr 
Dr. Joseph Feßler, Bischof von Nyssa, Generalvikar 
für Vorarlberg, soll dem Vernehmen nach an die Stelle 
des verstorbenen Bischofs von St. Pölten in Nieder- 
österreich, Dr. Jgnaz Feigerle, zum Bischöfe ernannt wer 
den. Bekanntlich befindet sich derselbe seit längerer Zeit 
schon in Rom wegen Abänderungen der Bestimmungen 
des Konkordates. F. Ztg. 
S - 
' — In Preußen hat die Fortschrittspartei mit den 
Liberalen bei der letzten Wahl für die neue Kammer der Ab 
geordneten glänzend gesiegt; dennoch ist aber bis jetzt 
noch keine Aussicht, daß sich das Ministerium Bismarck 
dadurch von der betretenen Bahn werde ablenken lassen. 
Leipzig. (Nach 50 Jahren!) Ein greiser, hoch 
gewachsener Veteran schritt am 18. Oktober über den 
Festplatz in Leipzig, als eine ärmlich gekleidete Frau ihm 
begegnete und ihn forschend anblickte. Plötzlich rief ße 
schluchzend seinen Namen und erfaßte seine Hand, auch 
er erkannte die Frau alsbald und schloß sie in seine 
Arme. Er hatte vor 50 Jahren nach der Schlacht in 
Leipzig im Quartier gelegen, wo die Frau damals als 
Mädchen gedient hatte. Beide hatten sich nie wieder 
gesehen — nie wieder etwas von einander gehört. — 
Die Kosten der Festfeier belaufen sich auf 20,000 Ver 
einsthaler, wovon auf Wien und Berlin je 5000 Thlr. 
treffen, auf den Kopf circa 1 ^ Nkr. 
Schweiz. Graubünden. Die Jäger von Klosters 
haben auf ihren Alpen in der kurzen Jagdzeit 21 Gem 
sen erlegt. Ein einziger Jäger von Montbiel schoß in 
neun Tagen sechs ebenbürtige Böcke und eine schöne 
Gais. 
— Eine kürzlich angeordnete Bärenjagd der Jäger 
von Zernetz ist dadurch fruchtlos geworden, daß zwei 
dieser Nimrode, als sie des Mutzens ansichtig wurden, 
einen solchen Respekt bekamen, daß sie ihre Gewehre 
ganz vergaßen. Der Bär schlug sich seiner Seits in 
die Büsche. 
Luzern. In Luzern zirkuliren falsche französische 
Zehnfrankenstücke mit der Jahrzahl 1860. Dieselben sind 
etwas dicker als die ächten und sowohl am dumpfen 
Klang, wenn man sie auf einen harten Gegenstand 
wirft, als an dem nicht krenelirten Rand erkennbar, wel 
cher das Kupfer, aus welchem sie bestehen, durchblicken 
läßt. 
Thur^an. In Horb kam der merkwürdige Fall 
vor, daß letzte Woche ein Emdstock, der schon vor mehr 
als vier Wochen in die Scheune eingeheimst worden, 
sich selbst entzündete. 
Solothurn. Letzten Donnerstag Nachts 10 Uhr 
wurden die Bewohner von Rodersdors durch ein jäm« 
merliches Hülf--" .ien erschreckt. Die Herbeigeeiltm sahen 
eine, wie ein Zickel brennende Frau, welche die Straße 
hinauf einem Brunnen zueilte. Nur mit Mühe konnte 
man die halb Besinnungslose ins Wasser tauchen und 
die brennenden Kleider löschen. — Die Frau war beim 
Hanfreiten eingeschlafen; die Lampe entzündete das an 
der Ofenstange Hangende Werch, das Feuer verbreitete 
sich und ergriff die Kleider der Frau. Die Unglückliche 
starb den folgenden Tag unter unsäglichen Schmerzen. 
Italien. Die Leichen der Personen, welche durch ei 
nen in vor. Nr. berichteten Erdrutsch verschüttet wurden, 
sind theilweis wieder ausgegraben worden. Die Ursache 
deS Unfalls soll folgende sein: An dem Berge befindet 
sich eine Quelle, welche unter der Erde ein Becken von 
mehr als 20 Quadrat-Meter ausgrub; durch das hef 
tige und andauernde Regenwetter in vergangener Woche 
füllte sich der Raum zu sehr an und sprengte vermöge
	        

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