Liechtensteiner Landeszeitung
Vaduz, Samstag
Rro. RK.
den 7. Nov. 186S.
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Bericht über die 1. landwirtschaftliche Ausstellung im
Fürstentum Liechtenstein.
Rindvieh und Schweine.
Rinder im Alter von i bis 2 Jahren befanden sich
circa 50 Stücke auf dem Festplatze. Dabei waren meh
rere sehr schöne Stücke von unserm Landesschlag, die in
ihrem regelrechten Knochenbaue, ihrer Größe und in der
gesuchten Farbe den glücklichen Erfolg der vom Lande
angestrebten Zuchtverbesserung nicht verkennen ließen.
Möchte man diese Thiere nur mit Zuchtstieren, welche
die nöthigen Eigenschaften im hohen Grade besitzen (nicht
mit Bastarden) paaren, die so erzeugten weiblichen Thiere
zur ferneren Züchtung benutzen und die Stierlein noch
einige Jahre von derselben ausschließen, so würde die
Rindviehzucht-Verbesserung im Lande sicherlich schneller
fortschreiten, als es bis anher der Fall war.
Unverhältnismäßig klein war die Zahl der auf dem
Schauplatze befindlichen Kühe und Zeitrinder, kaum 40
Stücke, und wenn sich unter den aufgestellten Kühen
auch manch schönes Stück befand, so ist es doch gewiß,
daß so zu sagen in jeder Gemeinde, namentlich aber am
Triesnerberg, mehrere Kühe sich befinden, welche mit den
Aufgestellten konkurrirt oder aber denselben wohl gar die
Preise streitig gemacht hätten.
Der Grund, warum so wenig Kühe ausgestellt worden
sind, obgleich das Land deren ca. 1700, ja die Gemeinde
Triesnerberg allein über 400 Stücke zählt, dürste wohl
darin gesucht und gefunden werden, daß viele Thierbe
sitzer von dem bei uns neuen Unternehmen keinen rich
tigen Begriff hatten, oder aber sich durch böswillige
Menschen, welche die Ausstellung durch Bekrittlung und
Spötteleien zu untergraben oder wenigstens lächerlich zu
machen suchten, von der Ausstellung ihrer Thiere abhal
ten ließen. Nun haben aber jene Spötter und deren
Anhänger weder der Ausstellung und noch viel weniger
den Ausstellern, sondern lediglich sich selbst geschadet, in
dem sie durch Nichtausstellung ihrer schönen Thiere den
Ausstellern die Preise selbst aus weniger schöne Habe
sicherten. Vielleicht werden sie bis zur nächsten Ausstel
lung klüger.
Sehr ordentlich vertreten sowohl der Menge als Be
schaffenheit nach war das Borstenvieh. Es fanden sich
20 Mutterschweine mit circa 40 Stück Jungen und 11
Stück Eber auf dem Ausstellungsplatze. Vorzüglich
zeichneten sich die Mutterschweine aus. Deren Körperbau
verband mit einer ansehnlichen Höhe, eine bedeutende Län
ge und starke gesunde Füße. Es ist dieses unstreitig der
nützlichste Schlag für unsern Landmann, indem er ver-
mög seiner Größe auch das bedeutendste Quantum Fleisch
und Fett liefert. Auch unter den Ebern fanden sich sehr
schöne Stücke von dem gleichen Schlage.
Nebst diesen war ein Päärchen Schweine, nämlich ein
trächtiges Mutterschwein und ein Eber von angeblich
englicher Ra?e ausgestellt, welche sich durch ihre schwarze
Hautfarbe, ihren nackten, borstenlosen, kurzen gerundeten
Körper, breiten Rücken, durch kurze starke Füße und auf
fallende Fettigkeit auszeichneten. Diese Schweine sollen
sehr gefräßig und von Natur an jede rauhe und gehalt
lose Nahrung gewöhnt sein, daß sie selbst mittelst Grün
futter oder anderer schwacher Nahrung wohlleibig und
fett erhalten werden können. Es sollen übrigens diese
Thiere auch eine ansehnlichere, ja dem beliebten Landes
schlage annähernde Größe erreichen. Sofern sich diese
letztern Eigenschaften wirklich bewähren sollten, so ver
diente diese Race in unser Land eingeführt und gezogen
zu werden. Im Uebrigen hat der Landschlag so gute
Eigenschaften, daß es bedenklich sein würde, denselben
mit fremden Racen zu kreuzen. Was Größe und Mast
fähigkeit anbetrifft, steht er den vorzüglichsten Schlägen,
selbst den englischen kaum nach. 1jährige Thiere
erreichen bei guter Behandlung ein Gewicht von 200
—250 Pfund und erst vor wenigen Tagen hörten wir
von einem 1^ jährigen Schweine, welches auf 3 Etr.
W. G. geschätzt wird. Namentlich aber liefert das hei
mische Schwein ein sehr schmackhaftes und wohl noch
vorzüglicheres Fleisch als die englische Race. Hiemit
sollen aber die Versuche mit fremden Schlägen nicht ab-
gerathen oder gar getadelt werden, wir empfehlen nur
Vorsicht und genaue Vergleiche.
Acker- und Gartenerzeugnisse.
In den genannten Zweigen war die Betheiligung groß,
ja sehr groß; dies gilt namentlich vom Mai s (Türken).
Ruggell und Eschen hatten hierin am meisten geleistet;
kleinere Partien waren bereits von allen Gemeinden aus
gestellt. Durchschnittlich waren es prachtvolle Maiskol
ben, woraus die sorgsame Pflege, welche man dieser für
uns so wichtigen Fruchtgattung angedeihen läßt, wohl
zu erkennen ist. Mehrere Aussteller hatten ihre diessall-
sigen recht schönen Produkte auf Riedboden erzeugt, der
erst letztes Frühjahr wieder kulturfähig gemacht worden
war; und wurde dadurch ein glänzender Beweis für die
Vortheile der Entwässerung geliefert. Gelben Mais
hatte nur ein einziger Aussteller gebracht; sonst war lau
ter weißer vorhanden, aber dieser in mehrerlei Sorten
rücksichtlich der Reifezeit. Die Türkenkultur ist überhaupt-
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