nun doch als Kaiser nach Meriko. Welcher Grund ihn
dazu bestimmt haben mag, ist für den gemeinen Verstand
schlechterdings unbegreiflich. Wenn es auf einen so ho
hen Herrn passen würde, so möchten wir ein altes
Sprichwort zitiren, welches heißt: Bleib' im Lande zc.
Vaduz, 36. Oktober. Bei der heutigen Land
tagssitzung wurde das Gesetz über Erwerb und Verlust
des Staatsbürgerrechts endgiltig in der früher berathe
nen Fassung angenommen. Weiter kam der mit dem
Kaiserstaate unterhandelte Zollvertrag in Vorlage. Die
Regierung verlangte gemäß §. 23 der Geschäftsordnung,
daß die Berathung in einer geheimen Sitzung geschehe.
Sobald aber die Verhandlungen definitiv abgeschloßen
sein werden, soll das Nöthige in der Landeszeitung ver
öffentlicht werden. Wenn die von der Regierung und
dem Landtage früher beantragten Aenderungen von Oest
reich bewilligt worden sind, so darf man sicher darauf
rechnen, daß sich das Volk mit dem neuen Vertrage be
freunden werde. Manches beschwerliche wird dann hin
wegfallen.
— 27. Okt. Heute Morgen ^4 Uhr verspürte man
ein Erdbeben. Das Schwanken des Bodens war ziem
lich heftig, so daß Betten, Tische, Kästen :c. in Bewe
gung geriethen; es dauerte 4—6 Sekunden und ging
von Ost nach West.
— Das „Endschießet" des liechtenstein. Schützenver
eins war ein recht lebendiges und fröhliches. In 7
Stunden wurden von ca. 25 Schützen ungefähr 1200
Schüsse gemacht. Die Kasse hatte eine Einnahme von
60—65 fl. ö. W. Auf dem Stich erhielten Gaben:
Unterförster Hartmann 4 fl., Hafnermeister Schädler,
2 fl. 50., Oblt. Nheinberger 1 fl. 50., Dr Schlege!
1 fl. 50. Auf dem Kehr: 6 fl. Honegger von Mühle
holz: 44 Schwarzfchüße, 91 Kreise, 4 fl. 25 Oberlieu
tenant Nheinberger 28 Schwarze, 56 Kreise, 4 fl.
Mich. Rohrer, Buchs 27 Schwarze 67 Kreise, 3 fl.
Reallehrer Fischer 23 Schw., 51 Kr., 2 fl. 50 Banzer
Triesen 19 Schw., 40 Kreise u. s. f.
— In Leipzig waren am 18. Oktober die kgl. Ge
bäude auf Befehl des Königs Johann nur mit deutschen
Fahnen geschmückt. Zur Jubiläumsfeier waren 205
Städte vertreten. Am 18. und 19. Okt. trafen auf den
Leipziger Bahnhöfen 17,329 Personen ein. Das Fest
soll eines der großartigsten gewesen sein, welche je ge
feiert wurden. (Auch die Gemeindevertretung von Va
duz war eingeladen, die Theilnahme aber abgelehnt wor
den, dies aber nicht aus Furcht vordem Nationalverein.)
In Hannover wurden bei der Jubiläumsfeier die deut
schen Farben verboten. — Bei einer Musterung in
Preußen riß ein Lieutenant einem Landwehrmann ein
schwarzrothgoldnes Bändchen herunter, warf es zu Bo
den und trat es mit Füßen. „Wir sind Preußen,
nicht Deutsche!". Das merkt man an allem: preu
ßische Politik, preußische Intelligenz, Cultur, Junker:c.
Italien. Como. Ein heftiger Wolkenbruch mit ei
nem entsetzlichen Sturm erschreckte am 18. Okt. die Be
wohner. Die Wellen des See's schlugen brausend und
'zischend an das Gestade. Ein Berg stürzte ein und sei
ne Steinmassen überschütteten in einem Augenblicke die
am AbHange liegenden Häuser sammt deren Bewohner,
55 Personen. Nur eine Mutter mit ihrem Säugling
wurde noch lebend aus dem Schütte hervorgezogen um
den Tod ihres Mannes und zweier Söhne zu beweinen.
Ein Kaffeehaus wurde von den Wellen des See's ver
schlungen, Gartenmauern stürzten ein, und eine Porzel
lanfabrik fiel zusammen.
Aegypten. Das sonst so gesegnete Land, ist jetzt
von zwei Plagen heimgesucht: der Nil richtet furchtbare
Überschwemmungen an, und die Rinderpest wüthet in
schrecklicher Weise und hat bereis ^ Million Stück Vieh
getödtet. Aus Trieft wurden 1000 Stück Ochsen mit
dem Dampfschiff nach Aegypten gesandt, und obwol die
Transportkosten 50 fl. per Stück betragen, so machen
die Händler dennoch gute Geschäfte. — Der Nil aber
hat alle Dämme durchbrochen und taufende von Dörfern
unter Wasser gesetzt. Die Eisenbahn kann in i Vz Mo
naten kaum wieder hergestellt werden. 24,000 Zentner
Baumwolle, Vk der ganzen Ernte, sind völlig zerstört.
Nordamerika. In den Zeitungen liest man merk
würdige Schilderungen von der Gewalt und Tragweite
der Parrottkanonen, welche bei der Belagerung
Charlestons verwendet werden. Die Kanone, aus wel
chen die mit sogenanntem griechischem Feuer gefüllten
Hohlgeschosse auf die Stadt geschleudert worden waren,
ist ein solches von Parrott geliefertes Geschütz, welches
unter einem Winkel von 45 ^ eine 200 Pfd. schwere Kugel
7 Meilen (englische) weit schleudern könne, und in der
That flog die erste Kugel wegen allzu großer Erhebung
des Rohrs über Charleston hinaus, ohne Schaden an
zurichten. Demnächst sollen 30 solcher Geschütze ihr Feuer
gegen die Rebellenstadt eröffnen. Die größte der bisher
von Parrott gelieferten Kanonen soll 300 Psünder
schießen und 2700 Centner wiegen. Sie durchbohre
aber auch, bei einer Pulverladung von 40 Pfd., neun-
zöllige Platten aus Schmiedeeisen sammt deren 2 Zoll
starken Fütterung aus Eichenholz oder auch einen 26
Fuß dicken Erdwall. Und doch stehe Parrott noch lange
nicht am Ziele seiner artilleristischen Wünsche. Gegen
wärtig sei er beschäftigt, einen 500 Pfünder herzustellen,
und wenn dieser gelingt, denke er daran, eine Kanone
zu liefern, mit der sich 2000pfündige Kugeln abfeuern
ließen (!). Bis jetzt habe er der Armee und Flotte schon
2500 Geschütze geliefert.
Australien. Die Chinesen, welche massenhaft in
den Städten und in den Goldfeldern von Victoria
leben, zeichnen sich in den vielen Rechtshändeln, die nie
ohne irgend einen Chinesen, entweder als Kläger oder
als Verklagten oder als Zeugen vorkommen, ebenso durch
ihre große Fertigkeit im Zeugnißablegen aus, wie durch
ihre ängstliche Umständlichkeit in der Art ihrer Eides -
ablegung. Einige müssen vor ihrer Vereidigung auf
der Zeugenbank ein Streichhölzchen anzünden und aus
blasen, andere verbrennen einen Streifen gelben beschrie
benen Papieres; ein Chinese in Ballarat weigerte sich
hartnäckig, die Eidesformel auszusprechen, bevor er nicht
einem Hahnen mit einem Hieb den Kopf abgehauen habe.
Vergebens suchte man den Zeugen mit Wachskerzen,
Porzellantassen, und ähnlichen Lockmitteln zu bestechen,
um sein chinesisches Gewissen zu beschwichtigen. Er war