Körperbau, beliebter Farbe, regelrechtem Gange und ent
sprechender Größe befanden. Die Pferde waren über
haupt recht ordentlich vertreten, wenn schon keine mann»
lichen Thiere ausgestellt waren (die beiden landschaftlichen
Beschäler ausgenommen.) Es zeigten sich schon jetzt,
wenn auch noch sparsam, die Früchte der seit langen
Jabren gemachten Aussaat: der günstige Einfluß jener
Geldbeiträge, welche das Land für Hebung der Pferde
zucht alljährlich leistete. Bei der Fortdauer dieser Bei
träge werden wir nicht blos einen größeren Erlös aus
den nachgezogenen Thieren sondern hauptsächlich durch
Zurückhaltung der schönsten Stuten im Lande einen
schönen und kräftigen Pferdeschlag erzielen.
Nicht so günstig war die Ausstellung der Zuchtstiere.
Obgleich eine angemessene Zahl von circa 30 Stück vor
handen war, so befanden sich mit Ausnahme der zwei
jährigen Thiere nur sehr wenige darunter, von denen
sich eine gute Nachzucht erwarten ließe. Auch abgesehen
von der gewünschten Größe, so gebrach es den meisten
Thieren an einer guten Stellung, einem schönen Körper
bau und der beliebten Farbe. Aus Mangel an preis
würdigen Jährlingen wurden daher auch die beiden er
sten Preise ä 17^2 fl. nicht vertheilt, denn die 2jährigen
Stiere sollten nicht prämirt werden.
Ueberhaupt ist in Bezug auf die Zuchtstiere nur erst
ein kleiner Fortschritt bemerkbar, so daß immer noch be
deutende Summen ins Ausland getragen werden, zum
Ankauf solcher Thiere. Die Gründe dieses Mangels sind
nicht schwer zu finden.
Es wollen noch heute gar viele unserer Viehzüchter
nicht auf die Erfahrung hören, daß man in der Regel
nur von gesunden, gutgebauten Eltern, eine gute, fehler
freie Nachzucht erwarten kann; sie leugnen im Gegen
theil dieses Gesetz der Natur und beharren auf der An
sicht, daß alle guten Eigenschaften der Nachzucht blos
der guten Ernährung und Pflege zuzuschreiben seien.
Sie treffen daher bei den Zuchtthieren nicht die geringste
Auswahl, sondern lassen ihre krummbeinigen, mit engen
Becken ausgestatteten, mißfarbigen Kühe von eben solchen
Farren belegen. Fällt ein Halbweg brauchbares Kalb,
so wird der Beschluß gefaßt, aus demselben einen Zucht-
stier heranzuziehen. Das Lieblingsthierchen wird alsdann
gestreichelt, gefüttert, gepflegt, von Martini bis wieder
Martini; aber die krummen Füße werden nicht gerade,
und das enge Becken und die Mißfarbe verwachsen auch
nicht. Viel Fleisch und Fett verdeckt wohl manchen Feh
ler, aber trotzdem bleibt es immer wahr, daß man durch's
reichlichste Futter nur die Größe und das Gewicht stei
gern, niemals aber die von den Eltern ererbten Fehler
verwischen kann.
Wie ganz anders würde es sich verhalten, wenn un
sere Thierbesitzer die rationellen Grundsätze annehmen
und eine strenge Wahl der Zuchtchiere treffen würden!
Viel besser, man verkauft die nicht ganz fehlerfreien, selbst
erzeugten Kälber, setzt noch 20—30 Franken zu und
verschafft sich Saugkälber aus der Schweiz. Da kann
man sich sogar Vater und Mutter des Kalbes besehen,
daß man ganz sicher geht. Wird auf diese Kälber als
dann reiches Futter und sorgsame Pflege verwendet, so
kommt gewiß ein musterhafter Stier in unseren Besitz.
Probire das, es kostet nicht viel Geld. Sei aber sorg
sam im Ankaufe, sieh auf gute Farbe, der gute Bau
wird sich meistens finden, und kaufe nicht auf dem Markte,
sondern im Stalle, damit du wenigstens die Mutter be
sichtigen kannst. Lasse einem solchen Kalbe 8—10 Wo
chen die Milch zukommen, süttere es im Sommer im
Stalle, oder bringe es auf eine Kuhalpe: und es wird
dir im Herbste ein schöner, preiswürdiger Zuchtstier her
angewachsen sein.
Der Plan, welcher von der Viehveredlungskommission
verfolgt werden soll, ist nicht der, einen großen, schweren
Viehschlag zu erzeugen, sondern lediglich mit den guten
Eigenschaften des heimischen Schlages einen besseren Kör
perbau, gute Stellung und die beliebte Farbe zu verei
nigen. Das wird aber nur dadurch erreicht, daß man
fremde Zuchtstiere einführt. Die selbstgezogenen Blend
linge (Bastarde) sind für die Nachzucht nicht so gut ge
eignet, denn ihre durch Rayenveredlung vererbten Eigen
schaften sind nicht bleibend (konstant) und sie besitzen
kein sicheres Forterbungsvermögen.
Viele Unterstützung könnte der Viehzucht auch von
den Gemeinden werden, wenn sie unternehmungslustigen
Viehzüchtern freie Alpung der Stierkälber und angemes
sene Sprunggelder bewilligen würden, anstatt, daß sie
jährlich im Dezember ein großes Kapital ins Ausland
tragen, und nicht selten um große Preise geringe Waare
erhalten. Doch genug. Wir müssen auch von den
Rindern sprechen, und das nächstens.
Deutschland.
Liechtenstein. Vaduz. Kurze politische Rund
schau. Der Streit zwischen Deutschland und Däne
mark hat jeden Tag ein anderes Gesicht, bald kriegerisch,
bald friedlich. Der dänische König pocht auf England
und Frankreich, welche nicht zugeben werden, daß Deutsch
land in Dänemark Eroberungen mache. Sollte er sich
aber täuschen, so „will er vom Throne steigen und
die Republik einführen"; nach seiner Ansicht
„eignet sich kein Volk in Europa besser für
die Republik, als das dänische". — In Preu
ßen gehen die Wahlen zum Landtag ganz und gar nicht
nach des Königs Sinn, die neue Kammer wird noch
schlimmer werden, als die alte. Wird der König dies
mal nachgeben? — Dem Minister Bismarck ist von der
geheimen polnischen Negierung sein Todesurtheil zuge
stellt worden; in den ersten Wochen des November soll
es vollzogen werden. >— Die Minister Oestreichs und
der Mittelstaaten versammelten sich, in Nürnberg, um
über die Wiedergeburt des deutschen Bundes zu bera
then. — Im östreich. Reichsrath kommt das Recht der
Steuerverwilligung zur Sprache. Bis jetzt hat es der
Reichsrath noch nicht oder nur theilweis. Giskra, einer
der tüchtigsten Abgeordneten sagt, m dem Steuerbewilli
gungsrecht liege der Kern des Konstitutionalismus, ohne
dieses Recht sei eine Verfassung völlig werthlos. Sehr
gut! Wohin soll es in einem Lande kommen, wenn die
Kammer kein gesetzliches Mittel hat, um einem Willkür
regiment die Spitze zu bieten? — Erzherzog Max geht