Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Körperbau, beliebter Farbe, regelrechtem Gange und ent 
sprechender Größe befanden. Die Pferde waren über 
haupt recht ordentlich vertreten, wenn schon keine mann» 
lichen Thiere ausgestellt waren (die beiden landschaftlichen 
Beschäler ausgenommen.) Es zeigten sich schon jetzt, 
wenn auch noch sparsam, die Früchte der seit langen 
Jabren gemachten Aussaat: der günstige Einfluß jener 
Geldbeiträge, welche das Land für Hebung der Pferde 
zucht alljährlich leistete. Bei der Fortdauer dieser Bei 
träge werden wir nicht blos einen größeren Erlös aus 
den nachgezogenen Thieren sondern hauptsächlich durch 
Zurückhaltung der schönsten Stuten im Lande einen 
schönen und kräftigen Pferdeschlag erzielen. 
Nicht so günstig war die Ausstellung der Zuchtstiere. 
Obgleich eine angemessene Zahl von circa 30 Stück vor 
handen war, so befanden sich mit Ausnahme der zwei 
jährigen Thiere nur sehr wenige darunter, von denen 
sich eine gute Nachzucht erwarten ließe. Auch abgesehen 
von der gewünschten Größe, so gebrach es den meisten 
Thieren an einer guten Stellung, einem schönen Körper 
bau und der beliebten Farbe. Aus Mangel an preis 
würdigen Jährlingen wurden daher auch die beiden er 
sten Preise ä 17^2 fl. nicht vertheilt, denn die 2jährigen 
Stiere sollten nicht prämirt werden. 
Ueberhaupt ist in Bezug auf die Zuchtstiere nur erst 
ein kleiner Fortschritt bemerkbar, so daß immer noch be 
deutende Summen ins Ausland getragen werden, zum 
Ankauf solcher Thiere. Die Gründe dieses Mangels sind 
nicht schwer zu finden. 
Es wollen noch heute gar viele unserer Viehzüchter 
nicht auf die Erfahrung hören, daß man in der Regel 
nur von gesunden, gutgebauten Eltern, eine gute, fehler 
freie Nachzucht erwarten kann; sie leugnen im Gegen 
theil dieses Gesetz der Natur und beharren auf der An 
sicht, daß alle guten Eigenschaften der Nachzucht blos 
der guten Ernährung und Pflege zuzuschreiben seien. 
Sie treffen daher bei den Zuchtthieren nicht die geringste 
Auswahl, sondern lassen ihre krummbeinigen, mit engen 
Becken ausgestatteten, mißfarbigen Kühe von eben solchen 
Farren belegen. Fällt ein Halbweg brauchbares Kalb, 
so wird der Beschluß gefaßt, aus demselben einen Zucht- 
stier heranzuziehen. Das Lieblingsthierchen wird alsdann 
gestreichelt, gefüttert, gepflegt, von Martini bis wieder 
Martini; aber die krummen Füße werden nicht gerade, 
und das enge Becken und die Mißfarbe verwachsen auch 
nicht. Viel Fleisch und Fett verdeckt wohl manchen Feh 
ler, aber trotzdem bleibt es immer wahr, daß man durch's 
reichlichste Futter nur die Größe und das Gewicht stei 
gern, niemals aber die von den Eltern ererbten Fehler 
verwischen kann. 
Wie ganz anders würde es sich verhalten, wenn un 
sere Thierbesitzer die rationellen Grundsätze annehmen 
und eine strenge Wahl der Zuchtchiere treffen würden! 
Viel besser, man verkauft die nicht ganz fehlerfreien, selbst 
erzeugten Kälber, setzt noch 20—30 Franken zu und 
verschafft sich Saugkälber aus der Schweiz. Da kann 
man sich sogar Vater und Mutter des Kalbes besehen, 
daß man ganz sicher geht. Wird auf diese Kälber als 
dann reiches Futter und sorgsame Pflege verwendet, so 
kommt gewiß ein musterhafter Stier in unseren Besitz. 
Probire das, es kostet nicht viel Geld. Sei aber sorg 
sam im Ankaufe, sieh auf gute Farbe, der gute Bau 
wird sich meistens finden, und kaufe nicht auf dem Markte, 
sondern im Stalle, damit du wenigstens die Mutter be 
sichtigen kannst. Lasse einem solchen Kalbe 8—10 Wo 
chen die Milch zukommen, süttere es im Sommer im 
Stalle, oder bringe es auf eine Kuhalpe: und es wird 
dir im Herbste ein schöner, preiswürdiger Zuchtstier her 
angewachsen sein. 
Der Plan, welcher von der Viehveredlungskommission 
verfolgt werden soll, ist nicht der, einen großen, schweren 
Viehschlag zu erzeugen, sondern lediglich mit den guten 
Eigenschaften des heimischen Schlages einen besseren Kör 
perbau, gute Stellung und die beliebte Farbe zu verei 
nigen. Das wird aber nur dadurch erreicht, daß man 
fremde Zuchtstiere einführt. Die selbstgezogenen Blend 
linge (Bastarde) sind für die Nachzucht nicht so gut ge 
eignet, denn ihre durch Rayenveredlung vererbten Eigen 
schaften sind nicht bleibend (konstant) und sie besitzen 
kein sicheres Forterbungsvermögen. 
Viele Unterstützung könnte der Viehzucht auch von 
den Gemeinden werden, wenn sie unternehmungslustigen 
Viehzüchtern freie Alpung der Stierkälber und angemes 
sene Sprunggelder bewilligen würden, anstatt, daß sie 
jährlich im Dezember ein großes Kapital ins Ausland 
tragen, und nicht selten um große Preise geringe Waare 
erhalten. Doch genug. Wir müssen auch von den 
Rindern sprechen, und das nächstens. 
Deutschland. 
Liechtenstein. Vaduz. Kurze politische Rund 
schau. Der Streit zwischen Deutschland und Däne 
mark hat jeden Tag ein anderes Gesicht, bald kriegerisch, 
bald friedlich. Der dänische König pocht auf England 
und Frankreich, welche nicht zugeben werden, daß Deutsch 
land in Dänemark Eroberungen mache. Sollte er sich 
aber täuschen, so „will er vom Throne steigen und 
die Republik einführen"; nach seiner Ansicht 
„eignet sich kein Volk in Europa besser für 
die Republik, als das dänische". — In Preu 
ßen gehen die Wahlen zum Landtag ganz und gar nicht 
nach des Königs Sinn, die neue Kammer wird noch 
schlimmer werden, als die alte. Wird der König dies 
mal nachgeben? — Dem Minister Bismarck ist von der 
geheimen polnischen Negierung sein Todesurtheil zuge 
stellt worden; in den ersten Wochen des November soll 
es vollzogen werden. >— Die Minister Oestreichs und 
der Mittelstaaten versammelten sich, in Nürnberg, um 
über die Wiedergeburt des deutschen Bundes zu bera 
then. — Im östreich. Reichsrath kommt das Recht der 
Steuerverwilligung zur Sprache. Bis jetzt hat es der 
Reichsrath noch nicht oder nur theilweis. Giskra, einer 
der tüchtigsten Abgeordneten sagt, m dem Steuerbewilli 
gungsrecht liege der Kern des Konstitutionalismus, ohne 
dieses Recht sei eine Verfassung völlig werthlos. Sehr 
gut! Wohin soll es in einem Lande kommen, wenn die 
Kammer kein gesetzliches Mittel hat, um einem Willkür 
regiment die Spitze zu bieten? — Erzherzog Max geht
	        

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