Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

gebannt von der übermenschlichen Siegesgewalt der na 
poleonischen Heere! O hätte die ewige Vorsicht einen 
zweiten Hermann erweckt, der die deutschen Stämme 
einigte und das fremde Joch zerbräche! — 
Da gab der Himmel selbst das Zeichen und löste die 
gebannten Geister. Der Stern Napoleons war im Nie 
dergange. Auf den öden Schneegefilden Rußlands, in 
den eisigen Fluthen der Berefina begrub er Hunderttau 
sende und Hunderttausende erlagen unter den Kolben 
schlägen der Kosaken und wurden zertreten unter den 
Hufen ihrer Rosse. Das war Gottes Finger. 
Preußen hatte vor Allen den unseligen Basler Frieden 
geschlossen; Preußen that aber auch den ersten Schritt 
zur Rettung. Preußens König rief alle Deutschen zum 
heiligen Kampfe. Der Landsturm wurde aufgeboten. 
Studenten und Professoren, Handwerker und Kaufleute, 
Bauern und Herren eilten zu den Fahnen, sogar Jung 
frauen in Männertracht nahmen Theil am entscheidenden 
Kampfe. Nach vielen ruhmreichen Schlachten war der 
Feind aus Schlesien zurückgedrängt bis vor die Thore 
Leipzigs. Drei Tage, den 16., 18. und 19. Oktober 
1813 wüthete hier die Schlacht. Napoleon setzte die 
letzte Kraft ein. Aber er mußte der Uebermacht weichen. 
Gegen 40,000 Todte lagen auf dem Kampfplatze, 40,000 
Gefangene und Verwundete fielen den Siegern zur Beute. 
Wie vom Sturm gepeitscht flohen die Franzosen über 
den Rhein, unaufhörlich verfolgt von den nachdrängen 
den Siegern. 
Deutschland war frei! Es war frei, nur 
zu frei! Der Befreiungskampf glich einem Freiheitskriege. 
Die schwere Nott» hatte die Geister entfesselt, — sie muß 
ten wieder beschworen werden. Die kalte, herzlose Di 
plomatie hatte darob manche schlaflose Nacht der Sorge. 
Doch die Wellen gingen nieder, die Elemente ruhten. 
Treulich boten sich die Männer des Wiener Kongresses 
die Hand, um die Nation aufs Neue zu fesseln und zu 
spalten. Der von ihnen berufene Bundestag arbeitete 
trefflich in ihrem Geiste. Fünfzig Jahre sind verronnen, 
in denen manches Weh über den Stämmen unseres 
Volkes hinzog. Die^Liebe des großen deutschen Vater 
landes wurde Hochverrath für den Bayern, den Sach 
sen, den Hessen. — Heute sind diese Zeiten überwunden. 
Aber noch missen wir die langersehnte Einheit. Ein 
tiefer Spalt trennt die Gemüther im Nord und im Süd. 
Laß't ab vom Zorne, ihr Alten, und reich't Euch die 
Hand der Versöhnung! Deutschland über Alles! — 
Und ihr Knaben und Jünglinge! Erhebt die Hand zum 
Schwüre, treu zu sein dem Vaterlande, ihm treu zu 
bleiben in jeglicher Noth! Deutschland über Alles! 
Deutschland. 
Liechtenstein. Vaduz, e. Die Weinlese war durch das 
beste Wetter begünstigt. Man nimmt eine gute Mittel 
ernte an. Die Qualität des „Susers" wird eine vor 
zügliche sein. Die Preise des heurigen Gewächses sind 
entsprechend; es wurden bereits nennenswerthe Verkäufe 
abgeschlossen und herrscht eine lebhafte Nachfrage. 
— Vaduz. Der liechtensteinische Schützenverein 
wird am Donnerstag den 22. Oktober ein Hauptschie 
ßen ^eben, wobei sich auch Fremde betheiligen können. 
Nach dem vorliegenden Programme werden hiebei 50 fl. 
Oe. W. ausgeschossen: 18 fl. im Stich, 22 fl. im Kehr 
und 10 fl. Kehrprämien. Der Anfang ist Morgens 9 
Uhr und das Ende Abends 6 Uhr. Die Einlage auf 
dem Stich beträgt 50 Nkr. die Kehrmarke kostet 5 Nkr. 
— Der Verein zählt gegenwärtig 28 Mitglieder und 
besitzt zwei Schießstände in Vaduz und Nendeln, auf 
denen im vergangenen Sommer abwechselnd jeden Sonn 
tag geschossen wurde. 
— Vaduz. Die Bundesinspektion unseres Contin 
gents am 27. Spt. hatte ein günstiges Resultat. Herr 
General v. Herman bezeigte der Mannschaft in einem 
Tagesbefehl seine vollkommene Zufriedenheit. Er reiste 
am andern Tage nach der Inspektion wieder ab, um 
auch im Fürstenthume Schwarzburg eine solche vorzu 
nehmen. 
Vaduz. L. Bei dem großen Musikfeste in München 
vom 27.—29. Sept. hat sich namentlich auch ein Lands 
mann, nemlich Herr I. Rheinberger, Professor am Con- 
servatorium in München, ausgezeichnet. Er spielte die 
Orgel. Wir selbst waren Zeuge von dem stürmischen 
Applaus, der ihm am Montag zu Theil ward, als er 
in der Cäcilien-Ode von Händel spielte. Die Orgel- 
parthie, den Sopran begleitend, war wohl die Krone des 
ganzen Konzertes am 28. September. 
Vaduz, 16. Oktober. N. Unsere landw. Ausstel 
lung ist vorüber. Wir dürfen sie als eine gelungene 
Unternehmung bezeichnen. Es war ein Volksfest, wie 
unser Ländchen seit 20 Jahren keines gefeiert hat. Um 
8 Uhr eröffnen Böllerschüsse den mit deutschen und liech 
tensteinischen Fahnen geschmückten Festplatz. Mmählig 
füllen sich die Stände für die verschiedenen Thiere und 
gegen 10 Uhr drängen sich dichte Menschenmassen in 
allen Straßen und Räumen. Die Preisrichter sind in 
Thätigkeit, hier werden Pferde vorgeführt, dort Pflüge 
probirt. Eine übcrnächtlich entstandene Bude, darin ein 
dampfender Lehmann'scher Kunstherd, ist bald mit Hun 
grigen und Durstigen belagert. Ueberall Leben und 
frohe Gesichter. Gegen 2 Uhr erfolgte die Preisverthei 
lung mit der Festrede des Herrn Landrichters Keßler 
(Präsidenten des Festausschusses) und der Zug durch die 
Straße nach dem Löwenwirthshause, wo sich gegen 30 
Personen aller Stände, Einheimische und Fremde, zu ei 
nem Mahl vereinigten. — Wir haben von vielen Sei 
ten anerkennende Aeußerungen über unser Fest und den 
Wunsch vernommen, daß recht bald wieder eine solche 
Ausstellung zuwege kommen möchte. — In nächster Nr. 
ein Mehreres. 
V olksw irth sch aftlich es. 
Die Biene. 
III. 
Unter den verschiedenen Bienenarten sind aber gewiß 
die eigentlichen, in Stöcken beisammen wohnenden Ho-
	        

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