Boden vermehrt würde. Die Gemeinde Sennwald soll
z. B. jetzt um 1 Million Franken mehr versteuern müs
sen als früher. Begreiflich, daß über diese Neuerungen
viel Unmuth unter dem Volke herrscht; besonders wird
beklagt, daß die Steuerkommissäre nicht überall nach den
selben Grundsätzen verfahren, wodurch denn wieder Un
gleichheit in der Anlage entsteht. — Auch in unserem
Ländchen ist eine Steuerrevision dringend nothwendig.
Es übersteigt alle Begriffe, wie ungleichmäßig die Steuer
zur Umlage kommt. Es sollen Grundstücke buchstäblich
keinen Kreuzer Steuer zahlen, während andere, die schon
Jahrzehnte von den Rüfen verschüttet wurden, noch hell
te ihren Steuersatz ungeschmälert fortentrichten. Diese
Mängel sind offenkundig und erregen viel Unmuth und
doch will Niemand Hand anlegen zur Besserung. Eine
Regulirung dieser Verhältnisse kostet eben Geld, 8, 9
und 10 Tausend Gulden! Was hilft's aber, wenn man
eine handgreifliche Ungerechtigkeit verewigt? Es muß
ja nicht in einem Jahre geschehen. Jeder wird gerne
sein Theil zu den Kosten beitragen, denn er weiß, daß
er alsdann einen gerechten und gleichen Antheil zur
Steuer beiträgt. — Gewiß, diese Frage sollte kein ein
ziges Jahr verschoben werden! — Ein allgemeines und
kräftiges Rech tsge fühl kann im Volke so lange nicht
durchdringen, bis man nicht solche augenscheinliche Un
zukömmlichkeiten hinweg fegt.
— Für das im nächsten Jahre in Bremen abzuhal
tende deutsche Bundesschießen sind 35,000 Fla
schen Bordeaux (ein französischer rother Wein) und
35,000 Flaschen deutscher Weine, also im Ganzen 70,000
Flaschen (ohne den noch wahrscheinlich reichlich fließen
den Champagner) zu bestellen in Aussicht genommen.
Vorarlberg. Dornbirn, 5. Okt. Die land-
wirthschaftliche Ausstellung des vorarlberger Lan
des wurde an diesem Tage feierlich eröffnet. Böllerschüße
verkündeten gegen 9 Uhr Vormittags den Beginn des
Festes. Der Hauptplatz Dornbirn's von der Kirche gegen
das Rathhaus war festlich geziert, aus den meisten Ge
bäuden wehten Fahnen in den östreichischen Farben und
in „ Schwarzrothgold ", Laubgewinde und Inschriften
zierten Tribüne und Festplatz, zahlreiche Menschenmassen
füllten die Straßen und aus den Fenstern aller den Fest
platz umgebenden Häuser drängte sich Kopf an Kopf
von theilnehmenden Zuschauern. In 2 langen Reihen
waren 50 Stück preiswerbender Thiere ausgestellt: Stiere,
Kühe, Rinder, Kälber, Schase und Schweine. Einige
recht schöne Thiere, besonders Stiere und Kühe der
Schweizerrace waren dabei. Der berühmte Montasoner
Schlag war nicht vertreten; Furcht vor der Klauenseuche
hatte die fleißigen Viehzüchter aus dem Hinterland abge
halten. -— Es war recht erhebend, als sich die Führer
mit ihren Preisthieren, deren Köpfe mit Blumenkränzen
umwunden wurden, vor der Tribüne aufstellten, um
aus der Hand des Vereinspräsidenten Graf Belrupt
die weißen Fähnlein mit den Preisen in Empfang zu
nehmen. Ein Festzug, voran die Musik, sodann die preis
geschmückten Thiere, das Festkomite, die Preisrichter und
eine lange Reihe von neugierigen Landleuten beendete
gegen 12 Uhr die Feierlichkeit. — Wir dürfen nicht ver
gessen noch der Ausstellung von Obst, Trauben u. Acker
erzeugnissen im Rathhaussaale zu erwähnen. Es waren
eine reiche Auswahl prachtvoller Obstsorten von G. Lins
in Rankweil, Pfirsiche, Trauben, Kürbiße von 50 und
80 Pf., Hanf von 9 Fuß Höhe, fetter Käs aus dem
Bregenzerwald, Bienen- und Seidenprodukte und vieles
Andere zu sehen. — Diese Ausstellung war nicht reich
und großartig, aber einfach, ansprechend und den Kräf
ten des jungen Vereins wohl angemeßen. Es ist hier
wie in allen Dingen: mit Kleinem fängt man an; das
Interesse des Volkes läßt sich nicht mit einem Schlage
erwecken, eö wächst langsam, aber sicher. Jedes derar
tige Fest gewinnt der guten Sache neue Anhänger. Es
ist für den einfachen Landmann, der seinen Fleiß öffent
lich belobt steht, gewiß ein unverwischbarer Eindruck und
eine nachhaltige Anregung zu neuem, unermüdetem Stre
ben in seinem schweren, aber lohnenden Berufe. Matt
herzige Seelen, giftige Verläumder, thatenlose Krittler
gibt es überall, bei uns so gut wie anderwärts. Man
lasse sie am Wege stehen — und eile frisch und frei zum
fernen Ziele!
Ein Zuschauer aus Liechtenstein.
Feldkirch, 25. Sept. Vorgestern Abends wanderte
die Gabe der Schützen von Feldkirch zum Landesfestschie-
ßen nach Innsbruck fort. Sie besteht bekanntlich aus 300
Franken in Gold (15 Napoleondor). Die Goldstücke
sind auf 5 zierliche Fähnchen vertheilt, welche auf einem
Schießstande in Miniatur angebracht sind. Dieser kleine
Schießstand ist eine äußerst geschmackvolle Tischler- und
Buchbinderarbeit, und stellt in zwölffacher Verkleinerung
genau einen nach neuer Art praktisch und vollständig ein
gerichteten Schießstand für drei Scheiben vor.
Innsbruck. Der Kaiser hat das Landesschießen
ganz unerwartet besucht. Er wurde mit ungeheurem
Jubel empfangen. Er that selbst einige Schüße auf die
Scheibe Tirol.
— In Oestreich ist der politische Ehekonsens abge
schafft worden. Eine Heiratsbewilligung von Seite der
Obrigkeit oder der Gemeinde ist fernerhin für Ehewer
ber nicht erforderlich. Früher war es dort anders, ge
gen den Willen der Gemeinde durfte meist gar
keine Heiratsbewilligung gegeben werden. Diese Neue
rung ruft manches Bedenken in den einzelnen Ländern
hervor. Leichtsinnige Heiraten, Verarmung, ungenügende
Existenz der Heiratenden, werden die Gemeinden mit ei
ner großen Last Unterstützungsbedürftiger überbürden,
meinen Viele. Man kann das nicht absprechen; allein
wo ist die menschliche Weisheit, welche immer voraus
zu sagen weiß, dieses oder jenes Paar wird der Ge
meinde ganz bestimmt zur Last fallen?
Schweiz. Graubünden. Den Veltliner Trauben
hat die Schwefelung sehr gut gethan. Die Lese ist mit
Ende September vor sich gegangen und hat ein erfreu
liches Ergebniß geliefert.
Zürich. Am 25. Sept. wurde in Zürich ein gräß
licher Mord verübt. Ein würtembergischer Schusterge
selle, seit Jahren in Arbeit bei einem hiesigen Meister,
drang Morgens 7 Uhr in die Küche eines französischen
Sprachlehrers im „Maienriesli" und schlachtete im buch-