Vaduz. Samstag
Nro. S.
den 2. Mai 1863.
Dieses Blatt erscheint monatlich regelmäßig 2mal, nur zur Zeit der Landtagsverhandlungen öfter, und kostet für das Fursten-
thum Liechtenstein ganzjährig 1 fl., auswärts 1 fl. 50. — Einrückungsgebühr für die gespaltene Zeile 4 Nkr., im Wiederholungsfalle
2 Nkr. Man bestellt die Zeitung in Vaduz bei der Redaktion. Gesetze und Verordnungen erscheinen in einer Beilage, wofür
ganzjährig 50 Nkr. ferner zu bezahlen sind, — alle amtlichen Anzeigen und Bekanntmachungen werden im Hauptblatt abgedrückt.
Politische Umschau.
Der Aufstand in Polen hält fortwährend die Auf
merksamkeit der europäischen Völker rege; er wurde durch
den Fall des Diktators Langiewicz keineswegs gelähmt;
andere Führer leiten die Bewegung und suchen durch zahl
reiche kleinere Banden die Streitkräfte der Russen zu zer
splittern und zu ermüden. Die Schritte der europäischen
Mächte, unterstützt von den Sympathien ihrer Völker,
brachten den Polen keine Erleichterung. Rußland ist nicht
gesonnen, über eine innere Angelegenheit seines Reichs
den Rath fremder Mächte zu hören. Es können ernst
hafte Ereigm'ße eintreten, denn Frankreich scheint entschlos
sen, nach Umständen für Polen das Schwert zu ziehen.
In Griechenland hielt es schwer, den zertrümmerten
Königsthron wieder aufzurichten, dem Lande einen König
zuzuführen. Nachdem die Krone in ganz Europa feil
getragen ward, nimmt sie ein dänischer Prinz an, unge
achtet des Protestes der bairischen Königsfamilie. Der
Prinz will das Wagstück bestehen, jedoch mit allen mög
lichen Garantien seiner Person, seiner Rechte und seiner
Einkünfte. England, mütterlich besorgt um die verwaiste
griechische Nation, hat selbst diese Garantien übernommen.
In Oestreich ist ein neuer Schritt gethan zur Festi
gung der Reichseinheit. Die Rumänen im äußersten süd
östlichen Winkel der Monarchie erklärten sich für die Fe
bruarverfassung und Beschickung des Reichstags
Die preußische Regierung fügt mittels des preußisch
belgischen Handelsvertrags einen neuen Keil zwischen die
deutschen Einheitsbestrebungen, insofern durch denselben
die wirthschaftlichen Interessen von Süddeutschland aufs
Neue verletzt und die Zolleinigüng mit Oestreich doppelt
erschwert wird.
In Baiern siegt der deutsche Reformverein bei den
Landtagswählen. Sein Sieg ist aber nicht der erwartete
vollständige. Nicht unbedeutend sind die Resultate der
„Fortschrittspartei" gerade in einigen wichtigen Handels
und Fabrikstädten, sowie in der Pfalz. Wir hegen dabei
noch keineswegs die Furcht, es möchte durch diese Kam
mer das Baierland sür eine „preußische Spitze" präparirt
werden; vielmehr wird eine so rührige Gegenpartei, wie
„die Fortschrittler" das politische Leben vor Stillstand und
Einseitigkeit bewahren,
Der Krieg iti Nordamerika dauert fort, ohne bedeu
tende Erfolge auszuweisen. Indeß scheint das Selbstver
trauen des Nordens sich zu höben und die Noth im Sü
den zu steigen. Man hofft auf baldige Niederwerfung
der Sönderbündler und mim spricht allgemein für eine
energische Fortsetzung des Kampfes. Infolge des Um
schwunges der öffentlichen Meinung hat sich der Curs
von 173 auf 138—148 gebessert, wohl der beste Maß
stab zur Beurtheilung der Sachlage.
Deutschland.
Fiirstenthuin Liechtenstein. (LandtagsVerhand
lung en. Fortsetzung.) Sitzung am 11. Februar. Die
zur Prüfung des Staatovoranschlages für 1863 gewählte
Kommission, bestehend aus den Mitgliedern: Präsident
Schädler, Vicepräsid. Wanger^ Abgeordneter Keßler, Re
ferent Gmelch und Marrer unterzog sich ihrer Arbeit
mit der größten Gewissenhaftigkeit und Ausdauer.
Zur Bezeichnung des Standpunkts, den die Kommis
sion festhielt, führt der Bericht folgendes an: Die Finanz
kommission hat die Bedürfnisse und Kräfte des Landes
in genaue Erwägung gezogen und darauf ihre Anträge
über den Bedarf und die Deckungsmittel gegründet. Die
Kommission ließ sich überall von dem Grundsätze strenger
Sparsamkeit leiten, soweit es die Erreichung der öffent
lichen Zwecke gestattet. — Der Staatsvoranschlag war
noch in Form des alten Postulats abgefaßt, und trug
dessen Mangel an sich. Die ordentlichen Einnahmen und
Ausgaben waren von den außerordentlichen nicht unter
schieden unv viele hier bedeutungslose Rechnungsposten
aufgeführt. So erklärt es sich, daß die Landeseinnahmen
pro 1863 auf 41920 fl. 93 kr. und die Ausgaben auf
39249 fl. 385/iy kr. sich belaufen. Ein regelrecht ver
faßter Voranschlag müßte sich bedeutend niedriger stellen >
Nach dem Staatsvoranschlage und Landtagsbeschluß
betragen die Bundeskontingentskosten 4409 fl.
Die gesteigerten Militärauslagen finden ihren Grstnd
darin, daß nach den neuesten Bundesbeschlüssen 82 Mann
Haupt- und 18 Mann Ersatzkontingent gestellt werden
müssen. Um die Kosten der Anstellung eines zweiten
Offiziers zu vermeiden beantragte die Kommission, an die
Regierung das Ersuchen zu stellen, daß der in Pension
befindliche noch lange dienstfähige Offizier reaktivirt werde.
Der Landtag erhob diesen Antrag zum Beschlusse. Der
penfionirte Offizier hätte demnach gegen angemessene Ver
gütung die Stelle des erforderlichen zweiten Offiziers zu
vertreten.
Auf deutsche Bundes- und Gesandtschaftkosten forderte
die Regierung 2958 st. 75 kr , darunter sind begriffen:
g. Remuneration des Gesandten . 1890 fl. kr.
b: „ der zwei Legationssekretäre 166 „ 25 „
e. Miethzins . . . . . . . .
ö. Bundeskosten ^ ^ .
122 „50 „