Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

Oetttschta»d. 
Vorarlberg. Gegen die Eisenbahn Feldkirch-Rütt 
haben sich neuerlich wieder mehrere Gemeinden erhoben. 
Einige wünschen die Verbindung Oberriet-Feldkirch, 
andere eine Verlängerung der Bodenfeegürtelbahn bis 
gen Dornbirn herauf. Auf diese Weise würden am 
Ende die Gürtelbahn und der Anschluß Feldkirchö an 
die Schweizerhahnen zusammen so lWge als eine Bahn 
von Bregenz nach Feldkirch. Aus dem Ganzen leuch 
tet die Unzweckmäßigkeit der von der Regierung beliebten 
Projekte klar hervor. 
— Am 17. August entstand im SchMnuse zu Alten 
stadt Feuer, welches jedoch glücklich unterdrückt wurde. 
Man hatte eben Torf in den Keller gebracht und hiebei 
mochte das Feuer ausgekommen sein. Ein anderes Ge 
rücht lautet, das Feuer sei von leichtsinnigen Knaben 
durch Tabakrauchen verursacht worden. — Bei dieser Ge 
legenheit können wir nicht unterlassen zur vorsichtigen 
Behandlung des Feuers zu mahnen. Auch bei uns gibt 
eS viele, die mit brennenden Pfeifen in Stallen und 
Scheuern umhergehen. Man hat es bloß dem Glück zu 
danken, daß hiedurch nicht schon größere Feuersgefahren 
entstanden sind. Ganz besonders aber möchten wir die 
Eltern ersuchen, daß sie ihren unbärtigen Söhnen das 
so verderbliche Rauchen untersagen. Leider haben viele 
Väter eine solche Affenliebe zu ihren Bübchen, daß sie 
denselben die eigene Pfeife zum Gebrauche überlassen. 
Brünn. Die Turner waren auch zum Leipziger 
Turnfest gezogen. Auf der Heimreise zerstreute sich die 
Schaar und die Turnerfahne wurde in einer Kiste ver 
packt nach Hause geschickt. An der Grenze wurde sie 
als zollbares Gut behandelt und die Turner sollen nun 
ungefähr 150 fl. Zoll bezahlen. 
Berlin. In Berlin wurden zwei Postbeamte ver 
hastet, welche im Verdacht des großen Postdiebstahls von 
20,000 Thlrn., der vor zwei Jahren dort verübt wurde, 
stehen. Bei dem einen fand man noch einen Betrag von 
4000 Thlr. vor. Ferner ward ein Postbote verhaftet, 
der im April abhin auf der Tour von Berlin nach Char- 
lottenburg einen Briefbeutel mit 6000 Thlrn. gestohlen 
hat. 
Schweiz. St. Gallen. Ein Sekretär des Kriegs 
kommissärs Kirchhofer ist mit 16,000 Fr. nach Amerika 
durchgebrannt. — Der Flüchtling wurde in Havre noch 
rechtzeitig verhaftet, ehe er sich nach Amerika einschiffen 
konnte. 
G a ms. Letzthin übernachtete ein Jndustrieritter im 
Schäfte in hier und sand für gut, am andern Morgen 
bei seiner Abreise 3 goldene Ringe, einen Hut und ein 
Paar Stiefel nebst verschiedenen Eßwaaren mitlaufen zu 
lassen. (O. A.) 
Sar. Vorige Woche verletzte sich bei Anlaß eines 
Hochzeitschießens ein gewisser Adrian Führer dergestalt 
durch einen Schuß am Schädel, daß Schädelsplitterung 
entstand und derselbe wahrscheinlich feine Unvorsichtigkeit 
mit dem Leben bezahlen muß. Eine neue Warnung mit 
Schießgewehren doch ja recht vorsichtig umzugehen. O. A. 
Aargau. Es wird aus verschiedenen Gemeinden des 
Freienamtes gemeldet, daß Kühe, mit denen man am 
Mittag bei der großen Hitze aufs Feld fuhr, plötzlich 
umgefallen und todt gewesen seien; an zwei Orten stürz 
ten die Thiere zu Boden, als man sie Abends zur Tränke 
führen wollte. 
— Bereits trinkt man im Wallis neuen Wein. Wenn 
das heiße Wetter fortdauert, so wird die allgemeine Wein 
lese Anfangs September beginnen. 
Frankreich. Napoleon hatte dem Erzherzog Maximi 
lian von Oestreich die Kaiserkrone von Meriko angetra 
gen. Letzterer zeigte nicht wenig Lust, diese auf franzö 
sischen Bajonetten präsentirte Krone anzunehmen. Aber 
der weise Rath seines Schwiegervaters, König Leopolds 
von Belgien, bewahrte ihn vor diesem unglücklichen Un 
ternehmen. 
— Unweit des Fleckens Malaga find 50 Zentner 
Pulver (für Eisenbahnbauten bestimmt), die auf 4 Wa 
gen geladen waren, aufgeflogen. Es ist seit Mainz die 
größte Pulvererplosion. 22 Pferde und 11 Menschen 
kamen dabei um, ebenso ein am Wege hütender Schäfer 
sammt seiner Heerde. 
Italien. Die Viehseuche nimmt in der Gegend von 
Rom die furchtbarste Ausdehnung an. Seit dem Be 
ginne der Seuche sind daselbst bereits über 10,000 Stück 
Vieh erlegen. Die Bauern sind um ihr sämmtliches Hab 
und Gut gekommen. 
— Aus dem Neapolitanischen sowie aus Sizilien im 
mer dieselben Mord- und Schauderberichte. So schreibt 
man aus Cervaro in der Terra di Lavoro, daß dort ein 
Domherr mit Namen Garosolo auf der Jagd sich plötz 
lich von vier Räubern angefallen sah, die ihm befahlen, 
sein Gewehr abzugeben und ihnen zu folgen. Der wackere 
Kanonikus antwortete ihnen mit blauen Bohnen, indem 
er mit seinem doppelläufigen Gewehr zwei der Räuber 
niederstreckte, und von den beiden andern, welche die 
Flucht ergreifen wollten, einen zum Gefangenen machte. 
Zu seinem Staunen waren die Räuber seine eigenen 
Pfarrkinder. Zu Castelluccio, in derselben Provinz, Hatte 
der Räuber de Luca einen Knaben von 16 Jahren, der 
einer wohlhabenden Familie angehörte, zum Gefangenen 
gemacht und erwartete von seinen Eltern ein Lösegeld 
von 2000 Dukati. Der muthige Junge paßte die Zeit 
ab, wo der Räuber zu schlafen pflegte, zog ihm die ei 
gene Pistole aus dem Gürtel und schoß ihn mitten durch 
den Kopf. Vorher hatte er sich des Pferdes des Räu 
bers versichert, schwang sich auf dasselbe und eilte von 
den Andern verfolgt seiner Heimat zu, die er glücklich 
erreichte. F. Z. 
Polen. In Warschau wurden am 6. in einer Woh 
nung drei Personen, ein gewisser Weichert, seine Schwe 
ster und eine Magd, von den Dienern des Revolutions 
tribunals erdolcht, weil sie Polizei herbeigerufen hatten, 
als zwei polnische Steuer-Einnehmer im Hause erschie 
nen. —- Im Krakauer Palatinat haben die Russen zwei 
Dörfer niedergebrannt und die Einwohner niedergemacht. 
— Wenn Rußland auf die Vorschläge der Mächte 
nicht hört, .so wollen diese Polen als kriegführende Macht 
anerkennen; dann würden die Aufständischen leicht Waf 
fen und Munition erhalten.
	        

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