Auch der sachsische Ministerpräsident von Beust besuchte
das Fest und hielt eine Rede, die allgemeinen Beifall
fand. Er sagte die Zeiten seien vorüber, wo irgend ein
deutscher Staat sich auf eine fremde Macht stützen könne.
Nur in der Eintracht des ganzen deutschen Volkes liege
das gemeinsame Heil, nicht nur das Volk, sondern auch
die Fürsten hätten das begriffen. „Ein Hoch der deut
schen Eintracht!" Alle deutschen Stämme waien ver
treten. sogar die Schteswig-Holsteiner. Den größten
Jubel erregte der Einzug der Oestreicher, namentlich
der Wiener. „Da begann ein allgemeines Händeklat
schen, die Damen wehten nicht mehr mit ihren Tüchern,
sondern warfen diese selbst hinunter, und als es an
Blumen zu fehlen begann, wurden die Verzierungen an
den Schaubühnen, die Fähnchen abgerissen und den Gä
sten zugeworfen. „„Dem Kaiser von Oestreich und
den braven Wienern"" wurde ein Hoch ausgebracht.
Oestreich hatte aber auch sehr bedeutende Theilnehmer
gesandt: Landtagsabgeordnete, Gelehrte, Beamte, Perso
nen, die den höchsten Ständen angehörten." Ihr lie
benswürdiges Betragen öffnete ihnen die Herzen. ES
schlingen sich auf diese Weise neue feste Bande um alle
deutschen Stämme. Das ist eben die hohe Bedeutung
der Nationalfeste.- der Turner, Sänger und Schützen.
H a m b u r g. Die landwirthsch. Ausstellung war über
aus glanzend. Viehzucht und landw. Maschinen waren
am besten vertreten. Ein Dritttheil aller lebendigen
Ausstellungsgegenstände war aus Oestreich geschickt.
Auch vom benachbarten Vorarlberg waren 7 Stück Rind
vieh zur Ausstellung gebracht und mit Preisen von l00,
75, 50, 30, 25, und 39 Vereinsthaler gekrönt Die
Thiere waren von der Vorarlberger-Race. Hr. Andreas
Gaßner von Bluden; erhielt den höchsten Preis für
einen Stier.
Schweiz. Rorschach. Das vor 2 Iahren un
tergegangene Dampfschiff „Ludwig" wurde am 5. Aug.
gänzlich gehoben, ausgepumpt flott gemacht und an das
Ufer des neuen Hafens gebracht. Gegenwärtig ist man
damit beschäftigt, ihn auszureinigen. Der Leck ist bei
Weitem nicht so groß, als man vermuthete, so daß wenn
nicht Sturm, Dunkelheit und Todesangst mitgewirkt
hätten, bei entschlossener Geistesgegenwart derselbe wohl
noch hätte verstopft werden können. Leichname wurden
bis jetzt keine aufgefunden, waö darauf schließen läßt,
daß die Passagiere sich auf s Verdeck gedrängt haben und
in den See gespült Iworden sind. Die aus der Kapi
tänskajüte herausgeschaffte Baarschaft betrug 21 fl. 30 k.
deutsches und 150 Fr. schweiz. Geld. Das Gold hatte
die natürliche Farbe behalten, während das Silber un
kenntlich schwarz ist. Die aus dem gehobenen „Ludwig"
herausgeschafften Effekten, als Küchengeschirr u. s. w.
sind in Herrn Bauers Wohnung geschafft worden. Sehr
ungleich haben sich dieselben erhalten, einzelnes Porzellan
ganz gut, anderes ganz zerbrochen. Am richtigsten weist
wohl die Cylinderuhr, die in der Restauration des
„Ludwig" gefunden wurde, den Untergang dieses Schiffes
nach; ihre Zeiger stehe»! 6 Minuten vor halb 8 Uhr,
Glas und Zifferblatt sind unversehrt, das silberne Ge
häuse aber ganz schwarz.
Bern. Der Obwaldner Wochenztg. wird von der
Grimsel folgendes Kuriosum berichtet: Ein Engländer
hatte sich auf der Grimsel unweit dem Spitalgebäude
aus einen Stein gesetzt und seinen Bädeker durchblättert
und war über dem Lesen eingenickt. DaS bemerkt ein
in der Nähe umherstreichender Ziegenbock, nähert sich
neugierig und hält die nickende Kopfbewegung des Eng
länders für eine Herausforderung zum Kampfe. Der
streitlustige Bock setzt sich in Bereitschaft, mißt die Ent
fernung und rennt nach bedächtigem Anlauf mit gewal
tigem Hörnerstoß auf den vornehmen Herrn, der sofort
zu Boden stürzt, die Füße in die Luft streckt und ge
waltig aufbegehrt, natürlich auf englisch, wovon der Bock
leider kein Wort verstand. Dieser ist ob seinem Sieg
bei so geringem Widerstand beinahe erschrocken und steigt
mit den Vorderfüßen auf den Stein, um neugierig und
mitleidig zugleich nach dem zappelnden und schreienden
Sohn Albions zu sehen.
S ch w y z. In der Gemeinde Steinerberg wurden dies
Jahr für zirka 14,000 Fr. Kirschen gesammelt, was
dem Zinse von 280,000 Fr. gleichkommt. Ein einziger
Güterbesitzer habe ^30 Viertel (das Viertel gilt -4 Fr.
50 Rp.) gesammelt.
Luzern. Wie ein Wirth beim Worte ^genommen wird.
In einem noblen Gasthose im Entlibuch kehrte Abends
ein gutgekleideter Reisender ein und verlangte Nachtessen
und Zimmer. Nach dem Essen, das er sich trefflich
schmecken ließ, sagte er zum Wirth: „Was kostet Essen
und Bett? ich will sogleich bezahlen, da ich morgen in
aller Frühe abreise!" Der Wirth macht die Rechnung,
der Gast bezahlt und geht auf sein Zimmer. Am näch
sten Morgen bei der Zimmervisite wird der Wirth ge- .
holt; denn in dem Zimmer, wo der Fremde gewesen,
fehlte das Bett. Der Wirth erinnerte sich nun erst des
Wortlautes des Fremden, daß derselbe mit dem Essen
nicht das Schlafgeld, sondern das Bett gezahlt und
somit seinen Diebstahl auf ehrliche Weise ausführen
konnte.
Frankreich. Die Franzosen bringen ihre völkerbeglü
ckende Aufgabe an dem armen Meriko in Erfüllung.
General Forey hat bereits eine neue Regierung einge
setzt, französische Gesetze veröffentlicht und energische Mit
tel angeordnet, um die Ruhe im Lande herzustellen. Er
hat sich den russischen Muruwieff zum Muster genom
men; so z. B. wer nach ergangenem Aufrufe nicht zu
seiner Familie oder zu seinem Geschäfte zurückkehrt, des
sen Vermögen wird zum Besten des Staates (oder der
Franzosen?) eingezogen u. s f. Nun, da sich die Me
xikaner unter dem besondern Schutze Napoleons befinden,
kannö ihnen nicht mehr fehlen.
— Bei Metz, nordwestlich vom Elsaß, zeigen sich
die Wölfe in solcher Menge, daß man nachts in der
Umgegend ein förmliches Konzert hören kann. Am hel
len Tage begegnet man ihnen in den Feldern. Auch
wilde Schweine kommen in solcher Masse aus den Ar-
dennen, daß sich die Bauern derselben mit Mistgabeln er
wehren müssen ; ganze Dörfer nehmen an solchen Kriegs
zügen Theil.