KiechtenAeimsche Landeszeitung.
Vaduz, Samstag R R. den 15. August 1863.
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Der deutsche Furstentag zu Frankfurt a. M
Ein überraschender Schritt zur Einleitung der Bun
desreform ist geschehen. Der Kaiser Franz Josef hat
die deutschen Fürsten und Senate der freien. Städte auf
den 16. d. M. nach Frankfurt zu einer Berathung über
die Bundesverfassungsreform eingeladen. Bisher sind
alle Versuche, dem Bunde eine den Wünschen der deut^
schen Nation entsprechende Verfassung zu geben, theils an
den in der Sache selbst gelegenen Schwierigkeiten, theils
an dem Mangel guten Willens auf Seite der Regie
rungen, gescheitert. Die unglückselige Eifersucht Preu
ßens auf die Machtstellung Oestreichs, im deutschen
Bunde, hat bereits wieder eine Frucht getrieben, und die
preußische Ablehnung der Einladung nach Frankfurt
gir Folge gehabt. Die Verhandlungen des Fürstentags
werden zwar auch ohne Preußen vor sich gehen; aber
tief zu beklagen ist es, daß Preußen auch jetzt wieder
durch seine verneinende Haltung der Neugestaltung des
Bundes hinderlich in den Weg tritt. Damit ladet es
freilich alle Verantwortlichkeit für die Folgen des Miß-
lingens des Einigungswerkes auf sich. — „Wen Gott
strafen will, straft er mit Blindheit." Preußen bringt
sich durch seine widersinnige Politik in eine immer ge-
fährlichere Lage und wird in einer nicht fernen Zeit die
Früchte feiner Aussaat ernten. Die nationale Strömung
in Deutschland läßt sich nicht mehr aufhalten; und wenn
die Fürsten die Verfassungsangelegenheit jetzt nicht zu
einem befriedigenden Abschluß bringen, ist es nur allzu
wahrscheinlich, daß das deutsche Volk selbst die Lösung
der Frage versuchen wird. Ein bestimmter Entschluß in
der Sache ist nicht mehr zu umgehen. Deutschland muß
seine Kräfte besser zusammenfassen, um die von außen
drohenden Gefahren bestehen zu können und um nicht
über kurz oder lang eine Beute seiner auswärtigen Feinde
zu werden.. Möge der Fürstentag zu Frankfürt segens
reich für Deutschland sein!
Wir haben zwar so viele nationale Enttäuschungen
erlebt, daß wir uns nur schwer zu einem unbedingten
Vertrauen entschließen. Den Plan'der Umgestaltung
deS Bundes, den der Kaiser Franz Josef den übrigen
Bundesfürsten vorzulegen gedenkt, kennen wir noch nicht.
Wie es heißt, wird.sich der Fürstenkongreß zu einem
Staatenbund bilden, dem ein Volkshaus sich anschließen
soll. ^ '
Der deutscheMgeoxdnettntag, welcher seine Versamm
lung auf den 21. Apgü.st nach Frankfurt ausgeschrie
ben hat, wird sicher je .Mch dem Ergebnisse des Fürsten
tags, in der deutschen Verfassungsfrage, Beschlüsse fassen.
Deutschland. Fürstenthum Liechtenstein. Vaduz,
9. August. Zur Bequemlichkeit des Publikums hat Hr.
PostHalter Fr. Wolfinger in Balzers eine Aenderung
der Postverbindung mit Feldkirch herbeigeführt, welche
alle Anerkennung verdient. Der Postwagen trifft am
Vormittag halb 9 Uhr in Feldkirch ein und fährt
um 2 Uhr von dort ab. Die Fahrpreise sind billig.
Sch aa n, 9. August. Heute ertrank ein junger
Bursche beim Baden.
Vorarlberg. Bezau, 1. August. Die Maul- und
Klauenseuche in den Alpen des Bregenzerwaldes erreicht
seit den letzten Wochen immer bedeutendere Ausdehnung.
Nicht nur in den Melkalpen unter dem Nutzvieh, son
dern noch mehr in den Galtalpen unter dem jungen
Zuchtvieh verbreitet sie sich mit einer heftigen Bösartig
keit, wie man sie in solcher Stärke nicht in den Winter
stallungen, nicht auf den grasreichen Wiesen der Thäler,
sondern nur in den Alpen findet, besonders in jenen,
wo das Vieh Tag und Nacht im Freien sein muß.
Mehrere der kostbarsten Rinder und Kalbinen sind schon
der Seuche erlegen, viele verfallen dein Siechthum, alle
bleiben in der Entwicklung mehr oder weniger zurück.
Daß sich der hieraus entstehende Schaden des Landes
auf eine hohe Summe belaufe, kann daraus ermessen
werden, daß bis jetzt schon über dreitausend Stück
Rindvieh erkrankt sind und bisher die größte Vorsicht
und strengste Absperrung die Weiterverbreitung der Seu
che nicht verhindern kenn. Nach der Meinung Vieler
erklärt sich diese dadurch, daß auch das Wild, nament
lich Rehe und Gemsen erkrankt sind, und bei ihren Wan
derungen das Kontagium verschleppen.
Wien. An der preußischen Grenze sind falsche oft.
Vereinsthaler vorgekommen mit der Zahrzahl 1858 und
1860, Form, Gepräge und Gewicht sind ganz täu
schend nachgemacht, nur am Klänge sind sie erkennbar.
' Gast e i n. Am 2. August traf der Kaiser zum Be
suche beim König von Preußen ein. Beide Monarchen
begrüßten sich aufs freundlichste mit einer herzlichen Um
armung, — Wie sich denken läßt, wird auch die Fm-
stetwersammlung zur Spräche gekommen sein. Allem
der König von Preußen wollte von Bundesreformen,
von einem einigen Deutschland nichts wissen.
Leipzig, 3. August. Das allemeine deutsche Turn
fest wurde dieses Jahr in Leipzig abgehalten. Es hat«
im sich gegen 22,WO deutsche Turner zum Feste einge
funden Der Festzug, bei welchem^'.die 'Türtter ^'in 'Lei
hen von 6 Mann aüfmärschirten, dauerte gegen 4 Stun
den. Der Jubel und die Freude waren unbeschreiblich.