Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

und da fällt ein Stück. Nicht Raubvögel sind jetzt die 
Begleiter der hungernden Heerden, sondern hungernde 
Schweine, die das gefallene Vieh sofort auffressen. (Pr.) 
Die Biene. 
I. 
Zu allen Zeiten hat eS Leute gegeben, die das Stu 
dium über die Bienen mit wahrer Leidenschaft betrieben. 
Schon in den häbräischen Schriften findet man Bedeu 
tungen, wie sehr sie schon damals die Aufmerksamkeit der 
Gelehrten und der Naturforscher auf sich zogen. Pliniuö 
erzählt, daß Aristomachus 58 Jahre seines Lebens auf 
das Studium der Bienen verwendete (?) und PhiliSkus 
brachte in Beobachtung der Bienen so viele Zeit in den 
Wäldern zu, daß man ihm sogar den Beinamen Agrius 
(Waldmann) gab. In neuerer Zen machten sich um 
das Bienenstudium besonders verdient: Swammerdam 
(1670) Maraldi (1712) Reaumur (1740) Bennet, Linne, 
Hurter, Huber—Vater und Sohn, und in neuester Zeit: 
Pfarrer Dzierzon, Scholz, Graf Stosch, Kleine, Vogel, 
Mehring, Berlepsch, Busch u. am. 
Unter diesen nimmt der ältere Huber wegen seiner be 
sonders ausführlichen und interessanten Beiträge zur Ge 
schichte der Biene einen hervorragenden Platz ein. Seine 
Leistungen sind um so staunenswerther, als sie unter den 
ungleichsten Verhältnissen errungen werden mußten. In 
dem frühen Alter von 17 Jahren seines Augenlichtes 
beraubt, mußte er durch anderer Leute Auge sehen, mit 
anderer Leute Handen arbeiten. Glücklicherweise stand 
ibm zu dieser Zeit ein treuer Diener, Namens Franz 
Burnens, ein geborner Schweizer, zur Seite. Lesen und 
Schreiben bildete zwar nur den ganzen Umfang seines 
Wissens, die Natur'hatte ihn aber mit einer so scharfen 
Beobachtungsgabe ausgestattet, daß er unter gewissen ge 
gebenen Verhältnissen gewiß ein ausgezeichneter Natur 
forscher geworden wäre. Dieser Mensch las Huber im 
mer die neuesten Werke über Naturwissenschaft im All 
gemeinen, und über Insekten und Bienen insbesondere 
vor. Herr und Diener verfolgten eine Zeitlang den be 
reits von Andern eingeschlagenen Weg, aber bald schlug 
Huber einen ganz eigenen ein, und legte die Früchte sei 
ner Mühen in einem einbändigen Werke nieder, welches 
in Form von Briefen an Bonnet im Jahre 1792 erschien. 
Kurze Zeit darauf verlor Huber seinen theuern Kolle 
gen. Bevor aber Huber dieser harte Schlag traf, führte 
ihm sein Glücksstern eine liebende Gattin zu. Von dieser 
Zeit an gab auch sie sich dem Studium der Naturwissen 
schaft hin, und als in spätern Jahren ein Sohn so weit 
herangewachsen war, daß er die Mühen seines ÄaterS 
theilen konnte, arbeitete die ganze Familie an der Zusam 
menstellung eines zweiten Werkes, worin sämmtliche Er 
fahrungen niedergeschrielen waren und welches im Jahre 
1814 veröffentlicht wurde. 
- ' - , II. 
Da eS zum Verständniße des Haushaltes und der Ver 
richtungen der Bienen unerläßlich ist, wenigstens die ver 
schiedenen Gattungen einer vollkommenen Bienenkolonie 
zu kennen, so wollen wir dieselben in aller Kürze näher 
bezeichnen. In jedem Bienenvolke kommen drei verschie- 
vruck von Z. GraS' 
dene Gattungen von Bienen vor, welche in Zahl, im 
Bau und in dem Antheile, den sie an der Gesammtarbeit 
nehmen, wesentlich von einander abweichen, eS sind dies: 
die Königin, die Drohnen (Männchen) und die Ar 
beiterbienen (Weibchen). 
Dke Königin ist, wie schon ihr Titel bezeigt, die aner 
kanntet, unbeschränkte Monarchin im Stocke, und unter 
scheidet sich schon im Aeußern wesentlich von all ihren 
Unterthanen. Ihr Körper ist länger, ihr Gang gemessen 
und würdevoll, der Stachel ist etwas gekrümmt, ihre Flü 
gel sind bedeutend kürzer, sie reichen kaum über die Brust, 
während die der Drohnen und Arbeiterbienen sogar den 
Unterleib bedecken. Ihre Beine haben weder Haare noch 
Beutelchen, wie jene der Arbeiter, sie hat deren aber auch 
nicht nöthig, denn Alles, was sie braucht, wird ihr im 
reichsten Maße von ihren Unterthanen zugebracht. Auch 
in der Farbe unterscheidet sie sich von allen übrigen, ihr 
Rücken ist Heller und die untern Theile sammt den Bei 
nen sind dunkel orangegelb. 
(Fortsetzung folgt.) 
Das Petroleum, welches als Handelsartikel in der 
letzten Zeit einen so großen Aufschwung genommen, hat 
sein Opfer gefordert. Ein Herr Emmet, Engroshändler 
in Plymouth, stieg Abends gegen 9 Uhr mit einer bren 
nenden Kerze in den unter seinem Laden befindlichen 
Keller, um eine Quantität Petroleum heraufzuholen. 
Kurz darauf fand eine furchtbare Erplosion statt, und 
das Gebäude stand im Augenblick in Flammen. Mit 
Mühe retteten sich die übrigen Bewohner noch zeitig aus 
dem Haufe, und da man nicht gleich Wasser genug bei 
der Hand hatte, so verbreitete sich der Brand so schnell, 
daß 5 Häuser zerstört waren, ehe man dem Feuer Ein 
halt thun konnte. Der Leichnam des Herrn Emmet 
wurde zur Unkenntlichkeit entstellt, aus den Trümmern 
hervorgegraben. Wie es heißt, bestand der ganze Vor 
rath an Petroleum in einem einzigen Fasse. Es wird 
dieser Vorfall für die Vielen, die sich gewöhnlich erst 
durch Schaden belehren lassen, eine ernste Warnung ab 
geben. 
DaS Petroleum oder Erdöl, von welchem im l. I. 
schon über 70,000 Tonnen (a 700 Wiener Maß) nach 
Europa verführt wurden, quillt in Nordamerika in un 
geheuren Maßen 'aus dem Boden gleich Wasser. Es 
gibt eine sehr helle Flamme, und wird auch bei MS 
schön vielfach verwendet. Allein es ist ein äußerst ge 
fährlicher Brennstoff, indem es sich ungemein leicht ent 
zündet, wie obiger Fall zeigt. Bein Uebergießen in ein 
anderes Gefäß in der Nähe einer Kerzenslamme entstan 
den schon oft Erplosionen, besonders entzündlich ist aber 
das Gas, welches es bei offenstehenden Gefäßen aus 
strömt. Also Vorsicht. 
Silberkurs. 
Freitag, den 3. Zuli . . . .... . . . . 119.50 
Mittwoch, den 8. Zuli . . .... . . . . 109.65 
Herausgegeben vpn G. Fischer. 
Verantwortlicher Redaktor: vr. Schädler. . 
Die «Schfte 9tr. erscheint SamStaa den 18. Juli. 
Wittwe m Feldtirch.
	        

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