Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

einer Centralgewalt, welcher sich die einzelnen Staaten 
fügen müssen, die einzig mögliche Lösung der Reform 
frage. . 
Baden. Mannheim. In den ersten Tagen d. M. 
wurde dahier das badische Landesschießen gefeiert. ES 
war aus allen Gauen des badischen Landes un6 aus 
den angrenzenden deutschen Staaten zahlreich besucht. 
Äuch der Herzog war zugegen und wurde mit ungeheu 
rem Jubel begrüßt. Das ganze Fest war von der fröh 
lichsten Stimmung getragen. Das nationale Bewußt 
sein, das Bedürfniß eines großen und starken Gesammt- 
vaterlandeS äußerte sich in der lebhaftesten Weise. Unter 
den vielen Trinksprüchen erwähnen wir den des greisen 
Dr. Mittermaier, eines hochberühmten Mannes um das 
deutsche Recht. Sein Trinkspruch gilt dem Verfassungs 
leben, dem Siege der Eintracht und der Freiheit des deut 
schen Volkes. 
Schweiz. Solothurn Zum Empfange der deut 
schen Schützen werden den 11. Juli 800 Kadetten mit 
6 Kanonen in Ölten aufmarschiren. Die Manöver fin 
den gegenüber der mechanischen Werkstätte am Hagerberge 
statt, kommandirt von Hrn. Regierungsrath Oberst 
Schwarz in Aarau. Die Schützengaben belaufen sich 
auf 163,000 Fr. (FS) 
— Rorschach. Das im Bodensee versunkene Dampf 
schiff „Ludwig" ist endlich gehoben. Die Hebwerkzeuge 
des Hrn. Bauer haben sich also erprobt. 
Polen. Polen und Russen sind gegenseitig in eine 
solche Erbitterung hineingerathen und beflecken ihre Sache 
mit solchen Gräueln, daß man sich mit Entrüstung von 
dem Schauplatze dieser Vorgänge abwenden muß. Die 
Russen glauben nur durch barbarische Mittel den Auf 
stand rasch zu unterdrücken. Sie richten in der neuesten 
Zeit ihre Angriffe hauptsächlich gegen die katholische Geist 
lichkeit. welche ihnen als die Hauptursache des Ausstan 
des gilt. Die des Aufruhrs verdächtigen Priester wer 
den ohne weiteres gehängt oder erschossen. Als der Erz- 
bischof Felinski von Warschau gegen die Hinrichtung eines 
am Aufstand betheiligten Kapuziners protestirte, richtete 
sich die Wuth der Moskowiter auch gegen ihn. Er war 
schon längst durch seine patriotische Gesinnung verdäch 
tig und wurde nuter Militärbegleitung nach Petersburg 
geführt. Der Kaiser läßt ihn auf einem Schloß in der 
Nähe von Petersburg festhalten. Die ärgsten Grausam 
keiten vollbringt aber der General Murawieff in Wilnq. 
Den Frauen verbietet er das Tragen von Trauerkleidern 
unter Androhung der Knute; er läßt täglich Hinrichtun 
gen vollziehen. 61 Verürtheilte harren noch der Todes 
strafe. Ein Graf Plater, der einzige Sohn der Familie 
wurde erschossen, dergleichen ein reicher Gutsbesitzer, weil 
sie sich "am Aufstande betheiligten. 
Diesem Verfahren ' gegenüber wird aber auch die ge 
heime polnische Nationalregierung Wmer.rücksichtsloser. 
Mit Strick und Dolch macht sie sich gefügig, sogar die 
höchsten Beamten bejtgen^ sich ihrem Einflüsse. Huf ihren 
Befehl mußten die Kassiere aus der Staatskasse 
GulM ausliefern und erst- kürzlich verschwand- der Kas 
sier der Oberpostamtskasse mit -45,00.0 Silber-Rubel, 
welche er ebenfalls an die Rationalregierung auslieferte. 
Die Strenge gegen ihre Geistlichen entgegnen die Polen 
mit gleichem Verfahren gegen die russischen; sie haben 
einen Geistlichen, in Suraschu den General Maniukin 
gehängt. 
Die Nationalregierung befiehlt sogar die Einstellung 
der Eisenbahnfahrten und den Gebrauch derselben und 
bedroht Dawiderhandelnde mit den strengsten Strafen. 
Nordamerika. Die Südstaaten machen neue Fort 
schritte. General Lee ist mit 100,000 Man über den 
Rappahannok und Potomak gegangen: Mehrere Städte 
find schon gefallen. Der Präsident der Nordstaaten ruft 
120,000 Milizen zum Kampfe, Hoocker sucht Lee den 
Rückzug abzuschneiden. Vicksburg ist noch nicht gefallen. 
Warum wird der Boden bearbeitet? 
Daß man in alten Zeiten den Boden schlecht bearbei 
tete, kann man sich schön deshalb denken, weil damals 
Feld genug vorhanden und darum wohlfeil war. Je mehr 
Menschen eng beieinander wohnen, namentlich wenn dieß 
auf dem Lande stattfindet, um so fleißiger und besser wird 
der Böden bearbeitet. Darum find auch von solchen Län 
dern die meisten Erfindungen zur Verbesserung der land 
wirtschaftlichen Geräthe ausgegangen. 
Die Hauptsache ist dabei offenbar: , 
1. Die Lockerung, damit die PflanM .ihre Wurzeln 
ausbreiten, die jungen Keime angreifen können/ dann aber 
vorzüglich, damit die Luft, die Feuchtigkeit (Regen zu 
nächst) und Wärme besser eindringen, die zu große Feuch 
tigkeit auch leichter wieder verdunsten kann. 
2. Man will die Schichten wechseln d. h, man will 
die untern Bodenschichten, wohin das Wasser allerlei 
Pflanzennahrung geführt hat, herausbringen, um sie der 
Luft auszusetzen und sie an die Wurzeln der neu ange 
bauten Pflanzen zu bringen und so eben alle Erdtheilchen, 
welche entfernt von den Wurzeln lagen. 
3. Man will Gras- und Kleeschwarten, Stoppeln 
oder Dünger unterbringen oder bedecken, damit sie schnel 
ler verwesen, ohne in der Luft verloren zu gehen. 
Auch die bloße Vermischung der Erde mit den Dün 
gertheilen ist schon nothwendig. 
4. Man will oberflächlich liegendes 
tief hinunterbringen, damit es erstich und anderes zum 
Keimen bringen, damit man es nachher leichter vertilgen 
kann. Auch schädliche Thiere sollen dabei vernichtet wer 
den. Endlich 
5. wird mit der Bearbeitung Samen und allerlei Wur 
zel- und Knollenwerk untergebracht und zur Ernte oft 
wieder herausgeackert, 
Dr.. FraaS. Schule des Landbaues. 
(Nothstand in Ungarn.) Ein Augenzeuge schil 
dert das dortige Elend wie folgt: MM treibt die Abge 
magerten Heerden über ausgebranMWiWl. ^Weithin 
. hört man das Müllen des hungernden Viehes, "und hie
	        

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