Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

es ist ein Vorzeichen von einer selbständigen Haltung 
der Kammer. 
Baden. Zwischen Waldshut und Konstanz, über 
Schaffhansen, wurde die Eisenbahn eröffnet. Der Groß 
herzog nahm persönlich an dieser Feier Antheil. Bei je 
der Station an der ganzen Linie wurde gehalten. Der 
Einzug geschah stets unter Glockengeläute, Geschützesdon 
ner und Hochrufen. Stets fand eine Anrede vom Geist 
lichen oder Bürgermeister des Orts statt, die der Fürst 
immer herzlich verdankte. Jeder Festgenosse konnte sich 
überzeugen wie groß die Liebe des Volkes zu diesem Für 
sten ist, und wie leicht überhaupt in Deutschland ein Fürst 
regieren kann, wenn er aufrichtig dem Fortschritt huldigt 
und im Geiste seines Volkes herrscht. Bei irgend einer 
Station rief ein Badner: wäre doch der König von Preu 
ßen da. Auf den schweiz. Stationen wurde dem Fürsten 
stets nach guter alter Sitte der Ehrenwein im Schützen 
pokal dargebracht. In Constanz angekommen ward ein 
Festmahl im uralten Concilimnssaale abgehalten, wobei 
mancher sinnige Trinkspruch ausgebracht wurde. Uns 
Schweizern war bei dieser Festfahrt besonders klar ge 
worden, daß auch jenseits des Rheins das Volk einer li 
beralen Negierung mit Freuden entgegen kommt. Wenn 
das Volk von Waldshut bis Constanz seinem Fürsten 
zujauchzte, so galt dieß namentlich dessen liberalen Grund 
sätzen. Diese Gegend war ehedem östreichisch und nicht 
dem badener Fürstengeschlechte Unterthan, so daß hier nicht 
die Rede sein kann von althergebrachter Liebe zu dem an 
gestammten Fürstenhause. Früher war es hier anders, 
man wollte von den badener Fürsten nichts wissen, und 
nur durch die liberale Regierung des Großherzogs ist 
dieser Umschwung hervorgebracht. Bundesrath Dubs von 
Bern sprach: einer solchen Regierung könne auch ein Repu 
blikaner seine Hochachtung bezeugen. Mit den Grund 
sätzen dieses Fürsten harmonirt aufs freundlichste sein 
schlicht bürgerliches Auftreten. Nach der N. Zürch. Ztg. 
Gotha. Der Landtag hat ein neues Volksschul- 
geseF berathen. Die Gemeinden haben das Wahlrecht 
bei Anstellung der Lehrer; Lehrerinen sind nur beim Un 
terrichte in den drei ersten Schuljahren zuläßig; die Hilfs 
lehrer haben einen Gehalt von mindestens 225 fl., die 
provisorischen Lehrer von 260 fl. und die unwiderruflich 
angestellten Lehrer an Landschulen 260—480 fl. und an 
Stadtschulen 320—600 fl. Oe. W. 
Schweiz. Die Regengüsse der letzten Woche waren 
auch in diesem Kanton so heftig, daß die Rhone im Ober- 
Wallis aus ihrem Bett trat und bedeutenden Schaden 
anrichtete. Zwischen Tourtemagne und Vifp war der 
Verkehr unterbrochen, da die Straße unter Wasser stand. 
Auch der Uebergang über den Simplon war unterbrochen. 
Air acht Orten brach der Fluß durch Dämme welche in 
den letzten Jahren ausgeführt worden sind. Da die gan 
ze Ebene von Vifp und dem Brieger Bad unter Wasser 
war, so ist die Ernte daselbst wenn nicht ganz vernichtet, 
doch tief geschädigt. Die Brücke von Lalden wurde weg 
gerissen Der Schaden trifft leider gerade ärmere Ge 
meinden, die ohnedieß durch Wühlarbeiten am stärksten 
in Anspruch genommen sind. A. Z. 
— Die Ehrengaben zum Schützenfest in tzham-de- 
Fpnds haben die Summe von 145,000 Fr. erreicht. Die 
Schweizersöhne unter allen Völkern des Erdbodens haben 
dazu beigesteuert. Äber auch fremde Nationen liefern 
Beiträge, so Deutsche, Italiener u. dgl. Von den deut 
schen Schützen werden sicher mehr als 1000 erwartet. 
Diese werden unter der schwarz-roth-goldenen Fahne mar- 
schirm. Die Fahne soll den Schweizern als Ehrengabe 
hinterbleiben. Ein größeres Schützenfest als das heurige 
hat man sicher in der Schweiz noch nicht erlebt. Be 
sonders zahlreich werden auch die Italiener erscheinen. 
England. Der junge, 17jährige König von Griechen 
land wird eine englische Prinzessin heimführen. Einstwei 
len erhält er von England zur Vergrößerung seines hel 
lenischen Reiches die jonischen Inseln und dadurch zur 
Erhöhung seines Einkommens einen Jahresgehalt von 
120,000 fl., dafür wird er sich für alle Zeiten als ein 
englischer Schützling und sein Reich als eine englische 
Provinz betrachten müssen. Unter diesen Umständen wird 
er freilich einen leichteren Stand haben als Otto von 
Baiern, sonst aber werden Griechenland und sein entar 
tetes Volk gleich bleiben. Den billigsten Handel haben 
die Engländer gemacht, ohne einen Kanonenschuß haben 
sie Griechenland an die jonischen Inseln annerirt. — 
Das englische Unterhaus (Abgeordneten-Kammer) ver 
wiegte für Unterstützung des Volksschulwesens 8 Millio 
nen Gulden. 
Frankreich. Die Franzosen haben endlich Puebla er 
obert. Nach langem Harren und unsäglichen Anstren 
gungen ist das der erste nennenswerthe Erfolg. Nun 
soll's gen Meriko gehen. Man glaubt allgemein, daß 
es mit Meriko auf einen französischen Vasallen-Staat 
abgesehen ist. Wie ließe es sich sonst erklären, daß Na 
poleon solche Opfer bringt? Dieser Sieg und dazu die 
Gratulationen gekrönter Häupter gereichen jedenfalls zur 
Linderung der Verlegenheiten, welche Napoleon durch die 
Abgeordneten-Wahlen bereitet wurden. 
Volkswirthschaftlicher Theil. 
(Eingesandt.) 
Von der Brandversicherung. 
Die Einführung und Ausbreitung der Feuerversiche 
rungen beurkunden den Fortschritt der Civilisation. Sie 
bilden augenscheinlich einen der mächtigsten Hebel für die 
öffentliche Wohlfahrt.- sie geben dem Landmanne Bürg- 
z- schaft für die Frucht seines Schweißes, dem Fabrikanten 
für die Blüthe seiner industriellen Bestrebungen und dem 
Handelsmanne für die materielle Sicherheit seiner Waa- 
! renvorräthe gegen ein Element, welches entfesselt oft 
Hunderte von Menschen vom Gipfel des Wohlstandes 
i in das tiefste Elend stürzt. 
! Diese Versicherungsanstalten zerfallen in zwei Arten, 
nämlich in wechselseitige, wie die tirolischß Landesasseku- 
! > ranz, und in Aktien-Gesellschaften, wie die trjester, wiener, 
frankfurter u. a. Versicherungsgesellschaften. Die ersteren 
! beruhen auf dem Grundsatze der Gegenseitigkeit, und ihre 
, Mitglieder sind daher zugleich Versicherte und Versicherer.
	        

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