es ist ein Vorzeichen von einer selbständigen Haltung
der Kammer.
Baden. Zwischen Waldshut und Konstanz, über
Schaffhansen, wurde die Eisenbahn eröffnet. Der Groß
herzog nahm persönlich an dieser Feier Antheil. Bei je
der Station an der ganzen Linie wurde gehalten. Der
Einzug geschah stets unter Glockengeläute, Geschützesdon
ner und Hochrufen. Stets fand eine Anrede vom Geist
lichen oder Bürgermeister des Orts statt, die der Fürst
immer herzlich verdankte. Jeder Festgenosse konnte sich
überzeugen wie groß die Liebe des Volkes zu diesem Für
sten ist, und wie leicht überhaupt in Deutschland ein Fürst
regieren kann, wenn er aufrichtig dem Fortschritt huldigt
und im Geiste seines Volkes herrscht. Bei irgend einer
Station rief ein Badner: wäre doch der König von Preu
ßen da. Auf den schweiz. Stationen wurde dem Fürsten
stets nach guter alter Sitte der Ehrenwein im Schützen
pokal dargebracht. In Constanz angekommen ward ein
Festmahl im uralten Concilimnssaale abgehalten, wobei
mancher sinnige Trinkspruch ausgebracht wurde. Uns
Schweizern war bei dieser Festfahrt besonders klar ge
worden, daß auch jenseits des Rheins das Volk einer li
beralen Negierung mit Freuden entgegen kommt. Wenn
das Volk von Waldshut bis Constanz seinem Fürsten
zujauchzte, so galt dieß namentlich dessen liberalen Grund
sätzen. Diese Gegend war ehedem östreichisch und nicht
dem badener Fürstengeschlechte Unterthan, so daß hier nicht
die Rede sein kann von althergebrachter Liebe zu dem an
gestammten Fürstenhause. Früher war es hier anders,
man wollte von den badener Fürsten nichts wissen, und
nur durch die liberale Regierung des Großherzogs ist
dieser Umschwung hervorgebracht. Bundesrath Dubs von
Bern sprach: einer solchen Regierung könne auch ein Repu
blikaner seine Hochachtung bezeugen. Mit den Grund
sätzen dieses Fürsten harmonirt aufs freundlichste sein
schlicht bürgerliches Auftreten. Nach der N. Zürch. Ztg.
Gotha. Der Landtag hat ein neues Volksschul-
geseF berathen. Die Gemeinden haben das Wahlrecht
bei Anstellung der Lehrer; Lehrerinen sind nur beim Un
terrichte in den drei ersten Schuljahren zuläßig; die Hilfs
lehrer haben einen Gehalt von mindestens 225 fl., die
provisorischen Lehrer von 260 fl. und die unwiderruflich
angestellten Lehrer an Landschulen 260—480 fl. und an
Stadtschulen 320—600 fl. Oe. W.
Schweiz. Die Regengüsse der letzten Woche waren
auch in diesem Kanton so heftig, daß die Rhone im Ober-
Wallis aus ihrem Bett trat und bedeutenden Schaden
anrichtete. Zwischen Tourtemagne und Vifp war der
Verkehr unterbrochen, da die Straße unter Wasser stand.
Auch der Uebergang über den Simplon war unterbrochen.
Air acht Orten brach der Fluß durch Dämme welche in
den letzten Jahren ausgeführt worden sind. Da die gan
ze Ebene von Vifp und dem Brieger Bad unter Wasser
war, so ist die Ernte daselbst wenn nicht ganz vernichtet,
doch tief geschädigt. Die Brücke von Lalden wurde weg
gerissen Der Schaden trifft leider gerade ärmere Ge
meinden, die ohnedieß durch Wühlarbeiten am stärksten
in Anspruch genommen sind. A. Z.
— Die Ehrengaben zum Schützenfest in tzham-de-
Fpnds haben die Summe von 145,000 Fr. erreicht. Die
Schweizersöhne unter allen Völkern des Erdbodens haben
dazu beigesteuert. Äber auch fremde Nationen liefern
Beiträge, so Deutsche, Italiener u. dgl. Von den deut
schen Schützen werden sicher mehr als 1000 erwartet.
Diese werden unter der schwarz-roth-goldenen Fahne mar-
schirm. Die Fahne soll den Schweizern als Ehrengabe
hinterbleiben. Ein größeres Schützenfest als das heurige
hat man sicher in der Schweiz noch nicht erlebt. Be
sonders zahlreich werden auch die Italiener erscheinen.
England. Der junge, 17jährige König von Griechen
land wird eine englische Prinzessin heimführen. Einstwei
len erhält er von England zur Vergrößerung seines hel
lenischen Reiches die jonischen Inseln und dadurch zur
Erhöhung seines Einkommens einen Jahresgehalt von
120,000 fl., dafür wird er sich für alle Zeiten als ein
englischer Schützling und sein Reich als eine englische
Provinz betrachten müssen. Unter diesen Umständen wird
er freilich einen leichteren Stand haben als Otto von
Baiern, sonst aber werden Griechenland und sein entar
tetes Volk gleich bleiben. Den billigsten Handel haben
die Engländer gemacht, ohne einen Kanonenschuß haben
sie Griechenland an die jonischen Inseln annerirt. —
Das englische Unterhaus (Abgeordneten-Kammer) ver
wiegte für Unterstützung des Volksschulwesens 8 Millio
nen Gulden.
Frankreich. Die Franzosen haben endlich Puebla er
obert. Nach langem Harren und unsäglichen Anstren
gungen ist das der erste nennenswerthe Erfolg. Nun
soll's gen Meriko gehen. Man glaubt allgemein, daß
es mit Meriko auf einen französischen Vasallen-Staat
abgesehen ist. Wie ließe es sich sonst erklären, daß Na
poleon solche Opfer bringt? Dieser Sieg und dazu die
Gratulationen gekrönter Häupter gereichen jedenfalls zur
Linderung der Verlegenheiten, welche Napoleon durch die
Abgeordneten-Wahlen bereitet wurden.
Volkswirthschaftlicher Theil.
(Eingesandt.)
Von der Brandversicherung.
Die Einführung und Ausbreitung der Feuerversiche
rungen beurkunden den Fortschritt der Civilisation. Sie
bilden augenscheinlich einen der mächtigsten Hebel für die
öffentliche Wohlfahrt.- sie geben dem Landmanne Bürg-
z- schaft für die Frucht seines Schweißes, dem Fabrikanten
für die Blüthe seiner industriellen Bestrebungen und dem
Handelsmanne für die materielle Sicherheit seiner Waa-
! renvorräthe gegen ein Element, welches entfesselt oft
Hunderte von Menschen vom Gipfel des Wohlstandes
i in das tiefste Elend stürzt.
! Diese Versicherungsanstalten zerfallen in zwei Arten,
nämlich in wechselseitige, wie die tirolischß Landesasseku-
! > ranz, und in Aktien-Gesellschaften, wie die trjester, wiener,
frankfurter u. a. Versicherungsgesellschaften. Die ersteren
! beruhen auf dem Grundsatze der Gegenseitigkeit, und ihre
, Mitglieder sind daher zugleich Versicherte und Versicherer.