Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

auf eine doppelte Weise; erstens wurde ich durch Ihr 
taktvolles Vorgehen in den Debatten der unliebsamen 
Wicht überhoben, einschreiten zu müßen, und dann un 
terstützten Sie mich sonst mit Ihrer Einsicht bestens. Neh 
me die Hochachtbare Versammlung dafür meinen tiefge 
fühlten Dank entgegen. 
Wir haben in 7 Ptenar- und 15 Kommissionssitzun 
gen die Prüfung der Wahlen, die Bestellung des Bureau, 
eine Adresse an Se. Durchlaucht und die Vorlagen der 
Regierung, alS: die Geschäftsordnung, das Finanz- und 
MilitäraushebungS-Gesetz, dann die Berathung über eine 
Wiedererneuerung des Zoll- und Steuervertrages mit 
Oestreich erledigt. Die Vorlage über das Zehentablö- 
sungsgesetz wurde von dem dazu bestimmten Ausschusse 
und in einer Plenarsitzung durchberathen, aber bei der 
zweiten Lesung desselben an die Regierung zurückgewie 
sen. Es wird dieses Gesetz bei der bald bevorstehenden 
Eröffnung deS ordentlichen Landtages wieder zur Vor 
lage kommen. 
Es mag auffallen, meine Herren! daß der Landtag 
in einem Zeitraume von beinahe 5 Monaten nicht mehr 
Sitzungen hatte, oder daß er soviel Zeit für diese Anzahl 
Sitzungen brauchte. Der Grund davon liegt in unsern 
Verhältnissen. Ein großer Theil unserer Versammlung 
besteht aus Mitgliedern, die mit öffentlichen Funktionen 
betraut sind, die im Interesse des Gemeinwohles eine 
längere Unterbrechung nicht erleiden konnten, es mußte 
daher in der Eintheilung der Zeit die Oekonomie so ge 
pflogen werden, daß diese Funktionen ebensowenig, als 
eine gründliche Prüfung der Berathungsgegenstände im 
Landtage darunter zu leiden hatten. 
Die Gesetzentwürfe, welche die Regierung der Bera 
thung und Beschlußnahme des Landtages unterlegte, be 
treffen Gegenstände von vikalen Belangen für unsere 
Staatsgemeinde. Bei der Dringlichkeit, in welcher die 
Vorlagen zu machen waren, erübrigte der Regierung zu 
wenig Zeit, derselben die Begründungen, welche zu ihrer 
einsichtlichen Behandlung so nothwendig sind, im erfor 
derlichen Maße beibringen zu können. Es ist dagegen 
zu konstatiren, daß der Chef der Regierung als Kommis 
sär derselben mit entschiedenem Eifer die möglichen Auf 
klärungen bereitwilligst leistete, und sonst die Berathun 
gen bestens unterstützte. Eine wesentliche Förderung der 
Landtagsarbeiten haben wir der unverdrossenen Hingabe 
der Referenten und Sekretäre sowohl in den Ausschuß- 
als Plenarsitzungen zu verdanken. 
Ich zweifle nicht daran, daß das Ergebniß der ver 
einten Bestrebungen der Regierung und des Landtages 
das gewollte Resultat „die Förderung des Landeswohles" 
zur Folge haben wird. 
Meine Herren ! in der nun beendeten Periode haben 
wir in den Arbeiten, welche das Zutrauen Sr. Durch 
laucht und des Landes uns übertrug, eine der größten 
Schwierigkeiten, den Anfang, bestanden. Neulinge im 
parlamentarischen Leben , haben wir die Methode, nach 
welcher die Gegenstände der Berathungen zu behattdeln 
find, besser kennen gelernt Und Ms in dieselben eingeübt, 
zudem ist das Gebiet itnsersr Arbeiten uns um Vieles 
jbekannkr geworden fernerhin 
der vollen patriotischen Hingabe unserer Kräfte bedür 
fen, sollen wir unsere Aufgabe lösen, unsere StäatSge- 
meinde nach den Forderungen der Zeit auf der Grund 
lage der gesetzlichen Freiheit aufzubauen > und damit 
das intellektuelle und materielle Wohl des Landes zu heben. 
Es wird nicht mehr lange dauern, so werden Sie 
wieder zur Fortsetzung dieser Arbeiten berufen WiMn. 
Suchen Sie sich in dieser kurzen Zwischenzeit frischen 
Muth und frische Kräfte dazu zu sammeln. Somit Gott 
befohlen! auf baldiges Wiedersehen! 
Abgeord. Keßler sprach dem Präsidenten dett Dank 
der Mitglieder für seine Thätigkeit aus. Damit schloß 
die Sitzung. 
Vaduz, 30. Mas Heute wurde der ordentliche 
Landtag für das Jahr 1363 zusammenberufen. Näch 
den Bestimmungen der Landesverfassung muß in jedem 
Jahre zwischen dem 15. und 31. Mai ein ordentlicher 
Landtag einberufen werden, und diese Vorschrift kann 
durch einen außerordentlichen Landtag nicht umgangen 
werden. Dies ist der Grund, warum der Landtag wie 
der zusammentritt, ungeachtet derselbe erst vor 4 Wochen 
geschlossen wurde. Die Abgeordneten kamen heute um 
10 Uhr zusammen, um die Präsidenten und Schriftführer 
zu erwählen. Alterspräsident Kieb er leitete die Verhand 
lungen. Als Präsident wurde einstimmig Doktor Schäd- 
ler gewählt, als dessen Stellvertreter Pfarrer Erni mit 
9 Stimmen. Die beiden Sekretäre des vor/ Landtages: 
Gmelch und Fischer wurden einstimmig wieder erwählt. 
Sobald nun die landesherrliche Bestätigung der Präsi 
denten eingetroffen ist, wird der Landtag seine Thätigkek 
beginnen. Die wichtigste Arbeit wird wohl in der Be 
rathung der Gemeindeordnung bestehen. R. 0. 
Rüg gell, 26. Mai. Nur Wenige mögen, in un 
serm kleinen Ländchen mehr sein, die die wohlthätige Wir 
kung der neuen Schulorganisaiion nicht eingesehen haben ; 
aber auch in unserm benachbarten Vorarlberg findet man 
Viele, namentlich Leute ans den gebildeten Ständen, die 
unserm Schulwesen Lob spenden und sich nach einem 
neuen Schulgesetze sehnen. Man begreift dort, daß der 
Fortschritt in jeglicher Hinsicht besonders auch durch gute 
Volksschulen nachhaltig unterstützt wird. 
Namentlich ist es ein Theil der jüngern Lehrer Vor 
arlbergs, der eifrig für Verbesserung des dortigen Schul 
wesens wirkt. Einer djeser Lehrer hat im letzten Herbst 
einen Lehrplan ausgearbeitet (wozu ihm der Liechtenpei- 
nische als Muster diente) und denselben der Regierung 
zur Prüfung vorgelegt, Nachdem dieser Lehrplan näch 
Erhaltener Genehmigung unter die Lehrer HlnausgMben 
wurde, arbeiteten manche Lehrer sehr gewissenhaft nach 
demselben und sahen im Frühlinge einer SchNlpMuttg 
nach Lehrplan sehnsuchtsvoll entgegen. Dadurch glaub 
ten sie ihrerseits wenigstens einen Stein zum Baue eines 
neuen Schulgesetzes geliefert zu haben. Wenn sich nun 
diese Lehrer bei den heurigen Prüfungen in ihrbck Er 
warten enttäuschen mußten, so ermuthigt sie doch det 
nächste Landtag in Bregenz zu neuen ^ 
ein Schulgesetz, das für die Schulangelegenheiten die er 
wünschte Regelung bringen/ und jedenfalls auch aus die 
materielle Lage der Lehrer Rücksicht nehmen wird.
	        

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