Volltext: Liechtensteiner Landeszeitung (1863)

len, utid von einem Vorstände geleitet werden. Als blei 
bender Versammlungsort ward Vaduz bestimmt. 
Vorarlberg. Rankweil, 48. Mai. Vorgestern 
Abends überzog ein heftiges Gewitter mit Platzregen un 
sere Gegend. Ungefähr 6 Uhr 45 Minuten erfolgte ein 
außerordentlich starker Donnerschlag. Die ganze Pfarr 
kirche auf dem Berge war, wie Augenzeugen berichten, 
auf einen Augenblick in eine dunkle Wolke von Staub, 
der sogenannte dünne Thurm in Feuer eingehüllt. Pras 
selnd flogen nach allen Richtungen Schindeln, Gehälk, 
Steine und Mauerwerk auseinander über den Berg her 
ab. Das Wetterläuten hörte sogleich auf. In der Kirche 
befanden sich zur Zeit der elektrischen Entladung außer 
dem Herrn Pfarrer ungefähr 20 Personen. Der Herr 
Pfarrer wurde durch einen Splitter leicht an der linken 
Schläfe verletzt, ferner wurde ein beim Läuten beschäftig 
tes Mädchen zu Boden geworfen. Alle anderen Personen 
trugen nicht die geringste Beschädigung davon. Desto 
größer waren die Zerstörungen an der Kirche selbst. Ne 
ben Anderem wurde der linke Seitenaltar des Langschif 
fes ganz zertrümmert, von dem dort aufbewahrten hl. 
« Leibe wurden nur einzelne Gebeine gefunden, alle übri 
gen Knochen waren zu Mehl geworden. 
Schweiz. Buchs-Werdender g. Die Gemeinde 
hat den Bau von 150 Klftr. Rheinwuhr übernommen. 
Sie erhält dafür per Klftr. 90 Franken, welche Summe 
bekanntlich durch Beiträge der Eidgenossenschaft, dann des 
Kantons und endlich der Eigenthümer der innerhalb des 
Überschwemmungsgebiets liegenden Grundstücke aufgebracht 
wird. Mit der Konstruktion der neuen Wuhren soll man 
nicht sonderlich zufrieden sein. It. 0. 
— Aus Frauenfeld wird ein Eisenbahnunglück ge 
meldet. Es stießen 2 Züge aufeinander; mehrere Ver 
letzungen sind dabei geschehen. 
Volkswirthfchaftlicher Theil. 
Triesenberg. (Alpwirthschaft.) Im Verlaufe 
des Winters hatten sich hier zwei Sennereigesellschaften 
gebildet: eine inmitten der Gemeinde (bei der Pfarrkirche) 
und eine andere auf Rothenboden. Diese hat sich gegen 
wärtig wieder aufgelöst; jene an der Pfarrkirche aber 
setzte nicht nur das begonnene Werk bis jetzt unbehindert 
fort, sondern sie baut gegenwärtig auch eine Sennerei am 
„Stege" im Saminathale. Diese Gesellschaft hat bedeu 
tenden Zuwachs an Mitgliedern erhalten. Sie wurde 
von 5 Mitgliedern gegründet und es brauchte zur Ein 
richtung der Sennerei an 200 fl.; nun zählt sie aber 
schon 15 Theilnehmer, deren tägliche Milchlieferung auf 
9—10 Zentner sich beläust. Huf 25 Pfd. Milch ergeben 
sich durchschnittlich 1 Pfd. Butter und 2/4, Pfd. Käse. 
Dabei ist die gewonnene Butter viel besser und reiner 
als diejenige aus einzelnen Wirthschaften; sie wird auch 
um ca. 2 Nkr. per Pfd. theurer verkauft. Wenn, man 
nun in Rechnung zieht, daß durch die Sennerei mehr 
Und bessere, und werthvollere Produkte gezogen werden, 
so sollte das schon hinreichen, um Jeden verständign 
Bauersmann für gemeinschaftliche Sennerei zu gewinnen. 
Aber der Vortheil ist noch größer, sobald man auch in 
den Alpen die Zwergwirthschaft abschafft. Wie viele 
kostbare Zeit wird nur vergeudet, daß jeder Viehbesitzer 
am Berg täglich ein Mal über den „Kulmen" aus- und 
einläuft? Diese Zeit ließe sich viel besser anwenden zur 
Verbesserung der Alpen selbst, znm Ausrotten des Ge 
strüpps, zur Anlage von Wegen, zum Vertheilen des 
Düngers zc. Zudem darf man annehmen, daß noch an 
80—100 Personen mehr als gewöhnlich dem anderwei 
tigen Verdienste nachgehen könnten, wenn gemeinschaft 
liche Sennerei auch in den Alpen eingeführt würde. Doch, 
die Zeit wird schon kommen, wo es besser werden muß 
— die Roth wird dazu treiben, das rühmliche Beispiel 
einsichtiger Männer nachzuahmen. Diese Noth wird sich 
bald einstellen: im H 0 lzmangel. Man bedenke, daß 
auf den 4 Hochalpen Triefenberg's an 150 „Gemächer" 
erhalten werden müssen, während bei gemeinschaftlicher 
Sennerei 8 genügen würden! Sodann, der Brenn-Holz- 
bedarf der vielen Einzelsennereien? Ein gar schlimmer 
Uebelstand der abgesonderten Alpwirthschaft besteht auch 
darin, daß jeder Bauer mit seinen Kühen dahin fährt, 
wo es ihm beliebt, wodurch die Weide überall zumal ab 
gefressen nnd durchwühlt wird. Da ist es dann kein 
Wunder, wenn das Vieh im Nachsommer oft eine förm 
liche Hungersnoth bestehen muß. Auch dieses Uebel läßt 
sich nur durch gemeinschaftliche Sennerei und gemeinschaft 
liches Hüten abstellen. — (Die Red. kann nicht umhin, 
den wackern Männern am Berge, welche so rüstig im 
Interesse die Atpwirthschaft vorgehen, öffentlich Beifall 
zu geben. Nur Vorwärts! Jeder verständige Mann im 
Lande hat seine Freude daran; die Andern werden schon 
kommen.) (?. 
Düngung der Obstbäume/ 
III. 
Was fürDüngstosse sind bei den Obstbäumen 
anwendbar? 
Es ist unzweifelhaft, daß die Düngstoffe, welche auf 
andere Culturpflanzen eine günstige Wirkung äußern, gleiche 
oder ähnliche Resultate auch bei den Obstbäumen herpor- 
bringen werden, uyd somit könnte hier auch jede Art des 
Düngers ihre Verwerthung finden. Indessen ist der fri 
sche Stallmist gewöhnlich für andere Zwecke bestimmt und 
hat sich dieser, sowie Mergel, Kalk ie. bei den Obstbäu 
men weniger zweckmäßig erwiesen. Man verwendet da 
her zu besagtem Zwecke lieber Abtrittpfuhl, Mistjauche, 
Gülle, Blut, Holzasche, Compostdünger, aufgeschlossenes 
Knochenmehl, Oelkuchen und Ruß aus dem Kamin, Ofen 
oder Herd. 
Bei dk Düngung während des zweiten Sastkiebes 
ist aber — der dann gewöhnlich hohen Temperatur (Wär 
me) wegen — eine gewisse Vorsicht nöthigt Die schär 
fen Düngerstoffe wie Abtrittpfuhl, Mistjauche, Gülle, 
Blut n., sollen nemlich vor der Verwendung stets
	        

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