Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Auslegung des Verfassungs- und Verwaltungsrechts 
Der Staatsgerichtshof stellte fest, dass die behördliche Praxis bei einer 
Ausnahmeregelung nicht derart restriktiv sein dürfe, dass “kaum mehr 
Anwendungsfälle bestehen”. Das Ziel der Vermeidung von Härtefällen 
und offensichtlichen Unzweckmässigkeiten bestimmt die Ausnahme- 
regelung‘'!; es handelt sich um eine typisch teleologische Auslegung. Die 
teleologische Auslegung spielt in der Tat bei Ausnahmebestimmungen 
eine grosse Rolle®, Diese gestatten eine im Prinzip verbotene Tätigkeit, 
zum Beispiel die Errichtung einer Baute im Nichtbaugebiet. Sie gestat- 
ten es, “die generell-abstrakte Regelung zu durchbrechen und eine dem 
Einzelfall Rechnung tragende Sonderlösung zu verwirklichen”, Selbst- 
verständlich sınd Ausnahmeregelungen nur dann zulässig, wenn sie ge- 
setzlich vorgesehen sind; aus allgemeinen (nicht gesetzlich vorgesehe- 
nen) Billigkeitsgründen darf keinesfalls vom Gesetz abgewichen wer- 
den“, Denn die Gesetzmässigkeit der Verwaltung aus Art. 92 Abs. 2 LV 
gewährleistet die Rechtssicherheit”. “Eine Ausnahmebewilligung ist nur 
dort zulässig, wo besondere Verhältnisse bestehen. Es muss sich um ei- 
nen Sonderfall handeln, bei welchem die Anwendung der Regel zu Här- 
ten und Unbilligkeiten führen würde. ... Liessen sich die Überlegungen, 
mit denen die Ausnahmebewilligung begründet wird, für eine Vielzahl 
von Fällen anstellen, so bestünde keine Ausnahmesituation ”, Die Pra- 
xis der Ausnahmebewilligung darf nicht derart grosszügig gehandhabt 
werden, dass der Gesetzeszweck unterlaufen wird”. Ausnahmebewil- 
ligungen sollen nur im Einzelfall in Berücksichtigung einer besonderen 
Sachlage gewährt werden*, dabei hat ein Abwägen der im Spiel stehen- 
den öffentlichen und privaten Interessen zu erfolgen”. Eine Ausnahme- 
% StGH 1988/2, Urteil vom 25.10.1988, LES 1989, S. 50 (53); vgl. die ähnlichen Formulie- 
rungen in StGH 1988/3, Urteil vom 25. Oktober 1988, LES 1989, S. 53 (56); StGH 
1988/5, Urteil vom 25. Oktober 1988, LES 1989, S. 56 (58 f.). 
Vgl. z.B. VBI 1995/82, Entscheidung vom 6.12.1995, LES 1996, S. 131 (134); VBI 
1986/6, Urteil vom 12.11.1986, LES 1987, S. 56 (58). 
2 Vgl. VBI 1993/52, Entscheidung vom 23.2.1994, LES 1994, S. 117. 
3 Vgl. SEGH 1984/14, Urteil vom 28.5.1986, LES 1987, S. 36 (40). 
* Vgl. VBI 1990/40, Entscheidung vom 9.11.1994, LES 1995, S. 41 (43). 
5 Vgl. S. 171. 
% Vgl. VBI 1995/21, Entscheidung vom 5.7.1995, LES 1995, S. 137 (139); vgl. auch VBI 
1996/2, Entscheidung vom 3.4.1996, LES 1996, S. 135 (138). 
Vgl. VBI 1995/21, Entscheidung vom 5.7.1995, LES 1995, S. 137 (139); VBI 1996/17, 
Entscheidung vom 29.5.1996, LES 1997, S. 40 (44); VBI 1983/21, Entscheidung vom 
20.6.1996, Erw. I1.d), nicht veröffentlicht. 
3 Vgl. SCGH 1984/14, Urteil vom 28.5.1986, LES 1987, S. 36 (40). 
5 Vgl. VBI 1995/21, Entscheidung vom 5.7.1995, LES 1995, S. 137 (142). 
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