Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Auslegung des Verfassungs- und Verwaltungsrechts 
wichtige Hinweise für die systematische Auslegung!?. Ferner macht es 
einen Unterschied, ob eine Norm “nur” als Zweckartikel formuliert ist 
oder das eigentliche Herzstück der materiellen Ordnung darstellt. Die 
systematische Auslegung wird von den liechtensteinischen Gerichts- 
höfen des öffentlichen Rechts in ständiger Praxis verwendet, 
Es ist für die systematische Auslegung wichtig, dass eine bestimmte 
Auslegung einer Rechtsnorm mit den andern Vorschriften des betreffen- 
den Gesetzes und den Rechtsnormen des betreffenden Gebiets über- 
haupt übereinstimmt. Die Einheit der Rechtsordnung verbietet, dass 
“ein und dieselbe Frage ... in verschiedenen Normen verschieden gelöst 
wird”?! Eine widersprüchliche, nicht auf die Zusammenhänge abge- 
stützte Auslegung stünde diesem Postulat entgegen. 
Die systematische Auslegung spielt im Stufenbau der Rechtsordnung 
eine grosse Rolle. Bei Normkollisionen zwischen Normen unter- 
schiedlicher Stufe geht das höherrangige Prinzip vor. Ergeben die an- 
dern Auslegungsmethoden unterschiedliche Ergebnisse, von denen eines 
gegen höherstufiges Recht verstossen würde, so gibt die systematische 
Auslegung den Ausschlag, indem sie die dem höherstufigen Recht kon- 
forme Auslegung stützt?, Bei der verfassungskonformen Auslegung 
handelt es sich um einen Anwendungsfall der systematischen Ausle- 
gung. So hat der Staatsgerichtshof als Verwaltungsgerichtshof festgehal- 
ten, dass bei der Frage der Einforderung von Verzugszinsen für Steuer- 
forderungen diejenige Interpretation abzulehnen sei, die dem “grund- 
9 Vgl. das Vorgehen in StGH 1994/19, Urteil vom 11.12.1995, LES 1997, S. 73 (77); SIGH 
1994/25, Urteil vom 23.5.1996, LES 1996, S. 191 (194) oder StGH 1995/5, Urteil vom 
27.6.1996, LES 1997, S. 1 (7); Häfelin/Haller Nr. 82 ff.; Wolff I, S. 141; Walter/Mayer, 
Bundesverfassungsrecht Nr. 131. 
Vgl. z.B. StGH 1994/8, Urteil vom 4.10.1994, LES 1995, S. 23 (26); VBI 1995/14, Ent- 
scheidung vom 12.4.1995, LES 1995, S. 76 (77); VBI 1993/52, Entscheidung vom 
23.2.1994, LES 1994, S. 117; LGVK G 12/82, Entscheidung vom 7.6.1982, LES 1984, 
S. 112 (113 f.); VBI 1979/31, Entscheidung vom 17.10.1979, LES 1982, S. 63; StGH, 
Urteil vom 6.10.1960, ELG 1955-61, S. 151 (154); SEGH, Urteil vom 6.10.1960, ELG 
1955-61, S. 169 (171). 
Vgl. StGH 1979/3, Entscheidung vom 16.10.1979, LES 1981, 5. 109 (110). 
Vgl. z.B. StGH 1991/14, Urteil vom 23.3.1993, LES 1993, S. 73 (76); VBI 1993/52, Ent- 
scheidung vom 23.2.1993, LES 1994, S. 117 f.; SIGH 1993/5, Urteil vom 16.12.1993, 
LES 1994, S. 39 (41); SIGH 1994/8, Urteil vom 4.10.1994, LES 1995, S. 23 (26) und 
StGH 1990/7, Urteil vom 21.11.1990, LES 1992, S. 10 (11) auch zur EMRK-konformen 
Auslegung; BVerfGE 92, S. 191 (197); Höfling, S. 45 f.; Walter/Mayer Nr. 135; Anto- 
niolli/Koja, S. 105; Adamovich/Funk, $. 59; Adamovich u.a., Staatsrecht, S. 42 sprechen 
allgemein von “rechtskonformer” Auslegung. 
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