Rechtsstaatliche Verfahrensgarantien
ohne dass der Sachverhalt an ihnen gemessen bzw. beurteilt wird und
eine teilweise Wiedergabe des baugeschichtlichen Gutachtens, ohne sich
mit dessen Aussagen auseinanderzusetzen, stellen keine Begründung
dar, die im Sinne von Art. 83 Abs. 3 und 4 LVG die von der Regierung
getroffene Entscheidung ‘in überzeugender Weise” zu rechtfertigen ver-
mögen. Es fehlen die ‘Erwägungen der Behörde”, die erst die Begrün-
dung ausmachen”,
Die Motivation der Entscheidungen und Urteile ist deshalb von gröss-
ter rechtsstaatlicher Bedeutung, weil erst die Begründung einen Ent-
scheid für den Betroffenen nachvollziehbar und für eine.Rechtsmittel-
instanz überprüfbar macht. Die Entscheidbegründung ermöglicht es
den Parteien, dass sie bei der Rechtsmittelinstanz ein effektives rechtli-
ches Gehör erhalten?. In der Entscheidbegründung sind der entschei-
dungswesentliche Sachverhalt und die rechtlichen Überlegungen minde-
stens in knapper Form aufzuführen”; sie sollten je getrennt dargelegt
werden?!. Es ist nicht zulässig, dass die Rechtsmittelinstanz lediglich die
Erwägungen der Vorinstanz wiederholt, ohne sich mit den Vorbringen
des Beschwerdeführers auseinanderzusetzen?. Die Begründung muss
um so ausführlicher sein, je stärker eine Entscheidung in individuelle
Rechte eingreift oder Voraussetzungen für die wirtschaftliche Existenz
eines Privaten schafft®. Im einzelnen muss jede Entscheidbegründung
die folgenden Grundforderungen erfüllen?*:
57 VBI 1996/11, Entscheidung vom 29.5.1996, LES 1997, S. 46 (48).
8 Vgl. SIGH 1989/14, Urteil 31.5.1990, LES 1992, S. 1 (2); LGVK G 1/87, Entscheidung
vom 4.3.1987, LES 1989, 5. 66 (67); SIGH 1987/7, Urteil 9.11.1987, LES 1988, 5. 1 (2).
3 Vgl. StGH 1985/8, Urteil vom 9.4.1986, LES 1987, S. 48 (50); VBI 1994/20, Entschei-
dung vom 13.7.1994, LES 1994, S. 135 (136); VBI 1994/37, Entscheidung 28.9.1994, LES
1995, 5. 38 (39).
© Vgl. LGVK G 4/90, Entscheidung vom 10.5.1990, LES 1990, S. 103 (104); LGVK
G 18/87, Entscheidung vom 4.3.1987, LES 1989, S. 67 (69) betreffend die Sachver-
haltsfeststellungen. Eine Entscheidung darf knapp sein, muss aber die wichtigsten
Gründe (den “Beschlusstenor”) indes darlegen, vgl. VBI 1996/14, Entscheidung vom
4.11.1996, LES 1997, S. 101 (104).
Vgl. Art. 83 Abs. 1 i.V.m. Art. 82 Abs. 1 lit. e LVG und dazu VBI 1959/1, ELG 1955-61,
$. 37; VBI 1949/7, ELG 1947-54, S. 12 f.; VBI 1949/7, ELG 1947-54, S. 12 f.; ungenau
StGH 1972/2, Urteil vom 6.7.1972, ELG 1973-78, S. 340 (343), wonach die Ver-
mischung von Sachverhaltsdarstellung und rechtlichen Erwägungen durch das Landes-
verwaltungspflegegesetz nicht untersagt werde, da nur Art. 82 lit. e LVG, nicht aber die
Vorschrift des $ 417 ZPO anwendbar sei.
” Vgl. VBI 1994/20, Entscheidung vom 13.7.1994, LES 1994, S. 135 (136).
% Vgl. VBI 1994/37, Entscheidung vom 28.9.1994, LES 1995, S. 38 (39); Rhinow/Krähen-
mann, $. 288.
LGVK G 1/87, Entscheidung vom 4.3.1987, LES 1989, S. 66 (67).
34
759