Volltext: Grundriss des liechtensteinischen Verwaltungsrechts

Rechtsgleichheit 
$ 11 Rechtsgleichheit 
l. Träger 
Entgegen dem Wortlaut von Art. 31 Abs. 3 LV steht die Rechtsgleichheit 
nicht nur den Landesangehörigen, sondern auch grundsätzlich den Aus- 
ländern zu. Die Rechtsgleichheit ist ein derart fundamentaler Verfas- 
sungsgrundsatz, dass sie von einem Rechtsstaat nicht mit dem Gegen- 
recht verknüpft werden kann'. Es ist bedauerlich, dass der Verfas- 
sungsgeber die missverständliche Formulierung mit der Revision von 
1992? nicht beseitigt hat. In der Gerichtspraxis steht die Rechtsgleichheit 
freilich auch den Ausländern zu’; der Makel des Art. 31 Abs. 3 LV ist da- 
her nur vordergründig. Die juristischen Personen des Privatrechts kön- 
nen sich auf die Rechtsgleichheit berufen*, “soweit dies dem Wesen der 
juristischen Person entspricht”®. Diesbezüglich findet der Gleichheits- 
grundsatz jedoch “seine Grenze bei sachlichen Unterschieden, insoweit 
{...) individuell-personale Rechte ihrer Natur nach überhaupt juristi- 
schen Personen zukommen können ”®. 
Der Gleichheitsgrundsatz gilt sowohl für den Gesetzgeber (Abschnitt 
IL.) als auch für den Rechtsanwender (Abschnitt III). Lehre und Recht- 
sprechung unterscheiden diese beiden Tatbestände’. 
Gl. A. Höfling, S. 207. 
LGBl. 1992/81. 
Vgl. StGH 1991/16, Urteil vom 2.5.1990, LES 1991, S. 81 (82); SEGH 1984/4, Urteil vom 
28.10.1986, LES 1987, S. 137 (138); StGH 1985/1, Urteil vom 8.4.1986, LES 198, S. 108 
(110); StGH 1982/65, Urteil vom 9.2.1983, LES 1984, S. 1; StGH 1983/4, Urteil vom 
15.9.1983, LES 1984, S. 33. In SEGH 1984/13, Urteil vom 24.5.1985, LES 1985, S. 108 (109) 
und StGH 1982/65, Urteil vom 9.2.1983, LES 1984, S. 1 wurde dies noch mit dem von der 
Schweiz gehaltenen Gegenrecht begründet. Die frühere Praxis war viel zurückhaltender, 
vgl. z.B. StGH 1981/10, Beschluss vom 9.12.1981, LES 1982, S. 122; StGH 1978/10, Ent- 
scheidung vom 11.10.1978, LES 1981, S. 7 (10) und wurde erst durch den Beitritt von 
Liechtenstein zur EMRK erweitert. Siehe aber immerhin StGH 1974/12, Urteil vom 
17.1.1975, ELG 1973-78, S. 372 (378). In Österreich, wo der Gleichheitssatz des Art. 7 B- 
VG nach dem Wortlaut ebenfalls nur für Staatsangehörige gelten soll, hat sich die Lehre 
ebenfalls kritisch geäussert, vgl. Walter/Mayer, Bundesverfassungsrecht Nr. 1343 m.H. 
Vgl. zu Art. 31 Abs. 1 Satz 2: SSGH Gutachten vom 7.3.1956 und vom 27.3.1957, ELG 
1955-61, S. 110 ff., 115 ff. (zu Altersgrenzen und zur Benachteiligung von Frauen) und 
VBI 1947/8, Entscheidung vom 10.4.1947, ELG 1946—7, 5. 64. 
Vgl. SEGH 1984/14, Urteil vom 28.5.1986, LES 1987, S. 36 (38). 
StGH 1977/3, Entscheidung vom 24.10.1977, LES 1981, S. 41 (43). 
StGH 1992/12, Urteil vom 23.3.1993, LES 1993, S. 84 (86). 
Deutlich etwa der österreichische Verfassungsgerichtshof im Erkenntnis vom 12.3.1994, 
B 413/93/8, EUGRZ 1995, S. 69 (70): Eine Verletzung der Rechtsgleichheit kann nur vor- 
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