1945
ae
Die Grenze Liechtensteins zum
untergegangenen Dritten Reich,
zu dem Österreich gehörte, wird
wieder offener.
Kapitulation Deutschlands (7.5.).
Fürst Franz Josef Il. veranlasst
m Juli den am 20. Juli erfolgen-
den Rücktritt der Regierung
Aoop. Die Vaterländische Union
entsendet in die neue Regierung
Frick den schon in der Volks-
jartei tätig gewesenen Ferdinand
Nigg (Vaduz) als Regierungs-
chef-Stellvertreter, Alois Wille
‚Balzers) als Regierungsrat und
Alexander Sele (Triesenberg)
als Stellvertreter (3.9.).
Gründung des liechtensteini-
schen Tierschutzvereins (7.10.).
5.4. Einordnung
Die Protokolle der fünf Besprechungen machen deutlich, dass die Gespräche vor-
arst nur als offiziöse Kontakte zwischen Dr. Peer und Dr. Beck gedacht waren. Die
Beiziehung Gustav Schädlers und Anton Walsers zeigt aber deutlich, dass die
Yolkspartei als Verhandlungspartner agierte. Es ist dabei aufschlussreich, die
3enennung der Verhandlungspartner im Protokoll zu verfolgen. In der Vorbe-
sprechung vom 5. September wird Dr. Beck als «Privatmann» erwähnt. Am 10.
September, also am ersten Verhandlungstag, wird Dr. Beck als «Unterhändler» auf-
geführt. Am 11./12. September wird in den stenographischen Ergänzungen aus-
drücklich betont, dass «die Unterhandlung nicht im Sinne der Partei, sondern nur
yon den 3 persönlich geführt» werde. In der dritten Zusammenkunft vom 13. Sep-
:ember werden Beck, Schädler und Walser als «die 3 Volksparteiler» und «Vertreter
der Volkspartei» bezeichnet. Die offizielle Absicherung als Volkspartei-Vertreter
<onnten diese allerdings erst nach der Delegiertenversammlung vom 14. Septem-
ber in Anspruch nehmen. Die endgültige Abmachung vom 15. September wurde
yon sechs Vertretern der Volkspartei, die ihre Legiimation von den Delegierten
zugesprochen erhalten hatten, mit Dr. Josef Peer und Josef Martin ausgehandelt.
Die Verhandlungen selbst verliefen z. T. recht emotionsgeladen und waren ge-
prägt von der selbstbewussten, teilweise kompromisslosen Haltung der Volks-
partei-Vertreter. Der dominierende Anspruch der Volkspartei kam auch dadurch
zum Ausdruck, dass der Vorschlag für einen Proklamationsentwurf des Fürsten
an das Volk von Dr. Beck bereits am 7. September an Kabinettsrat Martin über-
seicht worden war.
Die Verhandlungen vom 15. September wurden mit einem Machtanspruch der
Volkspartei abgeschlossen: Johann Wanger musste zugunsten Dr. Wilhelm
decks als Regierungsmitglied zurücktreten.
Die Bürgerpartei war während der Schlossverhandlungen in eine Statistenrolle
Jedrängt worden. Sie hatte auf die entscheidenden Punkte der Abmachungen