1919
völkerung betrafen und einen sozial-liberalen Anstrich hatten. Einerseits wollte
Beck mehr Gewerbefreiheit erreichen, andererseits sozial schwächere Gruppen
ınterstützen und den Staat zu Hilfemassnahmen für diese zwingen. Andere Vor-
stösse wiederum richteten sich gegen privilegierte Gruppen, etwa gegen die
Jagdpächter, die seiner Ansicht nach mehr Prämien bezahlen sollten.
Dieses Verhalten brachte Beck und seinen politischen Freunden aber auch Kritik
ein. Besonders der Landtagspräsident, Albert Schädler, der bisher neben dem
Regierungskommissär die dominierende Gestalt gewesen war, wollte und konnte
sich mit diesem nach bisherigen Normen unkonventionellen Verhalten Becks
nicht abfinden. Es kam zu Redegefechten, Geplänkeln und taktischen Zügen.
wie man sie bisher nicht gekannt hatte. Je nach Standpunkt wurde dies als
Ruhestörung und unbilliges Verhalten oder als endlich ergriffene Gelegenheit
empfunden, die Rolle des Landtages neu zu definieren und diesen im Sinne einer
wirklichen Volks-Vertretung, eines Parla-Mentes, aufzuwerten.
Diese verschiedenen Auffassungen über die grundsätzliche politische Rolle
und Aufgabe des Landtages mussten zu Spannungen führen. Der Gruppe Beck/
Brunhart wurde etwa vorgeworfen, sie vertrete sozialistisches Gedankengut,
was von den Gescholtenen heftig zurückgewiesen wurde.” Es wurde auch ver-
sucht, kritische Stellungnahmen Becks und seiner Freunde, z. B. zu Gehalts
fragen der Lehrer, als grundsätzliche Misstrauenshaltung gegenüber bestimm-
ten Berufsgruppen zu interpretieren. Dies veranlasste Beck zu bemerken, es
sehe aus, als ob er und «seine sogenannten Fraktionsgenossen» schlecht hin-
gestellt werden sollten. Dadurch wiederum wurde der Landtagspräsident
aufgeschreckt, der spontan äusserte: «Wir wollen keine Fraktion und Parteien
hier haben».?
27 Landtag vom 14. Dez. 1914, LLA LS 4/1914.
28 Landtag 14. Dez. 1914.
29 Landtagsprotokoll der Sitzung vom 14. Dez. 1914.
Eine der führenden Persönlich-
keiten der 1918 gegründeten Fort-
schrittlichen Bürgerpartei war der
Schaaner Posthalter und Vorste-
her Friedrich (Fritz) Walser. Der
oft pragmatisch denkende Politi-
ker war Landtagsabgeordneter
(1906-1974, 1918-1922) und
zeitweise Landtagspräsident,
1928-1950 war er Verwaltungs-
rat der Landesbank.
Die Stimmbürger lehnen die
Erhöhung der Zahl der vom Volk
zu wählenden Abgeordneten und
eine Herabsetzung des Gross-
jährigkeits- und Wahlfähigkeits-
alters von 24 auf 21 Jahre ab.
Das Oberland stimmte zu, das
Unterland hoch dagegen (2.3.)
Liechtenstein bringt in Bern
den Wunsch nach Abschluss von
Verträgen im Zoll-, Post- und
Justizwesen vor (22.4...