Arbeiten im Weinberg
Lukas Laternser
Bodenbearbeitung
Vor gar nicht allzu langer Zeit kam einer im Dorf ins
Gerede, wenn er keine “schönen Reben” besass.
Gemeint war damit das Wachsen von Gras und
Unkraut in einem Weinberg. Um dem Gerede auszu-
weichen, musste der Boden oft bearbeitet werden. Im
Frühjahr wurde zuerst gekarstet. Mit einer mehrzin-
kigen, gabelartigen Hacke wurde der Boden umge-
legt und gelockert. Zeigte sich dann die zweite
Generation des Bodenbewuchses, folgte das Falgen.
Dabei wurde an heissen Tagen das Gras und Unkraut
mit einer Spitzhaue umgelegt. Wem das noch immer
nicht sauber genug war, der schickte die Kinder zum
Jäten in den Wingert. Auf einem Kartoffelsack, Zeile
für Zeile hinaufrutschend, entfernten diese jegliches
Grün am Boden. Der Weinberg sollte schliesslich aus-
sehen wie ein Garten. Diese Art des unbegrünten
Bodens hatte aber einen grossen Nachteil: langanhal-
:‚ender Regen und starke Sommergewitter schwemm-
en in den Schräglagen viel Erde an den unteren
Rand der Rebberge. Dieser Erosion des Bodens ver-
suchte man dadurch zu begegnen, indem man im
Frühjahr vor dem Karsten Erde vom unteren Teil des
Weinbergs wieder zum oberen Teil der Rebparzelle
transportierte, All diese Arbeiten mussten bis zur Ein-
führung des Pfluges (nach dem Zweiten Weltkrieg)
von Hand gemacht werden. Das war sehr anstrengend
und zeitraubend.
Scheinbar wurde der Boden in früheren Jahrhun-
derten aber nicht immer ohne Bepflanzung gehalten.
So gab es oberamtliche Dekrete, welche untersagten,
Tiere in die Weingärten oder Gras wachsen zu lassen
und Gemüse wie Erbsen, Bohnen, Kürbisse und so
weiter anzupflanzen. Damit kämpfte man gegen Miss-
stände im Rebbau an.
Heute wird der Boden meist grün belassen. Mit ge-
zielten Anpflanzungen versucht man, noch bessere
Bedingungen zu schaffen. Dadurch wird die Boden-
zrosion praktisch verhindert. Die verminderte Boden-
rückstrahlung ist durch bessere Rebenzüchtungen
schon längst wettgemacht. Handarbeit am Boden ist
in unserer technisierten Gesellschaft zum grössten
Teil verschwunden. Lange Jahre wurde der Boden
ınter den Reben noch unbegrünt belassen. Dies ge-
schah der Schnelligkeit halber meist mit Herbiziden.
Heute ist man aus Umweltgründen wieder davon ab-
vekommen.
Düngung
Der Rebenanbau ist eine Monokultur, deshalb spielt
die Düngung wohl auch eine so grosse Rolle im Wein-
bau. Schon die alten Vaduzer Weinbauern versuch-
ten, durch geeignete Massnahmen den Boden zu ver-
bessern oder wenigstens die Bodenfruchtbarkeit zu
erhalten. So wurde jeder, der in Schaan oder Vaduz
“haushäblich” war, laut Hohenemser Urbar von 1613
verpflichtet, jährlich ein Fuder Mist für den landes-
herrlichen Weinberg bereitzuhalten. Doch die Dün-
gemittel unserer Vorfahren waren sehr beschränkt.
Neben Mist waren Jauche, Asche und kompostierter
Trester die einzigen Möglichkeiten, dem Boden neue
Nährstoffe zuzuführen. Dazu kam noch, dass aus
Gründen des Pflanzenschutzes altes Laub und Holz
aus dem Weinberg entfernt und verbrannt wurde.
Heute stehen dem Winzer modernste Methoden
zur Verfügung. Dazu gehört nicht nur das grosse
Angebot an Kunstdüngern. Man weiss heute sehr viel
mehr über den Boden und seine Beschaffenheit.
Darüberhinaus kann mittels Bodenproben ganz ge
nau herausgefunden werden, was ihm allenfalls fehlt.
Durch gezielte Einsaaten und Humusgaben versucht
man dann auch ständig, den Boden noch weiter zu
verbessern.