wurde, ist nicht bekannt. Es gibt keine Hinweise für
seinen Einbruch oder markanten Rückgang. Der
Weinbau blieb für Vaduz auch die nächsten Jahrhun-
derte von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. Er
bildete die Haupteinnahmequelle neben Viehzucht
und Ackerbau, die mehr der Selbstversorgung dien-
ten.° Ein Teil der Bewohner lebte direkt vom
Weinbau und fand Beschäftigung in den Weinbergen.
Andere hatten indirekt Anteil am Weinbau, zum
3eispiel als Küfer oder Lieferanten von Rebstickeln.
Stetige Aufwärtsentwicklung
Von 1850 bis in die 1880er Jahre, dem Beginn der
Rebbaukrise, erlebte der Weinbau in unserer Region
eine stetige Aufwärtsentwicklung. Sie ging einher mit
dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Die
einsetzende Industrialisierung, die steigenden Ein-
kommen, das Bevölkerungswachstum und der lang-
sam steigende Lebensstandard führten zu einer
Zunahme des Weinkonsums. Die Eisenbahnverbin-
dung über den Arlberg war noch nicht errichtet und
damit der Import von ausländischen Weinen sehr be-
schränkt. Der einheimische Wein behauptete unange-
fochten seine Stellung und erzielte gute Preise.® In
Vaduz war man besonders bestrebt, den Rebbau wei-
cer zu heben. So waren Vaduzer Winzer an der ersten
'andwirtschaftlichen Ausstellung Liechtensteins im
Jahr 1863 am stärksten beteiligt. “Andere Weinbau
reibende Gemeinden waren nur schwach oder gar
aicht vertreten ”.® In den Jahren 1865 und 1866 gab
es ernsthafte Bemühungen, auf einem Teil der AU-
mein im Ebaholz Weinreben anzusetzen und jeder
Bürgerfamilie eine Rebparzelle zuzuteilen. Das Pro-
jekt scheiterte schliesslich nur knapp.°7
Viele historische Quellen seit dem 18. Jahrhundert
Seit dem 18. Jahrhundert ist der Weinbau in unserer
Gemeinde durch eine Vielzahl historischer Quellen
belegt. Sie erlauben uns nicht nur Hinweise auf die
allgemeine Entwicklung, sondern geben auch Aus-
kunft zu einzelnen Bereichen des Weinbaus. Dement-
sprechend ist auch dieses Kapitel gegliedert. Auf das
Gesamtbild, das die alten Landesbeschreibungen
über den Weinbau in Vaduz vermitteln, folgen in wei-
teren Abschnitten Aussagen zu verschiedenen Einzel-
themen.
Die alten Masse und Währungen
Bei der Bearbeitung der archivalischen Quellen stellt
sich immer wieder die Aufgabe, zeitgenössische Anga-
ben über Masse und Geldbeträge auf standardisierte
Werte umzurechnen, um sie miteinander vergleichen
veziehungsweise addieren zu können. Die korrekten
Umrechnungen sind unentbehrlich für jede wirt-
schaftsgeschichtliche Darstellung.
Die Masseinheiten waren in früheren Zeiten lokal
und regional sehr verschieden. Wo und wann welches
Hohlmass galt, wieviel Liter es zu einem bestimmten
Zeitpunkt umfasste, kann nur durch eingehende
Quellenstudien ermittelt werden. Umfassende Stu-
dien und einschlägige Übersichten liegen für Liech-
tenstein bislang nicht vor. Es finden sich lediglich ein-
zeine Angaben in verschiedenen geschichtlichen
Beiträgen.® Die historische Metrologie (Lehre von
den Massen und Gewichten) ist nämlich ein noch
sehr junger Zweig der Geschichtswissenschaft. Eine
übersichtliche Gesamtdarstellung dieser Thematik
steht für Liechtenstein noch aus. Etwas leichter fällt
es, die Situation bei den in unserer Region gängigen
Münzen, Währungen und Rechnungseinheiten zu
durchschauen.
» Vgl. unten S. 59-60 und 68—”72.
© Zu Punkt 1 der Torkelordnung vgl. Büchel (1906), S. 158.
#1 Büchel (1906), S. 158. ;
2? Zum Brauch “Schpigla” vgl. Frick, Alexander: Die Mundarten
von Liechtenstein. Vaduz, 1990, S. 62-67.
3 Vgl. dazu Zeller.
* Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 170ff.
5 Vgl. dazu Schlegel.
© “Liechtensteiner Landeszeitung”, Nr. 18, 1. November 1863.
57 GAV Gemeinderatsprotokolle 1865/66; vgl. dazu unten S. 88.
“ Vgl. LUB 1/4, S. 331; Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 411£.