Mangelnde Motivation - Probleme mit der
Versicherung
An der Jahresversammlung vom 12. Januar
1903 sprach Hauptmann Johann Laternser
über die in Aussicht gestellte Versicherung
des Vereins gegen Unfall. Er erklärte dabei,
dass man noch auf einen Bericht der Versiche-
‚ungsgesellschaft in Zürich warte. Dieser Be
richt war dann bis zur Ausschussitzung vom
18. Januar eingetroffen, doch hatte er nicht die
gewünschte ausführliche Form. Der Ausschuss
stellte sodann die Frage, ob nicht die Ge-
meinde Vaduz die Versicherungskosten für die
Feuerwehrleute übernehmen könnte oder
wenigstens “eine angemessene Entschädi-
gung an allfällig im Feuerwehrdienste verun-
glückte und deshalb auf kürzere oder längere
Zeit arbeitsunfähige Leute” entrichten könnte.
Der Ausschuss beschloss, mit diesem Anlie-
gen bei der Gemeinde vorstellig zu werder
Offenbar kam es in der Versicherungsfrage zu
keiner befriedigenden Lösung. Ein Jahr später
befand sich der Verein in einer schweren Kri-
se. Dies wird auch beim Lesen des Protokolls
der Ausschussitzung vom 4. Januar 1904 deut-
‚ich. Die statutarisch vorgeschriebene Jahres-
versammlung “wurde vorläufig bis auf weite-
:es verschoben”. Sie fand dann schliesslich
nicht mehr statt. Eine Tatsache wie “die unzu-
reichende Zahl der Mannschaft, sowie auch
die Unwäglichkeit einer Aufrechterhaltung der
Ordnung unter den bis jetzt herrschenden
Umständen” liess wenig Verheissungsvolles
jür die Zukunft erahnen. Tatsächlich ruhte die
Vereinstätigkeit in den folgenden zwei Jahren
Die besagte Ausschussitzung beauftragte Jo-
hann Laternser und Anton Ospelt, mit der Ge-
meinde die nötigen Schritte zur Rekrutierung
einer Zwangsfeuerwehr zu unternehmen, wo-
bei diese Feuerwehrleute den Schutz einer
'hinreichenden Unfallversicherung” zu bekom-
men hätten.
Kurzzeitige Existenz einer Pflichtfeuerwehr
Schliesslich gelangte der bisherige Vorstand
der Freiwilligen Feuerwehr Vaduz am 22.
Januar 1904 mit dem Ansuchen an den Ge-
meinderat, die freiwillige Feuerwehr wieder in
aine Zwangsfeuerwehr umzuwandeln. Der Ge-
meinderat hiess dieses Ansuchen gut, womit
der geplanten Neuorganisation nichts mehr
im Wege stand. Die neu geschaffene Pflicht-
feuerwehr sollte ihren Dienst mit demselben
Anspruch wie die (aufgelöste) Freiwillige
Feuerwehr versehen. Es wurden 45 Männer zu
einer dreijährigen Pflichtfeuerwehr gewählt.
Diese setzte sich grösstenteils aus bewährten
Leuten des früheren Vereins zusammen. Nach
Ablauf eines Jahres sollte der Mannschaftsbe-
stand jeweils zu einem Drittel ausgewechselt
werden, so dass “die Feuerwehr immer aus
zwei Drittel älterer und ein Drittel jüngerer
Mitglieder besteht”.
In einer historischen Rückschau auf die Vadu-
zer Feuerwehrgeschichte schreibt Hilmar
Ospelt im Jahre 1970 folgendes: “Es macht
den Anschein, dass diese [Freiwillige Feuer-
wehr] nur formell aufgelöst wurde und der Ge
meinderat in vollem Einverständnis mit Vor-
stand die Zügel fester in die Hand nehmen
und auf diese Weise die Einwohner leichter zu
einer festen Feuerwehrsteuer verpflichten
konnte”. Die sogleich eingeführte Feuerwehr
steuer wurde dann zur Deckung der Unfallver-
sicherungsprämie verwendet. Im Februar 1904
wurden die Feuerwehrleute im Dienst von deı
Gemeinde bei der allgemeinen Unfall- und
Haftpflichtversicherung in Zürich versichert.
Das Land Liechtenstein übernahm dann in
den zwanziger Jahren die Hälfte der Versiche-
rungsprämie. Doch diese Einrichtung eine:
Zwangsfeuerwehr erwies sich nicht als befrie-
digende Lösung, weshalb sie auch zeitlich
sehr befristet blieb.
2. Feuerwehrhauptmann
ohann Laternser
901-1904
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