Christa Mayer
Haben sich die Kinder
verändert?
Haben sich die Kinder verändert? Oft wird mir diese
Frage gestellt, nachdem ich fast ein Vierteljahrhun-
dert Kinder im Kindergarten betreut habe.
Meine Antwort ist ein überzeugtes Nein, denn alle
Kinder spielen gern. Spiel ist für sie eine notwendige
Tätigkeit. Sie spielen laut oder leise, in Gruppen oder
allein, im Haus oder im Freien. mit oder ohne Streit,
Kinder sind anpassungs-
fähig, Kinder passen ihr
Spiel dem jeweiligen Angebot
an und das Angebot kommt
von Erwachsenen, ist aber
deswegen nicht immer zum
Wohl des Kindes gemacht.
Sehr oft steht hoher Umsatz
an erster Stelle und nicht
Qualität. Schonungslos ste:
hen unsere Kinder heute ei
nem Überangebot und pau-
senloser Reklame gegenüber,
welche kaum für Erwachse:
ne und erst recht nicht für
Kinder überschaubar sind
Folgen des Überangebots
sind bei den Kindern natür-
lich «übergrosse Wünsche» und «haben wollen».
Wer weiss schon, wo und wann Bescheidenheit und
Genugsein beginnen. Kinder spielen mit den Dingen,
die man ihnen anbietet. Auch die Kinder von heute
können noch mit Steinen, Sand und Holz im Wald
und an Bächen wunderbar spielen. Was «in» bzw.
«out» ist beim Spielzeugangebot wird vom Umsatz
bestimmt. Kindern bleibt dabei nichts anderes übrig,
als sich diesem Angebot anzupassen. Und da Kinder
ihr Spiel von jeher dem Angebot der Erwachsenen
anpassen mussten und es noch heute tun, haben sie
sich nicht verändert. Sie passen sich den Verände-
rungen der Gesellschaft an. Fantasie und Kreativität
wird oft mit Kinderspielen in
Verbindung gebracht:
Fantasie und Kreativität
heisst nicht, sich etwas aus-
denken,
es heisst, aus den Dingen
etwas machen
(Thomas Mann)
Es ist abhängig von den Din-
gen, ob ein Kind Kreativität
und Fantasie üben kann.
Noch ein Geheimtip zum
Spielzeug-Einkauf: Nicht
von jedem Angebot etwas
kaufen, sondern von einem
Angebot viel kaufen.
Christa Mayer. Seit 1972 in Triesen und somi
AÄienstälteste Kindergärkerin der Gemeinde
QD