Dolly Gross-Kindle
Kindergartenzeit. Ich bin schon ein bisschen (äppat
und vergesse viel. Dann ist mir aber wieder einiges
eingefallen. Angefangen habe ich ja in Vaduz, im
Kindergarten Ebenholz; da war ich eineinhalb Jahre.
Vormittags war ich bis elf Uhr im Kindergarten.
Dann musste ich pressieren zum Mittagessen ins
Bürgerheim, eine gute halbe Stunde zu Fuss. Um
eins ging’s wieder los im Ebenholz. Das Gschbrüng
muss man sich vorstellen! Das hat mir gar nicht ge-
“allen. Aber die Mütter waren so lieb zu mir und die
Kinder hatte ich halt unend-
lich gern. Dann hatte ich mit
der Schwester Oberin Krach
und sie hat mich an einem
Sonntag-Nachmittag nach
Triesen geliefert. Das war
1941. Dort löste ich im Tries-
ner Kindergarten Schwester
Lidwina ab und sie musste
ins Ebenholz, durch meine
Schuld. Sie hatte so Heim-
weh nach Triesen. Mein
Golt, sie hot mi scho ver-
harmat! Auch Schwester
[volina, die vorher im Tries-
ner Kindergarten war, hatte
später sehr Heimweh. Früher
kamen schon ganz kleine
Kinder in die Vätterlischual.
Sobald sie «sauber» waren,
durften sie kommen. Wenn
sie zum Einschreiben kamen, stellte ich oft fest: Mein
Gott, jetzt sind es schon wieder über 50! Es war nicht
viel Platz in unserem Kindergarten unter der Kirche,
der einzige, den es lange Jahre gab. Im oberen Stock
war noch der Gemeindekassier, der Gustav Barbier.
Mit ihm kam ich so gut aus. Wenn ich etwas nicht
wusste oder mich bei etwas nicht auskannte, dann
musste ich nur klopfen - und der Gustav kam.
Schwester Anna -
Unvergessen in Triesen
Wohl kaum eine andere aus dem Orden der Barm-
herzigen Schwestern war für eine so lange Zeit als
Xindergärtnerin im Einsatz, wie Schwester Anna
Neher in Triesen: Von 1941 bis 1956 und von 1958
bis 1976, insgesamt also 33
Jahre. Gar manche Kinder
’esuchten bei ihr die Välter-
lischual, deren Väter und
Mütter Schwester Anna be-
"eits unterrichtet hatte. Sie
stammt aus Vandans/Vorarl-
berg, ist am 4. September
1914 geboren und hiess mit
bürgerlichem Namen Pauli
na. Die Gemeinde Triesen
verlieh ihr am 11. Juni 1976
das Ehrenbürgerrecht. Nach-
dem sie als Kindergärtnerin
zurücktreten musste, betreu-
te sie noch bis im Juli 1982
die Pensionäre im damali-
gen Bürgerheim, bevor sie
ins Herz-Jesu-Heim in
Lochau am Bodensee über-
siedelte.
An ihre Zeit in Triesen und an «ihre Kinder» erinnert
sich Schwester Anna auch im hohen Alter noch leb-
haft. Wenn sie darüber berichten kann - das bestäti-
zen auch ihre Mitschwestern - ist sie ganz und gar in
ihrem Element und es kommt deutlich zum Aus-
druck, mit welcher Liebe und Hingabe sie in all den
Jahren bei «ihren Kindern» war:
«Zuerst dachte ich, ich wüsste nichts mehr über die
ichwester Anna (Jahrgang 1914) aufgenommen im
Mai 1993
13