Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

„Die Bevölkerung hegte große Sympathie 
für die Russen” 
Aus Schellenberg berichtet Adulf Peter Goop, damals führend in der 
liechtensteinischen Pfadfinderbewegung tätig, wie sie bereits am 3. Mai, 
dem Morgen der Ankunft, die erste warme Mahlzeit für die Russen 
bereiteten. Es ist überhaupt erstaunlich, daß innerhalb weniger Tage so 
vieles so wirkungsvoll organisiert werden kann — und zwar sowohl hin- 
sichtlich der Verpflegung, als auch der Unterbringung und sonstigen 
Versorgung. 
Goop berichtet: „Bereits um 10 Uhr an jenem 3. Mai hatten wir für die 
gesamte Mannschaft die erste Mahlzeit zubereitet. Wir hatten drei große 
Kupferkessel („Waschhäfen”) hinter der Schule beim alten Spritzenhäu- 
schen aufs Feuer gesetzt. Es gab bloß ein Eintopfgericht aus rasch 
zusammengebettelten Kartoffeln. Die Soldaten aßen aber mit großem 
Appetit. Bei der ersten Mahlzeit schlug ein Offizier einem alten Solda- 
ten das Eßgeschirr aus der Hand. Ich wollte ihn zurechtweisen, doch der 
Offizier, der gut deutsch sprach, gab mir zu verstehen, der Soldat hätte 
ein zweites Mal geschöpft und damit schwer gegen die militärische Dis- 
ziplin verstoßen. Der Soldat erhielt zwei Tage Arrest. Auf militärische 
Disziplin legten die Offiziere größten Wert. Jeden Tag besuchte General 
Holmston, der im «Waldeck» in Gamprin untergebracht war, seine 
Truppe in Schellenberg. Wenn das Auto von Holmston von Gamprin 
herfuhr, saßen auf dem Kotflügel vorne Offiziere in Uniformen der 
Deutschen Wehrmacht. Die Verpflegung der großen Mannschaft stellte 
uns auf die Dauer vor große Probleme. Wir hatten weder Geld, noch 
stellte man uns Lebensmittelmarken zur Verfügung. Die Russen hatten 
mehrere kleine Pferde und etliche Fuhrwerke mitgebracht. Damit klap- 
perten wir das Unterland ab. um Eßbares aufzutreiben. Die Bevölkerung 
hegte große Sympathie für die Russen. So kamen die notwendigen 
Lebensmittel zusammen. Wir vermochten die großen Waschhäfen zwei- 
bis dreimal am Tag mit Kartoffeln, Eiern. Gemüse. manchmal auch mit 
etwas Fleisch zu füllen.” 
Am russischen Osterfest (nach gregorianischem Kalender) bereiten die
	        

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