Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

absolvierte in St. Petersburg die Michajlowska-Artillerieschule, wurde 
1915 Leutnant im 3. Gardeartillerie-Regiment, kam an die Front, als 
Achtzehnjähriger. Es folgten schlimme Jahre für sein Vaterland, für 
seine Angehörigen und ihn selber. Die inzwischen ausgebrochene Revo- 
lution und das Kriegsende erlebte er in St. Petersburg, wohin er an die 
Generalstabsakademie abkommandiert worden war. Aber die Zaren- 
herrschaft war zusammengebrochen, es fanden blutige Auseinanderset- 
zungen statt, und nun war er seines Lebens nicht mehr sicher. Immerhin 
war er der Enkel des Generalgouverneurs General Malachoff von 
Moskau, der 1905 den revolutionären Aufstand niedergeschlagen hatte, 
war außerdem Patenkind der Schwester der Zarin, repräsentierte also in 
allem das, was die Bolschewiki besonders heftig verfolgten. Sein Vater, 
schter Patriot, war aus deutscher Kriegsgefangenschaft in die Heimat 
zurückgekehrt, wurde aber verhaftet und starb nach der Flucht seines 
Sohnes später in einem bolschewistischen Konzentrationslager, und 
auch andere Verwandte mußten sterben. So blieb ihm nur, solchem 
Schicksal durch Flucht auszuweichen. Er entkam mit einem österreichi- 
schen Gefangenentransport, als österreichischer: Kriegsgefangener 
getarnt, dank der mutigen Hilfe der österreichischen Rotkreuzdelegier- 
ten Nora Gräfin Kinsky, die übrigens später einen Grafen Wilczek hei- 
ratete und eine Tochter bekam, die Gina Fürstin von Liechtenstein 
wurde: Gattin jenes Fürsten Franz Josef II., der dem Gardeoffizier Graf 
Smyslowsky und späteren General Holmston durch Asylgewährung 
1945 das Leben retten sollte! 
Glücklich entkommen, stieß er 1918 zur Weißen Armee, in der er zwei 
Jahre lang gegen die Rote Armee kämpfte. Im März 1920 erfolgte die 
Internierung seiner Truppe in Polen, der sich der nunmehrige Zivilist 
Holmston durch die Flucht entzog. Er wurde Vertreter, dann Sägereige- 
hilfe. Die Zukunft war ungewiß. Doch wie schon zuvor und auch spä- 
ter: immer wieder spielte der „Zufall” mit (H. überschrieb später seine 
Lebensgeschichte „Auf magischen Wegen”): Bei einem Besuch in Ber- 
lin erkannte ihn auf der Straße ein einstiger Kriegskamerad, Baron 
Kaulbars, ein ehemaliger russischer Garde-Ulan, der in der „Abwehr” 
der laut Versailler Vertrag den Deutschen erlaubten Hunderttausend- 
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