Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 15. NOVEMBER 2005 BLATT 
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NACHRICHTEN Warmer Empfang für den Bischof aus dem eiskalten Land VADUZ - Am vergangenen Freitag empfin­ gen S.D. Fürst Hans-Adam II und I. D. Fürstin Marie den katholischen Bischof Joseph Werth aus Novosibirsk. Sie Hessen sich aus erster Hand Uber die Freuden und Nöte der Katholi­ ken in Sibirien und über die Situation der ka­ tholischen Kirche in Russland informieren. Begleitet wurde der Würdenträger vom Hilfs­ werk «Kirche in Not - Ostpriesterhilfe». Sibirien - ein Land, dreihundertmal so gross wie die Schweiz und bekannt als Ver­ bannungsort für religiöse und politische Geg­ ner der ehemaligen Sowjetunion - ist seit Jah­ ren die Heimat von Bischof Joseph Werth. Am vergangenen Freitag wurde er auf Schloss Vaduz vom Fürsten und der Fürstin empfangen. Nach einer feierlichen Messe un­ ter der Mitwirkung von Pfarrer Adriano Bura­ li aus Nendcln berichtete der 53-jährige Bi­ schof vom sibirischen Alltag, der von Armut, Arbeitslosigkeit und Temperaturen von minus 40 Grad im Winter geprägt ist. Die medizini­ sche Versorgung sei ungenügend. Ein be­ sonders schlimmes Problem sei der masslose Konsum von Alkohol. Sogar Kinder wären re­ gelmässig betrunken. «Nach 70 Jahren Kommunismus ist es vor­ dringlich, wieder kirchliche Strukturen in Russland aufzubauen», so Bischof Werth, der zugleich Vorsitzender der Russischen Bi­ schofskonferenz ist. Es ist bekannt, dass viele Menschen in Sibirien katholische Wurzeln haben. Rund 10(KX) sind praktizierende Ka­ tholiken. Sie sind deutscher, litauischer, pol­ nischer, ukrainischer und weissrussischcr Herkunft. Viele Gemeinden verfügen nicht einmal über eine Kirchc. Die Gläubigen leben im riesigen Land sehr verstreut. Dies macht die pastorale Betreuung für den Bischof und die rund l(X) Priester und Schwestern seiner Diözese schwierig. Für den Aufbau der Kir­ che und für die Unterstützung der Menschen in Sibirien ist Bischof Werth auf ausländische Hilfe angewiesen. Seit Jahren arbeitet er des­ halb mit dein Hilfswerk «Kirche in Not - Ost- pricsterhilfe» zusammen. Die Fürstenfamilie zeigte sich beeindruckt von der Arbeit des Hilfswerkes. Jan Probst, Geschäftsführer von Kirche in Not - Ost­ priesterhilfe Schweiz/Fürstentum Liechten­ stein, stellte ihnen das Engagement des Wer­ kes in Russland und weiteren i 30 Ländern vor: «Wir leisten den Priestern und Schwe­ stern Existenzhilfe und bauen und renovieren mit Spenden Kirchen, Priesterseminare und Schulen.» Bischof Joseph Werth wird seine Reise die­ se Woche in der Schweiz fortsetzen und mit der Bevölkerung in verschiedenen Gemein­ den hl. Messen feiern. Am 21. November wird er nach Sibirien zurückkehren. 
Reformen gehen weiter Regierungsrat Meyer über Prämienentwicklung und Gesundheitsreform A, 
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W » 1! Jan Probst, Geschäftsführer «Kirche in Not - Ostpriesterhilfe Schweiz/Fürstentum Liech­ tenstein», Parrer Adriano Burali, Geistlicher Leiter «Kirche in Not - Ostpriesterhilfe Schweiz/Fürstentum Liechtenstein», Bischof Joseph Werth, i.D. Fürstin Marie und S.O. Fürst Hans-Adam II. (v.l.n.r.). Herbstkonzert MAUREN - Am 27. November findet das tra­ ditionelle Herbstkonzert des Musikvereins Konkordia statt. Wir möchten hierzu alle Blas- musikfreunde recht herzlich einladen. Unser Dirigent Prof. Edwin Malin hat wiederum ein ausgewogenes Programm zusammengestellt. Der Höhepunkt des diesjährigen Programms ist unser Wettbewerbsstück «Posaunen von Je­ richo» von Gottfried Veit. Nach dem Konzert lädt die Konkordia alle Konzertbesucher zum gemütlichen Beisammensein im Gemeinde­ saal ein. Wir würden uns freuen, Sie am 27. November um 17 Uhr in Mauren Iwgrüssen zu dürfen. Musikverein Konkordia Mauren 
VADUZ - Mit einer PrämlefMflt- wicklung von durchschnittlich 0,3 Prozent bleiben die Prämien für die obligatorische Kranken­ versicherung im Jahr 2008 zum zweiten Mai Infolge nahezu un­ verändert Nur wenn die näch­ sten Schritte der Gesundheitsre­ form rasch umgesetzt werden, könne diese erfreuliche Entwick­ lung aber fortgeführt werden. • Pitar Klndla Volksblatt: Welches sind die we­ sentlichen Gründe für die erneut stabilen 
Krankenkassenprämien in Liechtenstein? Martin Meyer: Es sind verschie­ dene Faktoren, die dazu geführt ha­ ben, dass rund 95 Prozent aller ver­ sicherten Personen in Liechtenstein im nächsten Jahr dieselben Prä­ mien für die Grundversicherung zahlen werden wie 2005 und be­ reits 2004. Zunächst ist es den Krankenkas­ sen über längere Zeit hinweg ge­ lungen, Reserven zu bilden, die über den gesetzlichen Bestimmun­ gen liegen. Daher wird ein Teil die­ ser Reserven nun in Form erneut stabiler Prämien an die Versicher­ ten zurückgegeben. Reserven, Kostenkontrolle und Reform ausschlaggebend Zudem wurde die Kostenkontrol­ le gerade auch seitens der Kranken­ kassen etwa durch Wirtschaftlich­ keitsprüfungen deutlich verstärkt, was sich letztlich ebenfalls auf die Prämien für das nächste Jahr aus­ wirkt. Diese Massnahmen sind zu begrüssen und fördern das Kosten- bewusstsein aller Beteiligter im Gesundheitswesen. Nicht zuletzt haben aber auch die verschiedenen bisher vollzogenen Schritte der Ge­ sundheitsreform einen wichtigen Beitrag zur erfreulichen Prämien­ entwicklung geleistet. Ist diese Entwicklung Beweis da­ für, dass die Gesundheitsreform wirkt? Der direkte Vergleich etwa mit der Schweiz zeigt zumindest auf, dass die Entwicklung in Liechten­ stein seit Anfang 2004 in die richti­ ge Richtung weist. Während die Prämien für die Grundversicherung bei uns in diesem Zeitraum nämlich insgesamt durchschnittlich nur um 0,3 Prozent gestiegen sind, sind die Prämien in der Schweiz um insge­ samt 9,3 Prozent gestiegen. Gesundheitsreform auf dem richtigen Weg Diese Entwicklung zeigt uns, dass wir mit der Gesundheitsre­ form auf dem richtigen Weg sind und diesen nun kontinuierlich weiterverfolgen müssen. Ziel aller Reformschritte ist es hierbei, Liechtensteins Gesundheitswesen so weiterzuentwickeln, dass in un­ serem Land langfristig eine erst­ klassige und dabei finanzierbare medizinische Versorgung gewähr­ leistet werden kann. Da sich so­ wohl die Bedürfnisse und Erwar­ tungen der Gesellschaft an die Me­ dizin 
als auch die Behandlungs­ methoden sowie technischen Mög­ lichkeiten der Medizin laufend 
Reglerungsrat Martin Meyer Uber die Kostenentwicklung im Gesundheltssystem: Die Gesundheitsreform greift, dennoch gelte es da weiterhin anzusetzen, wo die grossen Kosten anfallen. weiterentwickeln, muss eine er­ folgreiche Gesundheitsreform ein rollender Prozess sein. Dies bedeu­ tet, dass wir trotz der erfreulichen Entwicklung auch in den nächsten Jahren kontinuierlich weitere not­ wendige Reformschritte umsetzen müssen. Prämien seit 2004 unverändert Nur wenn wir die Gesundheitsre­ form im Interesse der Versicherten fortführen, ist es möglich, dass die Prämienentwicklung auch in den nächsten Jahren stabil verläuft. An­ derenfalls wäre bereits in kurzer Zeit wieder mit deutlichen Prä­ mienerhöhungen zu rechnen. Welches werden die nächsten Schritte der Gesundheitsreform sein? Eine erfolgreiche Reform ver­ langt von allen Beteiligten und Be­ troffenen gleichermassen Zuge­ ständnisse und Unterstützung. Ein erstes zentrales Element der Re­ form war die Stärkung der Eigen­ verantwortung seitens der Versi­ cherten durch Erhöhung von Selbstbehalt und Franchise. Nach­ dem die Versicherten einen wichti­ gen Beitrag an die Reform geleistet haben, müssen in einem nächsten Schritt auch die Leistungserbringer ihrerseits zum weiteren Erfolg der Reform beitragen. Der nächste grosse Schritt ist da­ her die Einführung von Tarifsyste­ men für die verschiedenen Lei­ stungserbringer. So wird beispiels­ weise im Bereich der Ärzte auf An­ fang 2006 das Schweizer Tarifsys­ tem Tarmed eingeführt. Solche Ta­ rifsysteme erhöhen die Vergleich­ barkeit der Gesundheits- und Be­ handlungskosten einerseits in 
Liechtenstein selbst sowie anderer­ seits gegenüber der Schweiz und bilden damit eine wichtige Grund­ lage für künftige Massnahmen zur Kostenstabilisierung. Tarmed definiert sämtliche Arzt­ leistungen und legt fest, wie viele so genannte Taxpunkte für die ver­ schiedenen Leistungen verrechnet werden können. Zusätzlich wird vereinbart, wie viel ein Taxpunkt wert ist. Gerade die Festlegung des Taxpunktwertes hat bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Gesundheitskosten. Welche weiteren Massnahmen sieht die Gesundheitsreform vor? Natürlich werden wir auch weiterhin dort ansetzen, wo die grossen Kosten anfallen. Das sind neben den ambulanten Arztleistun­ gen erstens die stationäre Spitalbe­ handlung sowie zweitens die Medi­ kamente. In beiden Bereichen sind wir gegenwärtig dabei, weitere Massnahmen zu prüfen respektive umzusetzen. Welche konkreten Schritte sind im Bereich der Medikamente ge­ plant? Einerseits werden in Liechten­ stein parallel zur Schweiz ab nächs­ tem Jahr zahlreiche Medikamen­ tenpreise deutlich sinken - teil­ weise um bis zu 20 oder 30 Pro­ zent. Zudem prüfen wir gegenwär­ tig, wie Liechtenstein seine EWR- Anbindung nutzen kann, um gewis­ se 
Medikamente trotz des Einbe­ zugs unseres Landes in den Schweizer Medikamentenmarkt künftig aus dem EWR-Raum billi­ ger importieren zu können. Weitere Schritte notwendig Darüber hinaus wird derzeit auch geprüft, welche Möglichkeiten zur 
Kostendämmung sich Liechten­ stein im Bereich der Generika-Me- dikamente bieten. Und welche Massnahmen stehen im Bereich der stationären Spi­ talbehandlungen an? In den vergangenen Jahren wurde die Bedeutung des Landesspitals in seiner Grundversorgungsfunktion gestärkt. Daneben wurde das Netz an Vertragsspitälern ausgebaut, so­ dass heute mit zahlreichen Spitä­ lern vor allem in der Schweiz, aber auch in Österreich und Deutsch­ land, Verträge bestehen. Tarmed ist nächster Schritt Das weitere Vorgehen beruht dar­ auf, einerseits dieses Netz im Inte­ resse einer bestmöglichen Versor­ gung aufrecht zu erhalten, anderer­ seits aber auch im Interesse der Ko­ stenentwicklung 
durch entspre­ chende Vereinbarungen zu optimie­ ren. Hierbei bieten sich grundsätz­ lich verschiedene Möglichkeiten, wie etwa die Schaffung von Anrei­ zen für die Versicherten, sich bei gleicher Qualität für den günstigs­ ten Leistungserbringer zu entschei­ den. Wie erwähnt, bleiben die Prä­ mien für die obligatorische Krankenversicherung 2006 sta­ bil. Wie aber sieht es mit den Prämien fiir die Zusatzversiche­ rung aus? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht die definitive Prämienent­ wicklung für die Zusatzversiche­ rung noch nicht fest. Bereits in den nächsten Tagen aber werden die de­ finitiven Zahlen mitgeteilt. Es lässt sich dabei aber bereits heute sagen, dass auch in diesem Bereich eine erfreuliche Entwicklung zu erwar­ ten ist.
	        

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