Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 7. NOVEMBER 2005 
bl a¥TI INLAND 8 FORUM Ja zum Gegenvorschlag ist keine Gewissensentscheidung Im Liechtensteiner Volksblau vom 4.11.2005 beteuern Exponenten der FBP, dass es nicht darum gehe «eine Parteimeinung vorzugeben, weil letztlich jeder nach seinem eigenen Wis­ sen und Gewissen entscheiden solle». Im Klartext bedeutet das, dass es bei der FBP keine Abstimmungsparole zur bevorstehen­ den Abstimmung um die Verfassungsinitiati­ ve und den Gegenvorschlag des Landtages geben wird. Leider ist dieses Vorgehen auch bei der VU zu befürchten, die sich bisher öf­ fentlich kaum mit Initiative und Gegenvor­ schlag auseinander gesetzt hat. Damit ist zu befürchten, dass sich die beiden Grosspar­ teien um eine klare Stellungnahme und Wahl­ empfehlung in dieser für unsere Gesellschaft so wichtigen Frage drücken werden. Dies ist umso bedauerlicher, als der ge­ meinsame Gegenvorschlag der Fraktionen von FBP und VU aus der Erkenntnis heraus entstanden ist, dass die Initiative weitere Ent­ wicklungen in wichtigen, sensiblen Fragen unserer Gesellschaft unmöglich macht. Erstmals seit Bildung der grossen Koalition waren sich die beiden Grossparteien einig, dass in dieser Frage nur ein gemeinsames Vorgehen zum Ziel führen kann. Dies belegt auch der Landtagsbeschluss mit nur 2 Stim­ men für die Initiative und eindrücklichen 23 Stimmen für den Gegenvorschlag Wenn FBP und VU sich nun in dieser Frage nicht zu ei­ ner klaren Abstimmungsempfehlung durch­ ringen können, lassen sie damit ihre Fraktio­ nen im Regen stehen und schwächen ihren ei­ genen Gegenvorschlag. Letztlich ist der Hin­ weis, diese Abstimmung sei eine reine Ge- wissensfrage, lediglich ein Kniefall vor der geteilten öffentlichen Meinung und mangel­ hafter Mut, zu einer politischen Entscheidung zu stehen und diese gegenüber der Wähler­ schaft zu vertreten. Die Freien Liste jedenfalls will ihre Verant­ wortung als Partei wahrnehmen und wird heute Abend anlässlich einer öffentlichen Mitgliederversammlung Initiative und Gegenvorschlag diskutieren und anschlies­ send ihre Abstimmungsparole fassen. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Beginn 19.30 Uhr, Lounge, Restaurant Cen­ tral Schaan. Freie Liste NACHRICHTEN «Erben und Vererben» MAUREN - Landrichter Dr. Benedikt Mar­ xer spricht am Dienstag, den 8. November um 19 Uhr in der Aula des Gemeindesaales Mau­ ren zum Thema «Erben und Vererben». Es be­ trifft jeden, aber wer kennt sich eigentlich mit den rechtlichen Hintergründen des Erbens und Vererbens aus? Welche Fallstricke beste­ hen im Zusammenhang eines Erbfalles? Was muss ich 
beachten und wohin kann ich mich wenden? Diesen und anderen Fragen geht Dr. Benedikt Marxer in seinem Vortrag anhand leicht verständlicher Beispiele auf den Grund. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Die Kommission Familie und Se­ nioren Mauren freut sich auf Ihr Kommen. (PD) Shopping im Internet BALZERS - Zielgruppe: Alle Internetbenüt- zer, welche einkaufen und/oder verkaufen wollen. Kursziel: Neu bietet die Marvo AG einen Kurs rund um das Kaufen und Verkau­ fen im Internet an. Die Kurse vermitteln Ih­ nen die Grundsätze, um Internet Shopping si­ cher, effizient und erfolgreich zu nutzen. The­ men, wie effektvolle Präsentationen, Schutz vor Betrug und erfolgreiches Bieten werden ebenso behandelt wie Zahlungen ins Ausland oder Vorgehen bei Reklamationen. Sie erhal­ ten das Rüstzeug, um aus dem Internet Shop­ ping das Optimum herauszuholen - unent-' behrliches Know-how, um unliebsame und teure Überraschungen zu vermeiden. Der Kurs 432 beginnt am Dienstag, den 8. No­ vember um 18 Uhr bei der Marvo AG in Bal- zers. Anmeldung und Auskunft bei der Er­ wachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail info@stein-egerta.li .  (PD) 
Atmosphärische Dichte «Kammermusik des 21. Jahrhunderts» mit The Hidden Jewel in der Tangente ESCHEN - Ganz ohne Rhythmus­ gruppe kommen The Hidden Jewel aus. Das amerfkanlsch- österreichische Trio faszinierte am Samstag zu seinem Toumee- start 
das Publikum mit 
ihrem völlig unkonventionellen Jazz. Zurecht nennen die Drei das, was sie machen «21 st Century Chamber 
music». • Arno Läfflt r Mit einem betont netten Stück Mu­ sik begannen Art Lande (Klavier), Paul McCandless (Saxophon, Bass­ klarinette etc.) 
und Günter Wehin­ ger (Flöten) ihr Konzert: «Mario­ nette», von Landes Schüler Lars Janson, könnte auch eine Vor­ abendserie untermalen. Doch gleich kam es ganz anders: Kaum war die Komposition mit zartem Bläsergellirre verebbt, leitete ein inspirierter, äusserst sensibler Im­ provisationsteil zu Landes Hom­ mage an Jack Maitland über, einen später erfolgreichen Footballspieler von Landes Uni. Improvisation mit Melodien Freie Improvisation ist die Spe­ zialität der Band, zwischen den vorgegebenen Teilen entfalteten sich immer wieder auf das wunder­ samste spontane, kleine Blüten, die von hoher technischer Virtuosität und Originalität zeugten sowie v. a. von erstaunlichem melodischen Reichtum waren. Das völlige Ein­ tauchen in Harmonien zeichnete die Musik insgesamt aus: Den An- stoss zum melancholischen «Tur- ning Away» hatte Lande ein Ak­ kord gegeben, der ihm zum grauen 
Art Lande, Paul McCandless und Günter Wehinger (von links) wurden ihrem Anspruch, Kammermusik des etn- undzwanzigsten Jahrhunderts zu machen, absolut gerecht. Herbslwetter im heimatlichen Boulder eingefallen war. Mit «Flo­ ating» bewies Wehinger seine kompositorischen Fähigkeiten: Flüchtige Melodielinien strömten wie vom Winde verweht durchein­ ander; dazu erzählte Lande die Ge­ schichte von 
Mona, die davonflog, weil sie zu viele polnische Eier ge­ gessen hatte. Skurrile Texte, Duduk und Selge Lande offenbarte ohnehin einen Hang zu skurrilen Texten, wie bei 
«Blumenkohl», das, weil die Band auch nach über zwei Stunden noch nicht aufhören wollte, spon­ tan entstand, indem Lande kurz erklärte, was für Teile wer wann spielen sollte, mit einem gespro­ chenen Teil in der Mitte («The world went blank today, there was nothing in it - so what?») und dem von allen Anwesenden geru­ fenen Wort «Blumenkohl» am Schluss. Und es klang grandios! Hier er­ hielt Landes langjähriger Partner 
McCandless auch Gelegenheit, seinen nagelneuen armenischen Duduk vorzuführen, eines von unzähligen Holzblasinstrumenten in seinem Gepäck. Ein weiterer Exot in seinem Gepäck war eine Selge, eine norwegische 
Oberton­ nöte ohne Löcher. Mit «Robin's Rest», einer musikalischen Ver­ beugung vor der verstorbenen Frau von McCandless ging ein atmosphärisch äusserst dichtes Konzert erstklassiger Musiker zu Ende. Kleines Welttheater Die Familie Flöz mit dem «Teatro Delusio» im Theater am Kirchplatz SCHAAN - Passender hätte das erste Gastspiel Im neu wieder­ eröffneten TaK nicht ausge­ wählt werden können: Die Fa­ milie Flöz (Hajo Schüler, Paco Gonzalez und Björn Leese) aus Berlin, gewährte am Freitag und am Samstag mit ihrem «Teatro Delusio» Einblick Ins Innenleben eines Theaters und in die menschliche Seele: klei­ nes Welttheater ohne Worte. 1 Arno Lötfler Kabel hängen von der Decke, Tru­ hen stehen herum, den hinteren Teil der Bühne verdeckt eine Leinwand­ kulisse. Während sich der Zuschau­ erraum füllt, sind die Bühnenarbei­ ter noch am Werkeln. Das Stück hat unmerklich bereits irgendwie be­ gonnen, denn es geht um das, was im Theater normalerweise nicht zu sehen ist. Unsichtbares sichtbar gemacht Eine weibliche Puppe mit Nacht­ hemd und traurigem Gesicht tritt durch eine Tür. Ein Flöz führt den Kopf, die beiden anderen leihen ihr je eine Hand. Sie steckt ein Kabel ein, und unter dramati­ schem Donner entschwebt die un­ wirkliche Gestalt, um erst am En­ de wieder über die Bühne zu spu­ ken. Die gefährliche Steckverbin­ dung zieht sich als roter Faden durch das Stück, in dem alles vor­ kommt, was das Leben ausmacht: Es wird geliebt, gehasst, gestrit­ ten, geboren und gestorben. Die 
Um die Schauspieldiva bemühen sich gleich zwei Kavaliere: der Bühnenarbeiter und der alternde jugendliche Liebhaber. Bretter des Theaters bedeuten in der Tat die Welt. Umso mehr scheint dies für den unsichtbaren Teil des Theaters, fern aller Künstlichkeit, zu gelten. Die sur­ reale Rahmengeschichte, das ab­ surde Potpourri aus den verschie­ densten Theatergattungen und -Stücken, das auf der dem Publi­ kum abgewandten Vorderseite der Kulisse gegeben oder geprobt wird, und die slapstickhaften Ak­ tionen der drei Bühnenarbeiter mit den Musikern, Tänzerinnen, Schauspielerinnen, Schauspielern 
usw. ergeben gemeinsam etwas ungemein Anrührendes. Charakteristische Körpersprache Die Figuren sprechen hinter ihren von Hajo Schüler geschaffenen Mas­ ken kein Wort, und auch der Fuss­ ball-Radioreporter spricht keine wirkliche Sprache, und doch wird ständig kommuniziert, ganz ohne die grossen, langsamen Gesten üb­ licher Pantomime. Jede Figur hat ihre ureigene Körpersprache, die ihr im Zusammenspiel mit der zwar ei­ne 
Persönlichkeit, aber keine Stim­ mung definierenden Maske einen unverwechselbaren Charakter ver­ leiht. Kaum zu glauben, dass da tat­ sächlich nur drei Leute durch das immer temporeicher und absurder werdende Stück wirbeln! Nach ei­ ner hinreissenden, musikalischen Zugabe, in der der heimliche Star des Programms, ein seniler Geiger, mit der E-Gitarre rockt, werden die Zuschauer mit glänzenden Augen aus dieser wundervoll rührenden, komischen und brillant gespielten Hommage ans Theater, entlassen. I
	        

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