Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

FREITAG, 2. SEPTEMBER 2005 BLATT ! 
INLAND MENSCHENHANDEL OSZE-Sonderbeauftragte zu Besuch in Vaduz VADUZ - Gestern weilte Helga Konrad, OS­ ZE-Sonderbeauftragte zur Bekämpfung des Menschenhandels, in Vaduz. Die OSZE- Sonderbeauftragte hat zur Aufgabe, die natio­ nalen und internationalen Anstrengungen in der Bekämpfung des Menschenhandels unter den 55 OSZE-Teilnehmerstaaten zu koordi­ nieren und den Regierungen beratend zur Sei­ te zu stehen. Der Menschenhandel wird als grenzüber­ schreitendes Problem der OSZE-Staatenge- meinschaft gesehen. Helga Konrad hat in die­ sem Sinn in den vergangenen Monaten zahl­ reiche Länderbesuche in den 55 OSZE-Teil­ nehmerstaaten absolviert, so auch in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Durch ihren Besuch in Liechtenstein sollten insbe­ sondere die staatlichen Institutionen wie auch die breite Öffentlichkeit auf die Problematik des organisierten Menschenhandels aufmerk­ sam gemacht werden. Auf dem Besuchsprogramm von Frau Kon­ rad standen Treffen mit Aussenministerin Ri­ ta Kieber-Beck, Justizminister Klaus Tschilt- scher und Innenminister Martin Meyer. Wei­ tere Gespräche führte die OSZE-Sonderbe­ auftragte mit verschiedenen Stellen der Lan­ desverwaltung, mit Vertreterinnen von Nicht­ regierungsorganisationen sowie mit dem Ge­ schäftsführer des LED. In ihren Gesprächen informierte die OSZE Sonderbeauftragte Uber ihre vielseitigen Auf­ gaben. Von Seiten der liechtensteinischen Be­ hörden wurde Helga Konrad Uber die beste­ hende Gesetzgebung in Liechtenstein unter­ richtet. Es wurde zudem festgestellt, dass in Liechtenstein bisher keine Fälle von klassi­ schen Menschenhandel bekannt wurden. Des Weiteren wurde die gute und enge Zu­ sammenarbeit der Landesverwaltung, insbe­ sondere auch der Landespolizei, mit den Nachbarländern Schweiz und Österreich unterstrichen. .. .L^chtensteia Mi steh in df« Vergangen? ,fyp|t folid!iris^. m|0|«r„internationalen Siiatengemeins<ii(«l'% der Bekämpfung des Menschenhandels gezeigt. Die liechten­ steinische Regierung hat beispielsweise im Dezember 2004 einen freiwilligen Beitrag von 20 000 Euro für das OSZE-Pilotpro- gramm «Wirtschaftliche Eigenbemächti- gung von jugendlichen Waisen in der Ukrai­ ne» gespendet, um jugendliche Waisenkin­ der vor den Risiken und Konsequenzen des Menschenhandels in diesem Herkunftsland des Menschenhandels zu warnen und zu schützen. (pafl) NACHRICHTEN Jugendgottesdienst in Vaduz VADUZ - Vom 11. bis zum 21. August wa­ ren einige Jugendliche aus Liechtenstein beim Weltjugendtag in Köln. Zusammen mit ihnen wollen wir am kommenden Sonntag, den 4. September, um 19 Uhr im St. Josefs- kirchlein einen Jugendgottesdienst feiern. Sie werden uns von ihren eindrücklichen Er­ lebnissen berichten, die Lieder vom Weltju­ gendtag singen und zusammen mit uns beten und feiern. Zu diesem besonderen Gottes­ dienst sind alle Jugendlichen und Exjugend­ lichen aus dem ganzen Land herzlich einge­ laden. (PD) Vortragsreihe mit Max Feigenwinter SCHAAN - Am Donnerstag, den 15. Sep­ tember 2005, beginnt im Kloster St. Elisabeth in Schaan die dreiteilige Vortragsreihe «Bi­ bel-Impulse» mit Max Feigenwinter. Max Feigenwinter, Jahrgang 43, ist Lehrer und Er­ wachsenenbildner und lebt in Sargans. Er ist Autor mehrerer pädagogischer Fachbücher und Nachdenkbücher und versteht es, uns die «Wunder Jesu und ihre Bedeutung für uns heute>» näher zu bringen. Der Kurs findet jeweils am Donnerstag, den 15., 22. und 29. September statt. Kurskosten: 15 Franken pro Abend, eine Anmeldung unter Telefon 239 64 44 oder 239 64 57 ist erfor­ derlich. (PD) 
Wann gibt es Stipendien? Neues Stipendiengesetz wirft noch praktische Fragen auf VADUZ - Salt 1. August varftfgt SilZ. W8HT9M XII IfUMvM , tan AmMkkiaaMwttfcifl In daar AMCmfVB8i| UVVr M iMlIIH tan für rite Bnraidwfig dar An­ trügt infarmiart wunlan, kam mit den Muni Basatz dar An* trag nf AmbUdungibalhtfh Ja- dareatt baantragt wardan. Die Anfrage bei der Stipendienstel­ le häufen sich. «Wann kommt die Ausschreibung für die Eingabe der Anträge auf Ausbildungsbeihil­ fen?», lautet derzeit die meistge­ hörte Frage der Mitarbeiterinnen der Stipendienstelle. Nach dem al­ ten Stipendiengesetz erfolgten zu jedem Semesterbeginn in den Lan­ deszeitungen die Aufrufe, entspre­ chende Anträge bei der Stipendien­ stelle einzureichen. Dies darum, weil die damalige Stipendienkom­ mission die Anträge gebündelt be­ handelte. Naua Praxis Diese Praxis gehört seit dem 1. August, also mit Inkrafttreten des revidierten Stipendiengesetzes, der Vergangenheit an. Die neue Rege-ihre 
Verfügung und wissen so­ dann, ob und wie viel finanzielle Unterstützung sie von Vater Staat zum Ausbildungszweck erhalten. «Derzeit kann es etwas länger ge­ hen», sagt Astrid Walser, mit Blick auf das neue Gesetz und die neue EDV-Applikation. «Mitte Oktober haben aber alle ihren Bescheid», so die Auskunft bei der Stipen- dienstelle. Pünktlich zum Seines­ terbeginn werden also Studierende genau über ihre finanzielle Situa­ tion Bescheid wissen. Entschei­ dend für eine speditive Abwick­ lung sei die vollständige Bekannt­ gabe der geforderten Daten und die Beilage aller erforderlichen Unterlagen. lung ist einfacher und flexibler: «Ein Antragsformular kann jeder­ zeit eingereicht werden», heisst es in einer Informationsbroschüre, die von der Stipendienstelle herausge­ geben wurde und von der Homepa­ ge der Landesverwaltung (www.IIv.li )  kostenlos herunterge­ laden werden kann. Ebenso kann das Antragsformular an gleicher 
Stelle elektronisch bezogen wer­ den. Astrid Walser von der Stipen­ dienstelle erklärte auf Volksblatt- Anfrage, dass «im Moment sehr viele Anträge» zur Behandlung an­ stehen. In der Regel warten An- tragssteller rund zwei Wochen auf 
Das neue Stipendiengesetz, wel­ ches auf einen parlamentarischen Vorstoss der Bürgerpartei zurück­ zuführen ist, wurde in wesentlichen Punkten vereinfacht. So ist auch die jederzeit mögliche Einreichung ei­ nes Antrages auf Ausbildungsbei­ hilfe ein Verdienst dieser Vereinfa­ chung. Des Weiteren stellt das neue Stipendiengesetz universitäre Lehr­ gänge und die berufliche Weiterbil­ dung gleich. Anreize für ein lebens­ langes 
Lernen wurden in diesem Gesetz umgesetzt. «Armut ist zunehmend weiblich» OSZE gegen Menschenhandel: Besuch in Liechtenstein WADItt - Ih inwrtH» fcpjto» UbarratdMMgaa,daMiacfc iW* tote Haiga Kenrad, 0SZE- Sandarbaaiiftragta für Mait- schanhandai gestarn UacMan- staln ataan Bawch ab. Es gabt war allam un Sansibllisianing für diasas Thann und dla ttai- satzung Intarnatlonalar Var- pfHcbtungan. Volksblatt: Frau Konrad, Sie statten Liechtenstein einen Ar­ beltsbesuch in Ihrer Eigenschaft als OSZE-Sonderbeauftragte zur Bekämpfung des Menschenhan­ dels ab. Erwarten Sie irgendwel­ che Überraschungen betreffend Menschenhandel in Liechten­ stein? Gibt es nicht andere Staa­ ten, in welche Sie Reisen unter negativeren Vorzeichen antreten? Helga Konrad: Überraschungen erwarte ich in der Tat nicht. Mein Besuch in Liechtenstein hat auch eine ganz andere Bedeutung. Ich besuche Liechtenstein als OSZE- Mitgliedsstaat, der sich freiwillig verpflichtet hat, gegen Menschen­ handel einzutreten. Meine Aufgabe besteht darin, zu schauen, wie die Strukturen aussehen und allenfalls verbessert werden können und Zugänge zu dieser Thematik zu schaffen. Ebenso sehe ich es als meine Aufgabe Uber Hilfestellun­ gen zu sprechen. Ein Land alleine kann das Problem nämlich nicht lösen, es benötigt gemeinsame Ar­ beit. Folgt man den Berichterstattun­ gen in den Medien, gibt es In Mitteleuropa kaum Menschen­ handel. Lässt sich aus Ihren Er­ fahrungen feststellen, dass Men­ schenhandel vor allem in wirt­ schaftlich Ärmeren Regionen und Staaten konzentriert vorkommt? Nein, ganz und gar nicht, das ist eine Missinterpretation. Die Aus­ beutung geschieht in Europa, in 
den USA, in Commonwealth-Län­ dern. Ein wichtiges Zielgebiet im Bereich des Menschenhandels sind die EU-Staaten. Hier werden Opfer ausgebeutet, vor allem in der Sex­ industrie und auf dem Arbeits­ markt. Und warum ist dies so? Einer der Gründe ist sicherlich die wachsende Globalisierung. Diese bringt zweifellos positive Veränderungen mit sich, allerdings auch negative Phänomene. Der Umbruch in die Marktwirtschaft in einigen Staaten bringt auch negati­ ve Komponenten mit, wie bei­ spielsweise die Arbeitslosigkeit. Die Migration ist eine Auswirkung daraus. Besonders hart trifft die Ar­ beitslosigkeit Frauen. Armut ist zu­ nehmend weibi.ch. Welche Möglichkeiten der Be­ kämpfung dieser «modernen Sklaverei» sind Ihrer Ansicht nach Erfolg bringend? 
Alleine lässt sich nur wenig er­ reichen. In der OSZE verstehen wir uns deshalb als Katalysator. Wir ar­ beiten 
mit den Verantwortlichen vor Ort und erwarten, dass uns Be­ hörden und Regierungen dabei unterstützen. Die einzelnen Länder haben ihre Hausaufgaben zu ma­ chen. Das Fehlen von entsprechen­ den Gesetzen ist für mich einfach nicht akzeptabel. Es braucht darü­ ber hinaus einen opferzentrierten Ansatz, Schutz und Hilfe fUr die Betroffenen. Des Weiteren wollen wir mit un­ serer Arbeit sensibilisieren und prä­ ventive Massnahmen umsetzen. Es benötigt eine gute und funktionie­ rende Zusammenarbeit zwischen Ursprungs- und Zielländern des Menschenhandels. Wie beurteilen Sie das Bewusst- sein der Menschheit diesem Th- buthema gegenüber? Seit Inkrafttreten des UN-Proto- kolls steht die Bekämpfung von 
Menschenhandel auf der politi­ schen Agenda aller OSZE-Teil­ nehmerstaaten, das allgemeine Be- wusstsein zu dieser Thematik hat sich verändert. Dennoch: das Phä­ nomen Menschenhandel ist nicht rückläufig, wir müssen weiterhin hart kämpfen. Inwiefern spielt eine mangelhaf­ te Demokratisierung von einzel­ nen Lindern eine Rolle bei Men­ schenhandel und reicht dort eine umfangreiche Aufklärungsar­ beit, um das Phänomen des Menschenhandels einzudäm- men? Mangelhafte Demokratisierung ist sicherlich einer der Gründe, Menschenhandel hängt oft auch mit der politischen Situation zu­ sammen. Die OSZE will nicht zu­ letzt auch aus diesem Grund dazu beitragen, politische Stabilisierun­ gen herbeizuführen und der Rechtsstaatlichkeit zum Durch­ bruch verhelfen. Länder, in denen Krisen auftauchen sind bekanntlich anfälliger für Migration. I y . 4
	        

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