Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 16. JULI 2005 
bu&TI INLAND 
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Herausforderungen bei Menschenrechten 
Washington D.C.: Delegation aus Liechtenstein an OSZE-Jahrestagung 
WASHINGTON - Vom 1. bis 5. lull 
fand dl« 14. Jahrestagung dar Par 
lamentarischen Varaammlung dar 
OSZE (Organisation für Sidiarlialt 
und Zusammanarbalt In Europa, 
kurz OSZE FlI) statt Liechtenstein 
wurde durch dla Landtagsabg«- 
ordneten Doris Bock als Delega- 
tlonsloltorln und iosy Blodormann 
sowlo Gunllla Kranz, Stv. das 
Landtagssekretärs, vertraten. 
An der 14. Jahrestagung der OSZE PV 
nahmen Uber 260 Parlamentarierinnen 
und Parlamentarier aus 51 OSZE-Mit- 
gliedsstaaten teil. Dabei wurde die 
«Washington Deklaration» angenom 
men, die sich auf politische, wirt 
schaftliche und menschenrechtliche 
Aspekte konzentrierte. Anlass war der 
30. Jahrestag der Unterzeichnung der 
Schlussakte von Helsinki in der die 
Einhaltung der Menschenrechte fest 
geschrieben wurde. Dies war auch 
Jahresthema der Sitzung. Weiter The 
men der Jahrestagung waren unter an 
derem Terrorismusbekämpfung, 
Wahlbeobachtungsaktivitäten und 
OSZE-Reformen, aber auch Geldwä 
sche, Waffenhandel, Korruption oder 
Antisemitismus. 
Ansprache von US-Aussen- 
ministarin Condoleezza Rice 
Zum Auftakt »der Jahrestagung er 
klärte die US-Aussenministerin Con 
doleezza Rice, dass starke Parlamente, 
die das Volk vertreten und sich vor 
ihm verantworten müssen, für die Ver 
teidigung der menschlichen Freiheit 
und das Wachstum lebendiger Demo- 
Vartraten Liechtenstein an der 14. Jahresversammlung der OSZE in Washington D.C.: von links Josy Biedermann, Land- 
tagsabgeonhiete, Delegationslelterin Doris Beck und Gunitla Kranz, Stelhrertreterln des Landtagssekretürs. 
kratien unerlässlich seien. Die Prinzi 
pien der Schlussakte von Helsinki, ge 
mäss derer die Sicherheit zwischen 
den Staaten mit dem Respekt der 
Menschenrechte innerhalb der Staaten 
verbunden ist, stelle bis heute den 
Kern der Aufgaben der OSZE dar. 
Weiter erinnerte sie, dass vor 30 Jah 
ren das Ahkommen von Helsinki in. 
den Vereinigten Staaten sowie in Ka 
nada und Westeuropa ernst zu neh 
mende Kontroversen verursachte. Vie 
le hätten befürchtet, dass der Westen 
die sowjetische Vorherrschaft in Ost 
europa im Tausch gegen schriftlich 
niedergelegte Versprechen bezüglich 
Sicherheit und Menschrechten legiti 
mierte. In den drei Jahrzehnten seit 
der Unterzeichnung der Schlussakte 
von Helsinki aber habe sich ein ge 
waltsam geteiltes Europa zu einem 
friedlich geeinigten Europa entwi 
ckelt, so die Aussenministerin. 
Gleichwohl mahnte sie in ihrer An 
sprache die Einhaltung der Menschen 
rechte in Usbekistan und Weissruss- 
land an. Während in vielen früheren 
Sowjetrepubliken die Demokratisie 
rung voranschreite, gebe es in diesen 
beiden Ländern immer noch Defizite 
im Hinblick auf die Einhaltung der 
Menschen-rechte. 
Die OSZE PV empfahl, das umstrit 
tene amerikanische Gefangenenlager 
Guantanamo Bay auf Kuba zu schlies- 
sen. Das Lager schüre in muslimi 
schen Staaten Hass auf die USA und 
den Westen insgesamt. Es solle ein 
Zeitplan für die stufenweise Auflö 
sung des Lagers aufgestellt werden, so 
die belgische Senatorin und OSZE- 
Beauftragte . für Guantanamo, Anne- 
Marie Lizin. Die Gefangenen sollten 
entweder an ihre Heimatländer über 
stellt oder vor ein ordentliches Gericht 
in den Vereinigten Staaten gestellt 
werden. Gegenwärtig sei das Lager 
«kontraproduktiv», so die Belgierin. 
Es schade dem Ansehen der USA, ins 
besondere auch den anderen demokra 
tischen Ländern. Vor allem hätten die 
Parlamentarier aber die Sorge, dass 
das Lager der Radikalisierung gewalt 
bereiter Muslime diene. Das könne 
auch ernste Folgen für amerikanische 
Soldaten haben, die in die Hände isla 
mitischer Kämpfer geraten. Zugleich 
warnte Lizin aber vor übertriebener 
Kritik an Amerika, da die Bedingun 
gen in Guantanamo besser als in den 
Gefängnissen vieler anderer, gerade 
muslimischer Länder, seien. 
Beteiligung dar 
liechtensteinischen Delegation 
Die Versammlung verfügt über drei 
Allgemeine Ausschüsse, die thema 
tisch den drei Körben der Schlussakte 
von Helsinki zugeordnet sind. Dazu 
gehören der Allgemeine Ausschuss für 
politische Angelegenheiten und Si 
cherheit (Erster Ausschuss) und der 
Allgemeine Ausschuss für wirtschaft 
liche Angelegenheiten, Wissenschaft, 
Technologie und Umwelt (Zweiter 
Ausschuss). Diese beiden Ausschüsse 
werden beide durch die Delegations 
leiterin Abg. Doris Beck vertreten. 
Der so genannte «Dritte Ausschuss», 
der Allgemeine Ausschuss für Demo 
kratie, Menschenrechte und humanitä 
re Fragen, wird durch die Abg. Josy 
Biedermann vertreten. Die Allgemei 
nen Ausschüsse befassen sich haupt 
sächlich mit der Beurteilung des Jah 
resthemas aus ihrer Sicht und bringen 
ihre Beratungen und ihre Entschlies- 
sungen in die Plenarversammlung der 
Jahrestagung ein. 
Die Washington-Deklaration wird 
nun an den OSZE-Ministerrat weiter 
geleitet. Diese wird die Erklärung im 
Dezember in Ljubljana (Slowenien) 
zu behandeln haben. (PD) 
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War Franz von Assisi dem Papst immer gehorsam? 
Mauro Jöbri, der Regionalobere der Kapuziner für die italienische Schweiz, hielt an der diesjäh 
rigen Studientagung der Schweizer Äbte und Provinziale ein Referat über das Verhalten des hei 
ligen Franz von Assisi zur Kirche seiner Zeit. 
Bruder Mauro Jöhri erinnerte daran, 
dass damals der Papst allen «ewige 
Pein» angedroht hat, wenn sie die Idee 
der Kreuzzüge gegen die Muslime nicht 
tatkräftig propagierten. Trotz seiner 
grossen Papsttreue habe Franziskus das 
päpstliche Vorhaben mit keinem Wort 
unterstützt. Ohne jede Polemik habe er 
in einer Welt voller Gewalt unermüdlich 
das Evangelium des Friedens verkündet. 
Er sei sogar unter Einsatz seines Lebens 
zu den Muslimen gegangen, um mit 
ihnen einen friedlichen Dialog zu führen. 
Was heute evangeliengemässe Kirchen-• 
kritik heissen könnte, führte Mauro Jöhri 
am Beispiel der Eucharistie aus. Diese 
werde zu Recht Quelle des christlichen 
Lebens genannt. Wenn sehr viele 
Gläubige wegen der Zulassungsbedin 
gungen zum priesterlichen Amt - 
Stichwort Zölibat - keinen Zugang zur 
Eucharistie haben, könne dies die Orden 
keinesfalls gleichgültig lassen. Es gehe 
aber nicht darum, dass die Ordens 
priester die vorhandenen Lücken stopf 
ten. Vielmehr sollten die Orden die 
Bischöfe in ihren Bemühungen unter 
stützen, unermüdlich auf veränderte 
Zulassungsbedingungen zum Priester- 
tum hinzuarbeiten. Gleichzeitig sollten 
sie im Volk Gottes «das Verlangen nach 
den lebendigen Quellen wach halten». 
(Nach: www.kapuziner.org, 23.06.2005) 
Bischof Kräutler: Es ist Zeit für ein Konzil 
Der in Brasilien wirkende Bischof Erwin Kräutler hält die Einberufung eines Konzils durch den 
neuen Papst für wünschenswert. Dabei müssten mehrere «heisse Eisen» verhandelt werden. Aus 
serdem solle der Papst sich klar und öffentlich hinter den Einsatz der brasilianischen Bischöfe 
für die Armen, Ausgegrenzten und die Rechte der Indios stellen, wünscht sich der aus Vorarlberg 
stammende Kräutler aus dem Bistum Xingu im Amazonasgebiet. 
Das grösste katholische Land der Welt 
stehe vor kirchlichen Herausforderun 
gen, die in mancher Hinsicht denen 
Europas durchaus gleichen. 
Gegenüber Radio Vatikan bemerkte 
Kräutler: «Eines der grössten Probleme 
für uns ist, dass die kleinen Gemeinden 
keine Eucharistiefeier haben. In meiner 
Diözese habe ich 670 kleine Gemeinden 
und nur 28 Priester. Das ist der erste 
Wunsch, den ich an den neuen Papst 
habe, dass wir darüber nachzudenken 
beginnen, was wir tun können, damit 
unsere tiefgläubigen Menschen in den 
kleinen Gemeinden, denen sie selber 
vorstehen, weil es viel zu wenige 
Priester gibt, dass diese Leute auch die 
Möglichkeit haben, Eucharistie zu 
feiern.» 
Die Zölibatsfrage dürfte nicht länger ein 
Tabuthema der lehramtlichen Debatten 
bleiben. Allerdings sei allein mit einer 
Abschaffung der verpflichtenden Ehe 
losigkeit für Weltpriester - wie sie nur 
im römischen Teil der katholischen 
Kirche gilt, aber nicht in den mit Rom 
verbundenen Ostkirchen - noch nicht 
viel erreicht. Man müsse die grossen 
Kurz notiert 
Verheirateter Priester 
Der 55-Jährige Familienvater Patrick 
Bailand ist in Belgien zum katholischen 
Priester geweiht worden. Er hat in Genf 
protestantische Theologie,studiert und 
war danach als Pfarrer tätig. 1991 ent- 
schloss er sich, mit seiner Frau zum 
katholischen Glauben überzutreten. Das 
Paar hat vier Kinder. Die Weihe wurde 
dank einer Sonderregelung aus dem Jahr 
1951 möglich, wonach Konvertiten ihre 
Ehe weiterführen können, auch wenn sie 
zum Priester geweiht werden. Es gibt 
weltweit mehr als 300 solcher Priester. 
religiösen, sozialen und kulturellen 
Fragen der Gegenwart unter einem wei 
ten Horizont auf hochrangiger kirch 
licher Ebene angehen. 
In Brasilien stehen die Kirche und ihre 
Bischöfe konsequent auf der Seite der 
Armen. Bischof Erwin Kräutler fordert in 
dieser Hinsicht ein offenes Bekenntnis: 
«Ich würde mir wünschen, dass gerade 
hier, bei der Option für die Armen, der 
Papst sich ganz eindeutig auf unsere 
Seite stellt und. sagt, er stärkt uns den 
Rücken.» 
(Aus: Christ in der Gegenwart, Nr. 17) 
Bischof Kräutler firmte 
in Einsiedeln 
24 Buben und Mädchen aus Liechten 
stein und der weiteren Region sind am 
19. Juni im Kloster Einsiedeln von 
Bischof Erwin Kräutler gefirmt worden. 
Die Kinder hatten sich zuvor auf dem 
vom Kloster St. Elisabeth angebotenen 
ausserschulischen Firmweg auf das 
Sakrament vorbereitet. 
Die Firmvorbereitung soll auch im näch 
sten Jahr wieder angeboten werden.
	        

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