Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAO, 18. JUNI 200B 
JBSfl INLAND TtEMCHUTZ 
3 
Landtag in Kürze 
Der Besundheltsmlnlstsr 
spricht ein Wort mit 
VADUZ - Wenn in Zukunft die Sanitäts 
kommission tagt, sollen Gesundheitsminister 
und Landesphysikus mit am runden Usch 
sitzen. Informationsaustausch und Zu 
sammenarbeit zwischen Kommission und 
Regierung soll im Sanitätsgesetz festge 
schrieben weiden. Über eine entsprechende 
Ergänzung von Artikel 3, Absatz 1 hat das 
Parlament am Freitag in erster Lesung bera 
ten. Mit der Reform des Krankenversiche 
rungsgesetzes 2004 erhielt die Sanitätskom 
mission die Aufgabe, die Regierung verstärkt 
im Gesundheitswesen zu beraten. Dazu sei 
ein direkter Kontakt zwischen Gesundheits 
minister und Kommission nötig. Zugleich 
soll das Regierungsmitglied als Vorsitzender 
Themen konkret vorgeben können, (köpf) 
Brünes Licht für Schengen 
VADUZ - Nachdem die Schweiz «Ja» ge 
sagt hat zum Schengen/Dublin-Abkommen, 
plant Liechtenstein, im Herbst Verhandlun 
gen mit der EU zu beginnen. 
Schengen/Dublin umfasst den Abbau der 
Grenzkontrollen in Europa, eine europaweite 
Zusammenarbeit der Justiz- und Polizeiorga 
ne und Absprachen im Asylbereich. Zur Be 
kämpfung von Terrorismus und organisierter 
Kriminalität wurde der Datenverbund SIS 
(Schengen-Information-System) geschaffen. 
Mit Ausnahme Grossbritanniens und Irlands 
arbeiten alle EU-Mitgliedsstaaten sowie die 
EWR/EFTA-Staaten Norwegen und Island 
zusammen, die zehn neuen EU-Mitglieds- 
staaten bereiten sich darauf vor, ebenfalls 
Mitglieder zu werden. «Schengen ist eine 
völkerrechtliche Zusammenarbeit», erklärte 
Regierungschef Otmar Hasler am Freitag 
abend im Landtag. Eine Assoziation Liech 
tensteins wäre «wünschenswert», wenn auch 
«nicht zwingend». 
Die Schweiz wird ab 2008 Schengen-Land 
sein, was auch Auswirkungen auf Liechten 
stein haben werde. Im Herbst 2001 hatte 
Liechtenstein bereits den Wunsch nach Asso 
ziations-Verhandlungen in Bern und Brüssel 
vorgetragen. Ende 2003 gab es Vorgespräche 
zwischen Liechtenstein und der EU-Kom 
mission. Im Herbst dieses Jahres werde der 
Hauptteil der Verhandlungen stattfinden, so 
der Regierungschef. Gleichzeitig bedürfe es 
Gesprächen mit der Schweiz und Österreich, 
weil Schengen wie Dublin die zwischen 
staatlichen Verhältnisse mit den Nachbarlän 
dern betreffen. Liechtenstein hatte während 
der Verhandlungen der Schweiz mit der EU 
Uber den Beitritt zu Schengen/Dublin eine 
Warteposition eingenommen. 
Der Regierungschef geht nun davon aus, 
dass Liechtenstein mit der EU ein ähnliches 
Assoziationsabkommen abschlössen kann 
wie die Schweiz. Diese konnte das Bankkun 
dengeheimnis bei den direkten Steuern 
schützen und eine dauerhafte Sonderrege 
lung aushandeln. Eine parallele Assoziation 
Liechtensteins ist nötig für Absicherung, und 
Mitspracherecht. (köpf) 
Ein grosses Herz für Tiere 
Landtag bagriiaat Einführung ainar Tiarschutzvorlaga dar Ragiarung klar 
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Landtag an. MaVMaia vrarda 
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und In ai ilai' Lama baratM. 
Mit der Regierungsvorlage sollen 
drei Bereiche des Tierschutzgeset 
zes abgeändert weiden: Um die 
Interessen des Tierschutzes besser 
wahrzunehmen, soll die Institution 
des Tierschutzbeauftragten einge 
führt werden, die bestehenden Ge 
setzeslücken sollen zur Ge 
währleistung eines besseren Geset 
zesvollzuges geschlossen werden 
und ausserdem werden die Straf 
normen des Tierschutzgesetzes hin 
reichend bestimmt umschrieben, 
um einen effektiveren Durchgriff 
zu gewährleisten. Auslöser der Ge 
setzesrevision war eine vor einem 
Monat von 2572 Personen unter 
schriebene Petition zur Einführung 
eines Tieranwalts. Wie der FBP- 
Abgeordnete Wendelin Lampert 
gestern im Landtag ausführte, ist 
diese Gesetzesänderung nicht über 
trieben, vielmehr sei Handlungsbe 
darf «sicherlich gegeben». Auch 
seitens der VU und der FL wurde 
die Vorlage sehr befürwortet. 
ZutrtttMacM zu StaNungan 
Eine wichtige LUcke, welche 
mittels dieser Gesetzesabänderang 
geschlossen werden soll, ist das 
Zutrittsrecht zu Stallungen urnMSe-. 
hegen durch die Vollzugsbehörde, 
das Amt für Lebensmittelkontrol 
len und Veterinärwesen. Wendelin 
Lampert begrüsste dies ausseror 
dentlich: «Gerade dieses Zutritts 
recht ist in kritischen Situationen 
unabdingbar für einen effektiven 
Vollzug des Gesetzes. Im Weiteren 
dürfte dieses Zutrittsrecht auch ei 
nen präventiven Charakter ausü 
ben, was im Endeffekt umso besser 
ist - sprich das Problem wird an 
den Wurzeln angepackt oder ent 
steht gar nicht.» 
Dass die Regierung statt dem ge 
forderten Tiepmwalt aus prinzipiel 
len Überlegungen ( Vermeidung ei 
ner systemwidrigen Doppelspurig 
keit zum Anklagemonopol der 
Staatsanwaltschaft) anstelle eines 
Tierschutzanwalts «nur» einen 
Tierschutzbeauftragten einsetzen 
will, macht auch für die Landtags 
abgeordneten Sinn. Er könne dieser 
Begründung folgen, sagte Heinz 
Vogt (VU). Nicht einig jedoch ging 
Heinz Vogt, ebenso wie unter ande 
ren auch VU-Fraktionssprecherin 
Doris Beck, mit den von der Regie 
rung angedachten Kompetenzen 
des Tierschutzbeauftragten. So wie 
das geplant sei, sei dies «weder 
Fisch noch Vogel». Dem Tier- 
schutzbeauftragten solle «eine akti 
vere Rolle zugedacht werden», reg 
te Vogt an. 
Regierungsrat Martin Meyer 
(FBP) freute sich Uber die grund 
sätzlich sehr positive Aufnahme sei 
ner Vorlage durch den Landtag und 
zeigte sich offen für die gemachten 
Verbesserungsanregungen. 

So sagte Meyer, es sei «denkbar», 
dem Twschutzbeauftragten bei def 
Zutrittsermächtigung der Regie« 
rang zu Stallungen ein Begleitrecht 
einzuräumen. «Wichtig ist, 
wir jetzt einmal starten 
erste Erfahrungen sammeln und dal 
Instrument des Tierschutzbeauf 
tragten dann sukzessive weiterent§ 
wickeln»,- - hielt Maitin Meyer 
Ausländische Pölizisten... 
Landtag spricht sich in viar Auanahmefällan knapp dafür aus 
VADUZ - Mit Baudnmh hat dar 
Landtag nach langar Datoatta 
mit knappan 13 Sttmman (iHa 
quaitaat durch dla Fraktianan 
glngan) saina Zustimmung ar- 
tiritt, Im Fall von viar ausrnndt- 
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Babraucb zu machan, aus- 
Mitte 2000 hatte die Regierung unter 
dem Eindruck der Finanzplatz-Krise 
beschlossen, bei der Landespolizei 
eine Einheit zur Bekämpfung von 
Wirtschaftsdelikten und organisier 
ter Kriminalität (EWOK) mit acht 
Stellen zu schaffen. Vier dieser Stel 
len wurden befristet bis Ende 2005 
mit ausländischen Wirtschaftsermitt- 
lern besetzt. Per Ende April 2005 
setzt sich die Wirtschaftspolizei 
EWOK aus neun Personen zusam 
men: vier liechtensteinische Finanz 
fachleute und fünf ausländische 
Wirtschaftskriminalisten. 
Da noch nicht genügend inländi 
sche Kräfte herangebildet werden 
konnten, beantragte die Regierung 
von der gesetzlichen Möglichkeit 
Gebrauch zu machen, bei vier aus 
ländischen Polizeifachkräften auf 
das Erfordernis der liechtensteini 
schen Staatsbürgerschaft zu ver 
zichten und diese Kriminalbeamten 
unbefristet weiterzubeschäfügen. 
Es sei zu beflirchten, dass viel 
leicht keiner diese vier Ausländer 
dischen und inländischen Polizis 
ten sei ein gutes Zeichen nach 
aussen, bemerkte Paul Vogt. Dafür 
plädierte auch Heinz Vogt (VU): 
«Das Bauchgefühl sagt nein, der 
Verstand ja.» Fachwissen und Un 
abhängigkeit würden für den Re 
gierungsantrag sprechen, so Vogt 
bei der EWOK verlängern würde, 
äusserte FBP-Fraktionssprecher 
Markus Büchel: «Wir können uns 
nicht erlauben, wieder auf eine 
Schwarze Liste zu kommen. Wir 
dürfen die EWOK unter keinen 
Umständen schwächen und wir 
werden mittel- bis sogar langfristig 
auf ausländische Kriminalisten an 
gewiesen sein.» Es falle ihm nicht 
leicht, auf das Erfordernis der liech 
tensteinischen Staatsbürgerschaft 
zu verzichten und dem Antrag zuzu 
stimmen, aber die von der Regie 
rung dargelegten Gründe seien fiir 
ihn überzeugend, sagte Büchel. 
, Entschiedene Ablehnung kam je 
doch vor allem seitens der VU so 
wie auch vom FBP-Abgeordneten 
Rudolf Lampert. Er könne sich 
«nicht dazu durchringen, hier ja zu 
sagen, weil ich der Ansicht bin, dass 
das Gewaltmonopol in liechtenstei 
nische Hände gehört», sagte Lam 
pert Ähnlich auch Harry Quaderer 
(VU): «Ich kann in keinster Weise 
nachvollziehen, warum die EWOK 
Ende 2005 nicht wie vorgesehen in 
liechtensteinische Hände gelegt 
werden soll. In die gleiche Richtung 
äusserten sich auch Jürgen Beck 
(VU) und Doris Beck (VU). 
Unterstützung fand der Regie 
rungsantrag auch von der Freien 
Liste. Liechtenstein brauche eine 
glaubwürdige Abteilung zur Be 
kämpfung der WirtschafUkrimina- 
lität und eine Mischung von auslän- 
Landtagspräsident Klaus Wanger 
(FBP), der sich ebenfalls ablehnend 
äusserte, schlug vor, dass die Re 
gierung die Vorlage zurückzieht 
und bis im September noch einmal 
über die Bücher geht Regierungs 
chef Otmar Hasler bemerkte dazu, 
er wüsste nicht, welche neuen Er 
kenntnisse eine Verschiebung brin 
gen würde. Schliesslich resultierte 
eine knappe Zustimmung. Auf den 
Punkt brachte es wohl Alois Beck 
(FBP), der zuvor sagte: «Wir wer 
den nachher vielleicht mehr Bauch 
schmerzen haben, als wom wir 
jetzt zustimmen.» 
LfiV-Berlcht: Erdgas 
drängt 01 zurück 
VADUZ - Eidgas hat in liechten?. 
stein weiter zugelegt Die Liech*' 
tensteinische Gasversorgung deckt 
28,5 Prozent des Energiever?; 
brauchs ab. ^ 
3271 EigasanscMttsse gibt es seif 
2004 in Liechtenstein, Zum erstei 
Mal beliefert die Liechtenstein^ 
sehe Gasversorgung auch zwei 
Kunden in Scbellenberg und 'ver 
zeichnet insgesamt 6,65 Prozent 
mehr NeuanschlUsse. «Die LGV 
hat im Wettbewerb mit Heizöl sehr 
erfolgreich gearbeitet», erklärte der 
FBP-Fraktionssprecher Markus 
Büchel am Freitag im Landtag. Der 
Reingewinn der LBV betrug 1,95 
Millionen Franken, der Cashflow 
liegt bei 5,07 Millionen Franken. 
Das Parlament genehmigte den Ge 
schäftsbericht 2004 einhellig. 
28,5 Prozent des Energiever 
brauchs in Liechtenstein deckt die 
LBV mit Eidgas ab, 25,8 Prozent 
wird mit Elektrizität abgedeckt, 
während der Anteil des Heizöls auf 
21,3 Prozent zurückging. Der fi 
nanzielle Erfolg sei aber nur eine 
Seite, so Büchel. Die andere sei die 
positive Nebenwirkung auf die 
Umwelt: «Durch den Einsatz von 
Erdgas anstelle von Heizöl konnten 
seit 1990 in unserem Land ca. 
215 000 Tonnen CO» vermieden 
werden.» 
Büchel sprach sich dafür ausj 
dass sich Eidgas sowohl beim öf 
fentlichen Verkehr als auch filr Pru 
vatautos durchsetzen möge. Daztf 
könnte das Laad ein Zeichen set« 
zen, wenn es in Zukunft nur noch! 
Fahrzeuge flir den Werkhof an-: 
schaffe, die mit Ergas betrieben 
wttrden. (köpf) 
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