Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 16. APRIL 2005 
KS5II WIRTSCHAFT " E,MUN0 
DER OFFENEN TÜR 
Kompakt 
Chef entlasson 
SOLMS - Der angeschlagene deutsche Ka 
merahersteller Leica hat seinen Konzernchef 
Ralf Coenen entlassen. Der Sanierer Josef 
Spichtig Ubernimmt vorübergehend die Ge 
schäftsleitung. Gleichzeitig will das Unter 
nehmen mit Sitz im mittelhessischen Solms 
das Aktienkapital um 10 Mio. auf 1,5 Mio. 
Euro kürzen und eine Kapitalrücklage von 
4,2 Mio. Fr. auflösen. Jeweils drei Stückak- 
tien sollen zu einer zusammengelegt werden. 
Danach solle das Grundkapital durch die 
Ausgabe neuer Aktien auf zu bis zu IS Mio. 
Euro erhöht werden. (sda) 
Deutlich mehr Besucher 
HANNOVER - Die Hannover Messe hat in 
diesem Jahr die Erwartungen von Ausstellern 
und Veranstaltern erfüllt. Obwohl die Messe 
einen Tag kürzer war, kamen an fünf Tagen 
mit 20S 000 Besuchern 20 Prozent mehr als 
im Vorjahr. Fast 63 000 Besucher hätten kon 
krete Innovationsvorhaben angekündigt, sag 
te der Chef Sepp Heckmann. «Wenn die 
Hannover Messe ein Indikator für die ökono 
mische Entwicklung ist, dann stehen die Am 
peln weiter auf grün», sagte der Vorsitzende 
des Ausstellerbeirates, Dietmar Harting. Fast 
jeder zweite Aussteller rechne im Nachmes 
segeschäft mit einem Umsatzzuwachs. Die 
übrigen Unternehmen gingen von einer 
gleichbleibenden Entwicklung aus. (sda) 
Meine Meinung: voim Roland Matt 
Tag der offenen Tür 
Hat die liechtensteinische 
Industrie Zukunft? 
RUGGELL - Vor den geladenen Gästen 
und Unternehmern des Ruggeller Industrie 
gebiets sprach Vorsteher Jakob Büchel ges 
tern Abend vom «mutigen Konzept», das 
eigens für das Ruggeller Industriegebiet 
- geschaffen wurde und nun zur Anwendung 
komme. Das flächensparende Konzept ver 
lange in erster Linie ein «Reden miteina- 
der», ein Zugehen aufeinander und even 
tuell sogar ein «Bauen miteinander», wie 
dies im Industriegebiet Nord der Fall ist: 
«Davon lebt unser Konzept - vom nachbar 
schaftlichen Miteinander.» 
Vorsteher Büchel verwies einleitend zu 
seinem Kurzreferat darauf, dass Ruggell 
prioritär kein Wirtschaftsstandort und bis 
vor wenigen Jahrzehnten eine reine Agrar- 
gemeinde gewesen sei. Das schliesse aber 
nicht aus, dass auch der Wirtschaftsstandort 
optimal oder gar ideal sein kann. 
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Ob der liechtensteinische Industriestand 
ort allgmein eine Zukunft hat? Dazu sprach 
gestern Amtsleiter Hubert Büchel (Volks 
wirtschaft). Nicht der Finanzplatz, sondern 
die Industrie und das produzierende Ge 
werbe stellen in Liechtenstein am meisten 
Arbeitsplätze. Und in den vergangenen 
zehn Jahren ist die Gesamtbeschäftigung in 
Liechtenstein um 44 Prozent angewachsen. 
Das Total der Bankenbilanz erhöhte sich 
um SO Prozent. Auch die Exporte haben 
sicl^ ausgeweitet: Die Direktausfuhren um 
52 Prozent, die Ausfuhren der LIHK-Mit- 
glieder um etwa 80 Prozent, wie Büchel 
festhielt. 
Der Erfolg der Vergangenheit sei aber be 
kanntlich keine Garantie für seine Fortset 
zung in der Zukunft. Im Gegenteil berge das 
Ausruhen auf Lorbeeren das Risiko, den 
Anschluss zu verpassen. Erfolg in der Zu 
kunft könne in Liechtenstein nicht darin lie 
gen, ein Billiglohnland zu werden. Viel 
mehr müssten die liechtensteinischen Er 
folgsfaktoren (niedrige Steuern und Zinsen, 
Spezialistentum, hohe technische Ansprü 
che, Qualität, Kundenservice, gut ausgebil 
dete und motivierte Arbeitskräfte) in den 
Unternehmen weiterhin hoch gehalten wer 
den. Die Wirtschaftspolitik des Landes 
müsse weiterhin darauf ausgerichtet sein, 
unternehmerisches Tun zu fördern, interes 
sant und profitabel zu machen. Die Zuver 
sicht, dass dies weiterhin gelingen wird, sei 
berechtigt. (mr) 
Welche Performance bitte? 
Nur mit gleichen Regeln läset sich Gleiches mit Gleichem vergleichen 
Ralaad Matt, Berstekslelter luvest- 
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Es kommt immer wieder vor, dass 
sich Anleger darüber unterhalten 
oder gar streiten, wer denn die bes 
sere Performance erreicht hat. Es 
werden dann Prozentzahlen in die 
Runde geworfen, ohne jedoch ge 
nau zu wissen, wovon genau ge 
sprochen wird. Natürlich ist primär 
massgebend, mit welcher Portfblio- 
struktur, sprich mit welchem Risiko 
eine Performance erzielt wurde. 
Aber auch bei der Performancebe 
rechnung selbst gibt es grosse 
Unterschiede. «Performance» ist 
offensichtlich ein schillernder Be 
griff. Entsprechend gibt es ver 
schiedene Methoden der Perfor 
mance-Messung. 
Bei der Berechnung der Perfor 
mance muss bedacht werden, dass 
während eines bestimmten Zeit 
raums üblicherweise Kapitalein 
zahlungen oder -abflUsse erfolgen. 
Solche Kapitalbewegungen bedür 
fen der Eliminierung, wenn ein un 
verzerrtes Bild über die erwirt 
schaftete Depotperformance er 
stellt werden soll. Im Fall von 
zwischenzeitlich auftretenden Ka- 
pitalzu- und -abflüssen, erweist 
sich der einfache Vergleich von 
Vermögensend- und -anfangswert 
als ungeeignet. Auch eine Perfor 
manceberechnung, welche die er 
zielten Renditen mit den jeweiligen 
Kapitalvolumina gewichtet (money 
weighted retum), erfüllt nicht den 
Zweck einer geeigneten Perfor 
manceermittlung. Angemessener 
ist die so genannte zeitgewichtete 
Renditeberechnung (time weighted 
retum), bei welcher die Einflüsse 
der Kapitalbewegungen auf die De 
potperformance eliminiert werden. 
Dies mag vielleicht fUr einige 
Anleger theoretisch klingen, hat je 
doch in der Praxis grosse Auswir 
kungen. Um den Anlegern eine Hil 
fe zu geben, wurden Standards für 
die Präsentation von Performance- 
Zahlen entwickelt. In der Schweiz 
sind dies die Swiss Performance 
Presentation Standards (SPPS), die 
übrigens auch in Liechtenstein An 
wendung finden. Durch einheitli 
che Berechnungsregeln und die Of 
fenlegung gewisser Rahmenbedin 
gungen gelingt es. Gleiches mit 
Gleichem zu vergleichen. 
Nun haben wir jedoch erst die 
Bruttorendite nach Kosten, diese 
jedoch hoffentlich richtig berech 
net. Die Bnittorendite hat aber nur 
eine geringe Aussagekraft in Bezug 
auf die tatsächliche Rentabilität ei 
ner Anlage - für den Anleger zählt 
die Nettorendite. Berechnet wird 
sie, indem von der Bruttorendite 
die Inflation und die Steuern abge 
zogen werden. Die Inflation stellt 
eine ständige Bedrohung für das 
Sparkapital dar. Sie höhlt die Kauf 
kraft der Einkommen und Erspar 
nisse aus und muss aus diesem 
Grund berücksichtigt werden. 
Nicht nur die Inflation ist ein be 
deutender renditebeeinflussender 
Faktor, sondern auch d» steuerli 
che Belastung. FUr die Beurteilung 
der Qualität einer Anlage ist sie 
demnach eminent wichtig. Dabei 
gilt es zu beachten, dass Anlage 
produkte je na£h Steuerdomizil des 
Anlegers völlig unterschiedlich be 
steuert werden. Die Grundregel in 
Liechtenstein ist, dass Kapitalerträ 
ge steuerfrei und Kapitalgewinne 
steuerpflichtig sind. 
Also, welche Performance darfs 
denn sein? S % kapitalgewichtete 
Performance vor Inflation und 
Steuern? Oder 2,5 % zeitgewichte 
te Performance nach Inflation und 
Steuern? 
«Eine Chance für uns alle» 
Ruggeller Gemeinde und Betriebe leden zur Leistungsscheu im Induetriegebiet 
RUSSELL - Heute ist Tag der oh 
fenen Tür Im Industrtsgeblst In 
Ruggsll. Alto Interessierten sind 
eingeladen, dla Ruggeller 
«Mflrtsdiaftnvege» zu begehen. 
Oer Anlass ist sin srstar Schritt 
für dia Zusammenarbeit zwH 
schan Unternahmen und Be- 
msinda, «de Prajektleiter Petar 
Biedermann sagt. 
Gestern Nachmittag waren Ehren 
gäste geladen. Heute präsentiert 
sich das Ruggeller Gewerbe in ei 
ner gemeinsamen Aktion der inter 
essierten Öffentlichkeit. Es geht da 
bei Hand in Hand mit der öffent 
lichen Hand, der Gemeinde Rug 
gell. 
Mi wrucnanwinuun 
Ruggsti verbessern 
Dazu erklärte Gemeinderat und 
Projektleiter Peter Biedermann: 
«Zusammen mit wirtschaftlich 
interessierten Mitbürgern haben 
wir uns in einem ersten Schritt Ge 
danken gemacht, ein Grobkonzept 
<Wirtschaftswege> erarbeitet und 
Gespräche mit den Industrie- und 
Gewerbebetrieben darüber ge 
führt.» Das Feedback sei positiv 
gewesen. Man gelangte an den Ge 
meinderat, der im Jahr 1999 einhel 
lig für das Grobkonzept gestimmt 
hat. Zwei Projektteams sind in der 
Folge ins Leben gerufen worden, 
um den Wirtschaftsstandort zu ver 
bessern. Das eine Team beschäftig 
te sich mit der Standortbestim 
mung, das andere war für die Orga 
nisation des heutigen Anlasses zu 
ständig. 
Zum Ziel des Anlasses sagt Bie 
dermann: «Wir wollen damit einen 
ersten, nachhaltigen Schritt zu ei 
ner besseren Zusammenarbeit zwi 
schen Unternehmen und Gemeinde 
tun.» Als Folge davon erhofft man 
sich eine Stärkung des Industrie 
standortes. «Ruggell igt bekannt als 
eine Gemeinde mit hohem Wohn 
komfort. Wir wollen die Gemeinde 
Ruggell auch als attraktiven Wirt 
schaftsstandort präsentieren.» Des 
halb hat der Gemeinderat Ruggell 
auch entschieden, den heutigen An 
lass mit einer breit angelegten Be 
fragung von Unternehmern, Arbeit 
nehmern und Einwohnern von 
Ruggell zu begleiten. Die ausge 
füllten Fragebögen können heute 
beim Gemeinde-Informationsstand 
abgegeben werden. 
Ziel der Befragung sei es, Grund 
lagen für die politische Weichen 
stellung zu erhalten, um unter Ein 
bezug der Betroffenen die richtigen 
Massnahmen für eine weiterhin ge 
sunde Wirtschaft einzuleiten, wie 
Biedermann sagt. «Es ist eine 
Chance für uns alle, die wir nutzen 
sollten!» 
Zwei bis M Anfragen pra Mir 
Im Zuge der Erweiterung der In 
dustrie- und Gewerbezone hat sich 
die Gemeinde für eine zukunfts 
trächtige und flächensparende Bo 
denpolitik ausgesprochen. Sie hat 
einen Überbauungsplan mit dazu 
gehörigen Spezialvorschriften er 
lassen. Das Industriegebiet in der 
heutigen Gestalt (rund 600 Arbeits 
plätze) erlaubt jedoch noch die An- 
siedlung von einigen Unternehmen 
mehr. Zwei bis drei Unternehmer 
fragen laut Biedermann durch 
schnittlich pro Jahr bei der Ge 
meinde an, um in Ruggell ansässig 
zu werden. Dabei habe man bis da 
to keine aktive Standortbewerbung 
durchgeführt, wie das etwa in den 
Schweizer Gemeinden im Rheintal 
der Fall sei. 
Am gestrigen Abend sprachen 
anlässlich des Tags der offenen TUr 
Vorsteher Jakob Büchel und Huber 
Büchel, Vorstand des Amtes für 
Volkswirtschaft, vor geladenen 
Gästen und den Unternehmern, 
(siehe Spalte links). 
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