Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

Winten p-'W.i ; • SAMSTAG, 2. OKTOBER 2004 BLATT 
KULTUR MUSIKTHEATER 
31 NACHRICHTEN Neuelmpulse in der Theaterpädagogik TRIESEN - Was machen eigentlich Thea­ terpädagogen? Unter anderem bilden sie sich in ihrem Fachgebiet weiter, so am ver­ gangenen Wochenende in der Alten Weberei in Triesen. Oft ist der Einstieg in eine Grup­ pe oder auch in ein Theaterstück schwierig. Unter dem Motto «Anfangen als Kunst - oder - Wo geht's denn bitte zu unserem Stück» bot der Verein «junges THEATER liechtenstein» den Kollegen vom Fach «eine theaterpädagogische Pfadfinderei» an. Zu j einem Kurs mit Martin Frank vom Theater Basel, trafen sich 13 Fachleute aus Liech­ tenstein und der Schweiz. Gerne nutzten sie die Gelegenheit zum Ausprobieren von Me­ thoden und Formen. Der Austausch mit den Kollegen sorgte für anregende Fachgesprä­ che während der Pausen. Das Theater in seinen vielfältigen Formen ist nur eines der theaterpädagogischcn'The- inen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Mensch, der seine Fähigkeiten vor, auf und hinter der Bühne kennen und nutzen lernen soll. Wie das funktionieren kann, zeigte Martin Frank mit einer breiten Palette von Angeboten: Wahrnehmungsübungen, Ein- stiegsspiele, Schauspieltraining, Improvisa­ tionen, Schreibwerkstätten und vieles mehr. Mit eigenen Geschichten, Körper und Stim­ me entstanden Bilder und Szenen, die im­ mer wieder beeindruckten und zu Neuem anregten. Der Verein «Junges THEATER liechtenstein» formulierte bereits im Früh­ jahr «Zehn Visionen» für seine Arbeit. Ein wichtiger Punkt ist dabei die ständige Weiterbildung. Während draussen der Re­ gen rauschte, ging es in der Alten Weberei Triesen alles andere als beschaulich zu. Die spielerische Annäherung an Stücke oder die Bühne überhaupt sorgte für einigen Trubel und sehr viel Spass auch bei den Fachleuten. Der Dachraum im Spoerry-Areal zeigte sich. dabei einmal mehr als idealer Ort für locke­ res und doch konzentriertes Arbeiten. Wer selbst einmal auf der Bühne gestanden hat, weiss, wie das eigene Spielen die Sicht auf Theaterstücke verändern und vertiefen kann. Aufgabe der Theaterpädagogik ist es, den Blick zu schulen und zu schärfen. Das «junge THEATER liechtenstein» erntete mit seinem Weiterbildungsangebot und seiner Arbeit in und für die Region regen Applaus von den Fachleuten. Nach dem zweieinhalb­ tägigen Workshop waren sich die Teilneh­ menden einig: Wer spielt, gewinnt. (TaK) ANZEICil: Selin.m / Ut'clilcnsk'in Ml, 6.10., 1? h, TaK, Schaan Dimitri: , Teatro Der legendacieClown mit einem Soloprogramm wieder live am TaK v Conzcrto - ur/lKlassik Sa. 9.10., 20 Jv Vaduzer-Saal, Vaduz RSO Saarbrücken Leltungij Stanislaw Skrowaczewjkl t Mit fmndlldwf UntentOtxung der AN K Di; 12.10., 19h,~TaK 
;Foyer, Schaan 
- HörBar «Bruckner-Nachschlag» ybrtragmltMuslkbelsplelen -5 "• www.tak.il. ..immer aut Informiert! .Vorverkauf 
Mo-fr, 9*11 +13.?0-18 h " Telefon (00423)237 5969 ' Fax (00423) 2§7 59,61 
Healed Collages und Ethik Vernissage von «From Altered Paintings to Paintants» im Kunstmuseum Liechtenstein VADUZ - Nach der Warhol- Schau, die das Spätwerk eines fast 20 Jahren toten Künstlers präsentierte, stellt das Kunst­ museum nun den äusserst le­ bendigen Fabian Marcaccio aus, einen jungen Künstler, der aber bereits auf ein ausgebilde­ tes Werk zurückblicken kann. An der gestrigen Vernissage schenkte Marcaccio dem Haus völlig unverhofft ein Bild. «Arno Ltitfla r In Gegenwart des Künstlers und dessen Frau eröffnete Direktor Friedemann Malsch gestern die Ausstellung «From Altered • Pain- . tings to Paintants» des in New York lebenden Fabian Marcaccio. Kern­ stück der Schau ist ein 28 m langes «paintant», das Marcaccio speziell für die Vaduzer Ausstellung ge­ schaffen hat. Kuratorin Christiane Meyer-Stoll schilderte Marcaccio als e:inen äusserst intellektuellen Künstler. Frage der Komplexität Die Frage der Komplexität ist der Dreh- und Angelpunkt in Marcac­ cios Schaffen.-Dem Trend zur Ho­ mogenität setzt er grösstmügliche Heterogenität entgegen. Seine Bil­ der handeln von Veränderung in Zeit und Raum - der Malerei, aber auch des Menschen und seiner Welt. Marcaccios assoziativ-wis- senschaftliche Methode der Analy­ se hat den studierten Philosophen 
Fabian Marcaccio beschenkte das Kunstmuseum Liechtenstein mit einem der gezeigten Bilder. zur Schaffung von mutierenden Gemälden veranlasst, «paintants» eben, ein Begriff, der Assoziatio­ nen an pain, SF, Computerspiele, Genetik und Neurologie weckt. Obwohl sich Marcaccios Arbeits­ weise im Verlauf der Neunzigerjah­ re beim Aufkommen der digitalen 
Bildverarbeitung durch den Einsatz des Computers radikal verändert hat, blieb er doch seinem barock­ ausufernden Ansatz treu: Die Pixel­ welt ist für ihn ebenso abstrakt wie der Pinselstrich aus paint und co- lour. Marcaccio fertigt «healed - d; h. am Computer zusammengefüg­te 
- collages» aus einer irrsinnigen Anzahl interagierender, sich gegen­ seitig druchdringender Elemente. Von der fruchtbaren Arbeits­ atmosphäre in Vaduz sichtlich ange­ tan, schenkte der Künstler dem Haus völlig spontan eines der ge­ zeigten Bilder. Traumhaft schönes Musiktheater Uraufführung der Oper «Tredeschin» im Churer Stadttheater CHUR - «Tredeschin» ist ein klassisches Barockmärchen mit den universalen Motiven «Der Kleine überlistet den Grossen» und «Der Fleissige wird be­ lohnt». Der Bündner Komponist Gion Derungs legte mit der Opernfassung des bekannten Engadiner Märchenstoffs, die am Donnerstag im Stadttheater uraufgeführt wurde, seine drit­ te rätoromanische Oper vor. «Arno löflle r Der bekannte Märchenstoff wurde schon verschiedentlich literarisch und dramatisch bearbeitet. Von Karl Heinrich David (1884-1951) liegen gleich zwei «Tredeschin»- Opern vor, die jedoch beide nie zur Aufführung gelangten. Das Libret­ to von Giaon Antoni Derungs' «Tredeschin»stammt von Derungs' langjährigem Partner Lothar Depla- zes, 
inszeniert wurde das Stück von Michela Gösken. Mario Schwarz dirigiert die Südwestdeutsche Phil­ harmonie Konstanz. Traditionelle Motive und Atonalität Nach dem Verklingen der Ouver­ türe evoziert ein Hornsolo Alpenat­ mosphäre, der arme Tredeschin steht auf der Bühne, gebeugt von der Last eines über ihm dräuenden Styroporgebirges. Doch die depres­ sive Stimmung hält nicht lange an, das Gebirge ruckelt aus dem Bild. Tredeschin, der jugendliche Held, witzigerweise von dem, sehr über­ zeugenden, Bariton (!) Michael Raschle gesungen, findet schnell aus dem Engadiner Jammertal her­ aus und macht in der Fremde sein 
Der trottelige Prinz! Ludivlc (Stefan-A. Rankl) hat dank Ttedeschln (Michael Raschle) seine Schätze wieder und schreitet zur Heldenehrung. Töchterchen Henrietta (Murlel Schwarz) schmollt. Glück. Ein guter Zauberer (Claus- Heinrich Gerstmann, Tenor), der ausserdem die rätoromanisch ge­ sungenen Passagen mit launigen deutschen Glossen versieht, hilft da­ bei ünd schenkt Tredeschin eine Zaubergeige, in Göskens Inszenie­ rung eine eher symbolische, winzi­ ge Spielzeuggeige, die Tredeschin wie einen Ring am Finger trägt und die wie von selbst spielt. Die Klän­ ge einer spielerisch jubilierenden 
Solovioline begleiten jede von Tre- deschins Aktionen. Die Musik ver­ bindet traditionelle Motive ohne einfach aus konkreten Engadiner Volksliedern zu zitieren mit Atona­ lität. Das Ganze wirkt dabei, ob­ wohl eigentlich eine Nummernoper, musikalisch 
sehr geschlossen und verliert sich nie in simpler Nettig­ keit. Auch Inszenierung und Aus­ stattung tragen der Märchenhaftig­ keit mit vielen, projizierten Blumen, 
grell-witzigen Kostümen und Regie- einflillert Rechnung. Viele Elemen­ te, wie der vertrottelte, mit Bonbons sein 
Goldfischglas bewerfende Fürst mit geschniegelter Schleimfri­ sur, 
sind unglaublich komisch/Aber jeder Spass und jede Albernheit ha­ ben ihren Platz und sind in den - märchenhaft überzeichneten - Figu­ ren selbst angelegt. Ein traumhaft schönes Stück Musiktheater! Noch am 2. und 3. 10. im Stadttheater. v *
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.