DONNERSTAG, 26. AUGUST 2004 blatt! INLAND
WIRTSCHAFTSSTANDORT LIECHTENSTEIN WIRTSCHAFTSSTRUKTUR Wirtschaft Liechtenstein: «Beeindruckender Oatenkranz» VADUZ - Von einem beeindruckenden Datenkranz Liechtensteins sprach Fredy Hasenmaile, Senior Economist der Cre dit Suisse Economic & Policy Consul ting, gestern Abend an der Fachhoch schule Liechtenstein zum Thema «Wirt schaftsstandort Liechtenstein - Struk tur und Perspektiven». • Peter Klndle Liechtenstein im Vergleich zur Schweiz und zu ausgewählten, mit unserem Land ver gleichbaren Wirtschaftsregionen: Als Frcdy Hasenmaile (unser Foto) die Vergleichszah- len erläuterte, sprach er von einem beein druckenden Datenkranz. Das vergleichs weise stärkste Bevölkerungswachstum, das höchste Haushaltseinkommen pro Kopf, die stärkste Wertschöpfung und eine beein druckende Exportquote sind jene Zahlen, welche die starke Wirtschaft Liechtensteins auf eindrückliche Weise untermauern. Im Vergleich der Standortqualität - hier spielen Faktoren wie Stcuerbelastung, Ver fügbarkeit von hochqualifizierten Arbeits kräften, der Ausbildungsstandard der Bevöl kerung und die verkehrstechnsiche Erreich barkeit wesentliche Rollen - liegt Liechten stein nach der Analyse von Fredy Hasen maile ebenso weit vorne. Im Vergleich zu den schweizerischen Kantonen belegt unser Land die dritte Stelle nach Zürich und Zug. Defizite im Bildungsbereich Hasenmaile machte in seiner Analyse auch keinen Hehl aus den Schwächen unse res Landes in punkto Wirtschaft. Der Bil dungsstand der Bevölkerung hinkt hinter zahlreichen schweizerischen Kantonen nach. Des Weiteren zeigte der erfahrene Ökonom auf, wie Liechtenstein «Human kapital», also Arbeitnehmer und auch Know-how, rekrutieren piuss. Und auch im Bereich der regionalen Spe zialisierung zeigte Hasenmaile Handlungs bedarf auf: Es finde nur eine zögerliche Ab lösung der traditionellen Industrie durch Spitzentechnologie statt und es gebe ledig lich eine kleine Repräsentanz in Schlüssel-, branchen.
Perspektiven sehen Informationsveranstaltung Wirtschaft: Regierungsrat Frick über das Gesamtkonzept VADUZ - «Liechtenstein lädt ein - Wirtschaftsstandort mit Pers pektiven»: Unter diesem Motto begrüsste Wirtschaftsminister Hansjörg Frick die zahlreichen Gäste in der Fachhochschule Vaduz. Wie Regierungsrat Frick ankündigte, wurde es ein Abend der Information, Diskus sion und Inspiration. •Peter Klndle Information, Diskussion und gege- seitiger Austausch in Wirtschafts fragen: Noch bevor der strukturier te Diskussionsprozess um das neu entwickelte Wirtschaftsleitbild be ginnt, suchte Regierungsrat Hans jörg Frick den Kontakt zur interes sierten Bevölkerung. Warum überhaupt ein Wirtschaftsleitbild? «Der liechtensteinische Wirt- schaftsstandort hat heute - interna tional bewertet - eine gute Aus gangsposition. Faktoren wie eine stabile Wirtschafts-, Rechts- und Finanzlage des Staates, ein poli tisch stabiles Umfeld, das Investi tionssicherheit schafft, ein ausge zeichnetes Humankapital, eine im internationalen Vergleich tiefe Fis kalquote und eine hohe Lebensqua lität sind gute Voraussetzungen für unternehmerisches Handeln und gleichzeitig wichtige Rahmenbe dingungen für den wirtschaftlichen Erfolg von im Land ansässigen Unternehmen», bemerkte Regie rungsrat Hansjörg Frick in seinem Kurzreferat. Jedoch seien die Märkte heutzutage offener, der Wettbewerb internationaler und die Unternehmen wesentlich mobiler geworden. «Weil die anderen
Wirtschaftspolitik, die begeistert: Den Ausführungen von Reglerungsrat Hansjörg Frick und den Experten lauschten nicht nur Politprominenz, sondern auch rund 130 Besucherinnen und Besucher. Standorte ihre Voraussetzungen rasch und teils mit massivem Mitteleinsatz verbessern, ist auch der Wirtschaftsstandort Liechten stein zukünftig verstärktem Wettbe werb ausgesetzt», so das logische Fazit eines engagierten Wirt schaftsministers. Resultat dieser Überlegungen sei die Erarbeitung eines umfassenden Wirtschaftslcit- bildes gewesen. «Das Wirtschafts- leitbild lädt zur Gestaltung ein. Gleichzeitig gibt es Stossrichtun- gen und Handlungsfelder vor.» Nach einer umfassenden Diskus sion werde ein wirtschaftliches Ge samtkonzept dem Landtag zur Kenntnisnahme unterbreitet. * Einbezug aller Interessenten Regierungsrat Hansjörg Frick er klärte an der gestrigen Informa-tionsveranstaltung
erneut, dass er gänzende Ideen, konstruktive Bei träge und Engagement erwünscht seien, um der Wirtschaft die not wendige Kraft zu geben. Mit den zahlreichen Massnhamen (z. B. Ini tiierung des Projektes «Zukunft Fi nanzplatz
Liechtenstein»; Schaf fung einer «Integrierten Finanz marktaufsicht»; Schaffung der «Stiftung Image Liechtenstein»; Erarbeitung eines Energiekonzepts 2013; intelligente Förderlösungen; Bekenntnis zum Tourismus-Stand ort Liechtenstein durch Erarbeitung des Malbun-Konzeptes), welche
im Sinne, der aktiven Wirtschaftspoli tik umgesetzt wurden, seien we sentliche Meilensteine gesetzt wor den.
Ebenso unterstrich der Wirt schaftsminister, dass im Bereich der Arbeitslosigkeit die Impulsprogramme
fortgesetzt würden und weiter auch so genannte Gespräche am runden Tisch stattfinden wer den.
? / • Regierungsrat Hansjörg Frick: «Das Wirtschaftsleitbild lädt zur Gestal tung ein. Gleichzeitig gibt es Stoss- richtungen vor.» Im Spitzenfeld, aber Herausforderungen Ökonom Peter Eisenhut über Liechtensteins Perspektiven VADUZ - Liechtenstein sei reich, sei das am stärksten industria lisierte Land Europas, das welt weit exportstärkste Land und nebenher ein Arbeitsplatzwun der: Abgegrenzt von diesen Weltklasseprädikaten fand Pe ter Eisenhut gestern Abend aber auch mahnende Worte. ' Peter Klndle Das Volkseinkommen in Liechten stein übertrifft das schweizerische Niveau um Sage und schreibe 105 Prozent, jenes der Ostschweiz gar
um 146 Prozent. Des Weiteren, so Peter Eisenhut in seinem gestrigen Referat, sei Liechtenstein export technisch an der Weltspitze zu fin den. Andere, vergleichbare Regio nen (auch in der Ostschweiz) wür den meilenweit zurückfallen. «Dies ist beeindruckend», so der Chef ökonom der IHK St. Gallen-Ap- penzell. Ebenso nur lobende Worte fand der Wirtschaftsexperte für die Beschäftigungsentwicklung unse res Landes. «Liechtenstein scheint in einer anderen Liga zu spielen.» Eisenhut sprach in seinem Kurz referat aber auch die Herausforderungen
und Zukunftsaussichten Liechtensteins an: Der Industrie sektor wird vermehrt unter Druck geraten. Jedoch bestehe eine ausge zeichnete Chance, mit einemt ver gleichweise hohen Lohnniveau im Bereich der hochwertigen Techno logie und Spitzentechnologie auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Ausbildung fördern Ein weiteres Anliegen Eisenhuts für die wirtschaftliche Weiterent wicklung: Die Erwerbsbevölkerung niuss sich besser ausbilden.
Peter Eisenhut sieht Liechtensteins Wirtschaft im Spitzenfeld. PRO
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ANZEIGE Wirtschaftsstandort Liechtenstein Fredy Hasenmaile sieht die Stand ortvorteile sowie -nachfeile Liech tensteins wie folgt: • Hohe wirtschaftliche Leistungskraft • Gute Standortqualität • Junge Bevölkerungsstruktur • Nachhaltige Bevölkerungsentwick lung • Strukturwandel in der Landwirt schaft weit fortgeschritten • Seht* vorteilhafte Branchenstruktur , • Ausgezeichnete Nischenstellung in der traditionellen Industrie • Wettbewerbsfähige Exportindustrie • Hohes Niveau der staatlichen Investi tionstätigkeit • Hoher finanzpolitischer Spielraum
• Einseitige Abhängigkeit der Stand- ortqualitiit von der steuerlichen Attrakti vität : • Defizite im Bildungsstand der Bevöl kerung <• Datenmangel bez.. Weiterbildung • Enger Arbeitsmarkt • Strukturelle Arbeitslosigkeit • Analysemangel bezüglich der Unter- nehmensdemographie • Schmale Basis gewisser Branchen • Unterrepräsentanz in Schlüsselbran- i'chen' ; ?Zögerliche Ablösung der traditionel- ' len Industrie durch die Spitzentechnolo gie 'V- • Hohe konjunkturelle Volatilität v
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